Besitzer von Amazon Echo Show-Geräten berichten von einer drastischen Zunahme aufdringlicher Vollbildwerbung, die die Funktionalität der Smart Displays stark beeinträchtigt. Die Werbeanzeigen erscheinen nun in verschiedenen Bereichen des Systems, vom Foto-Modus bis hin zur Wecker-Funktion, und verwandeln die Geräte nach Ansicht vieler Nutzer in digitale Werbetafeln.
Wichtige Erkenntnisse
- Nutzer von Amazon Echo Show erleben eine massive Zunahme von Vollbildwerbung.
- Die Werbung unterbricht Kernfunktionen wie den Bilderrahmen-Modus und die Anzeige von Rezepten.
- Amazon bewirbt auf den Geräten sogar den eigenen, noch nicht verfügbaren Dienst Alexa Plus.
- Die Werbestrategie wird als Versuch gesehen, die bisher unrentable Hardware-Sparte profitabel zu machen.
- Es gibt inoffizielle Lösungsansätze, um die Werbeanzeigen zumindest teilweise zu reduzieren.
Ein Smart Display wird zur Werbefläche
In den vergangenen Monaten hat sich die Nutzererfahrung für viele Besitzer eines Amazon Echo Show grundlegend verändert. Berichte in Online-Foren wie Reddit und von Technikjournalisten zeichnen ein klares Bild: Die Menge an Werbung auf den intelligenten Bildschirmen ist stark angestiegen. Wo früher nur vereinzelt Hinweise auf Amazon-Produkte oder Audio-Spots in Musik-Streams erschienen, dominieren nun bildschirmfüllende, als „gesponsert“ markierte Anzeigen.
Diese Werbeanzeigen sind nicht mehr auf bestimmte Bereiche beschränkt. Sie erscheinen mitten in der Diashow des Foto-Modus, einer der beliebtesten Funktionen des Geräts. Ebenso werden sie zwischen Informationskarten für Nachrichten, Rezepte oder Musikwiedergabe eingeblendet. Einige Nutzer berichten sogar, dass Werbung neben grundlegenden Funktionen wie dem Wecker angezeigt wird, was die Bedienung erheblich stört.
Hintergrund der Werbestrategie
Amazons Hardware-Sparte, zu der die Echo-Geräte gehören, kämpft seit Jahren damit, profitabel zu werden. Im Gegensatz zu anderen Geschäftsbereichen wie AWS oder dem Online-Handel war die Gerätesparte oft ein Verlustgeschäft. Die verstärkte Einblendung von Werbung kann als direkter Versuch des Unternehmens gesehen werden, eine neue und lukrative Einnahmequelle aus den bereits über 600 Millionen verkauften Alexa-Geräten zu erschließen.
Die Verbindung zu Alexa Plus
Die Zunahme der Werbung fällt zeitlich mit der Ankündigung neuer Echo-Lautsprecher und des KI-gestützten Assistenten Alexa Plus zusammen. Ironischerweise gehört zu der neuen Werbeflut auch Eigenwerbung für ebenjenen Alexa-Plus-Dienst, obwohl dieser sich noch in einer frühen Testphase befindet und für die meisten Kunden gar nicht verfügbar ist. Dieser Umstand sorgt bei vielen Nutzern für zusätzlichen Frust, da sie mit Werbung für ein Produkt konfrontiert werden, das sie nicht nutzen können.
Die aggressive Vermarktung steht im Einklang mit den Aussagen von Amazon-CEO Andy Jassy. In seinem jährlichen Brief an die Aktionäre im April bezeichnete er den verbesserten Sprachassistenten als einen zentralen neuen Umsatztreiber für das Unternehmen. Die aktuelle Werbestrategie scheint ein erster Schritt zu sein, um dieses Ziel zu erreichen.
„Wir gehen davon aus, dass Alexa+ in Zukunft eine noch wichtigere Rolle im Leben dieser Hunderte von Millionen Kunden spielen wird“, schrieb Jassy in seinem Brief an die Aktionäre.
Viele langjährige Nutzer fühlen sich von dieser Entwicklung getäuscht. Sie haben ein Produkt erworben, das als smarter Alltagshelfer beworben wurde, und sehen es nun zu einer reinen Werbeplattform degradiert. Einige ziehen sogar in Erwägung, ihre Geräte zurückzugeben oder nicht mehr zu verwenden.
