Das Startup Sandbar, gegründet von zwei ehemaligen Meta-Mitarbeitern, stellt den „Stream“ vor, einen intelligenten Ring, der als sprachgesteuerte Schnittstelle für Notizen, KI-Assistenz und Mediensteuerung dient. Mit einer Finanzierung von 13 Millionen US-Dollar will das Unternehmen den wachsenden, aber umkämpften Markt für KI-Hardware erobern.
Der Markt für sprachgesteuerte KI-Geräte wächst stetig, mit Produkten in Form von Karten, Anhängern und Armbändern. Nun betritt mit Sandbar ein neues Unternehmen die Bühne, das auf den Ring als Formfaktor setzt. Der CEO Mina Fahmi bezeichnet den Stream als „Maus für die Stimme“ und will damit die Lücke zwischen spontanen Gedanken und deren Festhalten schließen.
Ein Werkzeug zur Gedankenerfassung
Die Idee für den Stream entstand aus einem persönlichen Bedürfnis des Gründers Mina Fahmi. Während seiner Zeit bei Unternehmen wie Kernel und Magic Leap, wo er an Mensch-Computer-Schnittstellen arbeitete, fiel ihm auf, wie oft kreative Einfälle in unpassenden Momenten entstehen – etwa beim Spazierengehen oder Pendeln.
„Viele meiner Ideen entstehen, wenn ich unterwegs bin, und ich möchte diesen Moment nicht unterbrechen, indem ich mein Handy heraushole“, erklärte Fahmi. Das Ziel war es, ein Gerät zu entwickeln, das Gedanken im Moment ihres Entstehens festhalten kann, ohne den Nutzer aus seiner Umgebung zu reißen. Gemeinsam mit seinem Mitgründer Kirak Hong, der zuvor bei Google und CTRL-Labs tätig war, entwickelte er das Konzept des Stream-Rings.
Hintergrund der Gründer
Die Expertise der Gründer ist tief in der Entwicklung von Mensch-Maschine-Schnittstellen verwurzelt. Mina Fahmi und Kirak Hong lernten sich bei CTRL-Labs kennen, einem Startup, das sich auf neuronale Interfaces spezialisierte und 2019 von Meta übernommen wurde. Ihre Arbeit dort legte den Grundstein für Metas Entwicklungen im Bereich smarter Wearables.
Der Ring soll genau dieses Problem lösen. Er wird am Zeigefinger der dominanten Hand getragen und verfügt über ein integriertes Mikrofon sowie eine berührungsempfindliche Oberfläche. Das Mikrofon ist standardmäßig deaktiviert und wird nur durch Gedrückthalten des Touchpads aktiviert, was die Privatsphäre der Nutzer gewährleisten soll.
Funktionsweise und diskrete Nutzung
In der Praxis ermöglicht der Stream eine unauffällige Interaktion. Das Mikrofon ist so empfindlich, dass es selbst Flüstern zuverlässig erfasst und in der zugehörigen iOS-App transkribiert. Dies erlaubt es Nutzern, Notizen zu machen oder To-do-Listen zu erstellen, ohne laut sprechen zu müssen.
Die Begleit-App nutzt einen KI-Chatbot, der die aufgenommenen Gedanken in strukturierte Notizen umwandelt. Diese können anschließend vom Nutzer oder von der KI weiter bearbeitet werden. Eine Zoom-Funktion erlaubt es, die gesammelten Ideen über Tage oder Wochen hinweg zu überblicken.
„Wir wollten verstehen, was nötig ist, um einen Gedanken in dem Moment festzuhalten, in dem er aufkommt. So sind wir auf Stream gekommen.“ - Mina Fahmi, CEO von Sandbar
Für zusätzliche Diskretion sorgt haptisches Feedback. Wenn eine Notiz erfolgreich aufgezeichnet wurde, vibriert der Ring kurz. In lauten Umgebungen oder für private Gespräche mit dem KI-Assistenten können Kopfhörer verbunden werden.
Mehr als nur ein Notizgerät
Obwohl die Hauptfunktion des Stream die sprachgesteuerte Notizerfassung ist, haben die Entwickler weitere Features integriert. Die flache Oberfläche des Rings dient gleichzeitig als Mediencontroller. Nutzer können damit Musik abspielen, pausieren, Titel überspringen und die Lautstärke anpassen.
Diese Funktion könnte sich als nützlich erweisen, wenn die Hände beschäftigt sind oder das Smartphone nicht griffbereit ist. Sie ergänzt die Funktionalität vieler Kopfhörer und positioniert den Ring als zentrales Steuerungselement für den Alltag.
Daten und Datenschutz
Sandbar betont, dass Nutzer die volle Kontrolle über ihre Daten behalten. Die Daten werden sowohl bei der Übertragung als auch bei der Speicherung verschlüsselt. Das Unternehmen plant zudem, den Export von Daten zu beliebten Anwendungen wie Notion zu ermöglichen, um eine offene Plattform zu schaffen.
Ein weiteres Merkmal ist die Personalisierung. Die Stimme des KI-Assistenten wird so angepasst, dass sie der Stimme des Nutzers ähnelt, was eine natürlichere Interaktion fördern soll.
Marktumfeld und Zukunftsaussichten
Sandbar betritt einen Markt, der von starkem Wettbewerb und hohen Erwartungen geprägt ist. Zahlreiche Unternehmen experimentieren mit KI-Hardware, doch der große Durchbruch für ein einzelnes Gerät steht noch aus. Projekte wie Humane und Rabbit haben gezeigt, wie schwierig es ist, die Nutzer von einem neuen Formfaktor zu überzeugen.
Toni Schneider, Partner beim Investor True Ventures, zeigte sich anfangs skeptisch gegenüber KI-Geräten. „Wir haben uns viele angesehen, und die meisten haben das Ziel nicht ganz getroffen. Als Mina hereinkam und uns die Demo zeigte, hat es für uns Sinn ergeben“, so Schneider.
Wichtige Fakten zum Sandbar Stream
- Funktionen: Sprachnotizen, KI-Assistenz, Mediensteuerung.
- Bedienung: Touchpad zur Aktivierung des Mikrofons, erfasst auch Flüstern.
- Feedback: Haptische Rückmeldung bei erfolgreicher Aufnahme.
- App: iOS-App mit KI-Chatbot zur Organisation von Notizen.
- Preis: 249 US-Dollar (Silber) und 299 US-Dollar (Gold) in der Vorbestellung.
- Abonnement: Optionales Pro-Abo für 10 US-Dollar pro Monat für unbegrenzte Nutzung.
Fahmi positioniert den Stream bewusst nicht als allumfassenden Assistenten, sondern als spezialisierte Schnittstelle zur Ideenerfassung. Der Fokus liegt darauf, Nutzern ein Werkzeug an die Hand zu geben, mit dem sie ihre Kreativität und Produktivität steigern können, während sie die volle Kontrolle behalten.
Der Erfolg von Sandbar wird davon abhängen, ob der Ring einen echten Mehrwert gegenüber der Nutzung eines Smartphones oder anderer Wearables bieten kann. Die Bequemlichkeit und die unauffällige Bedienung könnten die entscheidenden Vorteile sein, um sich in diesem dynamischen Markt zu etablieren.