Keine werbefreie Option verfügbar
Im Gegensatz zu seinen Kindle E-Readern, bei denen Kunden gegen einen Aufpreis eine Version ohne „Spezialangebote“ kaufen können, bietet Amazon für die Echo Show-Geräte keine werbefreie Kaufoption an. Alle Nutzer sind somit der Werbestrategie des Unternehmens ausgesetzt, ohne eine Wahlmöglichkeit zu haben.
Lösungsansätze zur Reduzierung der Werbung
Da es keine offizielle Methode gibt, die Werbung auf dem Echo Show abzuschalten, haben Nutzer in der Community eigene Workarounds entwickelt. Diese Methoden können die Anzeigen zwar nicht vollständig entfernen, aber ihre Häufigkeit und Aufdringlichkeit reduzieren. Zwei Ansätze haben sich als besonders wirksam erwiesen.
1. Eine Alexa-Routine einrichten
Eine Möglichkeit besteht darin, eine Routine in der Alexa-App zu erstellen, die den Foto-Modus direkt startet und so die Startseite mit ihren Werbekacheln umgeht. Dies kann die Anzahl der sichtbaren Anzeigen deutlich verringern.
- Öffnen Sie die Alexa-App auf Ihrem Smartphone.
- Tippen Sie unten rechts auf den Menüpunkt „Mehr“ (Symbol mit drei Strichen).
- Wählen Sie die Option „Routinen“ aus und tippen Sie oben rechts auf das Plus-Symbol, um eine neue Routine zu erstellen.
- Fügen Sie unter „Wenn Folgendes passiert“ einen Auslöser hinzu, zum Beispiel eine bestimmte Uhrzeit oder einen Sprachbefehl.
- Tippen Sie auf „Aktion hinzufügen“, wählen Sie „Benutzerdefiniert“ und geben Sie den Befehl ein: Alexa, starte Photo Frame.
- Speichern Sie die Routine. Sie wird nun zum festgelegten Zeitpunkt automatisch ausgeführt.
Diese Methode sorgt dafür, dass das Display die meiste Zeit im Bilderrahmen-Modus verbleibt, wo Werbung zwar immer noch erscheinen kann, aber seltener als auf dem Hauptbildschirm.
2. Die Gerätesprache ändern
Ein weiterer, etwas ungewöhnlicher Trick, der von vielen Nutzern als erfolgreich beschrieben wird, ist die Änderung der Gerätesprache. Das Umstellen der Sprache auf Englisch (Kanada) scheint die Werbeeinblendungen für viele Nutzer signifikant zu reduzieren oder sogar ganz zu stoppen. Vermutlich sind die Werbekampagnen für diese Region noch nicht so ausgebaut.
- Wischen Sie auf dem Bildschirm Ihres Echo Show von oben nach unten, um das Menü zu öffnen.
- Tippen Sie auf „Einstellungen“ (das Zahnrad-Symbol).
- Scrollen Sie nach unten und wählen Sie „Geräteoptionen“.
- Tippen Sie auf „Gerätesprache“ und wählen Sie aus der Liste „English (Canada)“ aus.
Diese Lösung hat den Nachteil, dass das gesamte System und die Alexa-Antworten fortan auf Englisch sind, was für deutschsprachige Nutzer eine Hürde darstellen kann. Dennoch ist es für viele eine akzeptable Alternative zur ständigen Werbeberieselung.
Ausblick und Nutzerreaktionen
Die Reaktionen der Community sind überwiegend negativ. Viele fühlen, dass der ursprüngliche Nutzen des Geräts durch die aggressive Monetarisierung untergraben wird. Die Debatte zeigt ein grundlegendes Spannungsfeld in der Tech-Branche: Wie können Unternehmen mit vernetzter Hardware langfristig Geld verdienen, ohne die Nutzererfahrung zu zerstören?
Amazons Vorgehen könnte ein Testlauf sein, um die Akzeptanz von Werbung auf Smart-Home-Geräten auszuloten. Ob diese Strategie langfristig erfolgreich sein wird, hängt davon ab, wie viele Kunden bereit sind, diese neue Form der Werbung in ihrem Zuhause zu tolerieren. Die aktuellen Berichte deuten jedoch darauf hin, dass Amazon eine kritische Grenze überschritten haben könnte.





