Besitzer von Amazon Echo Show-Geräten berichten zunehmend von aufdringlicher Vollbildwerbung, die auf den Smart-Displays erscheint. Diese Entwicklung verwandelt die Geräte, die oft als digitale Bilderrahmen genutzt werden, in Werbeflächen und sorgt für erheblichen Unmut bei den Nutzern, die sich über die unerwartete Monetarisierung beschweren.
Die Werbeanzeigen unterbrechen persönliche Inhalte wie Familienfotos und sind nach Angaben von Nutzern schwer zu deaktivieren. Amazon verteidigt die Maßnahme als Möglichkeit für Kunden, neue Produkte zu entdecken, doch viele fühlen sich getäuscht, da die Geräte nicht als werbefinanziert verkauft wurden.
Wichtige Erkenntnisse
- Auf Amazon Echo Show-Geräten wird vermehrt bildschirmfüllende Werbung angezeigt.
- Nutzer kritisieren, dass die Anzeigen persönliche Inhalte wie Fotos unterbrechen und aufdringlich sind.
- Amazon bezeichnet die Werbung als Service zur Produktentdeckung und verweist auf Feedback-Optionen.
- Im Gegensatz zu Kindle-Geräten gab es beim Kauf keine Option für eine werbefreie Version oder einen Preisnachlass.
- Die wachsende Unzufriedenheit führt dazu, dass einige Nutzer ihre Geräte abschalten oder Rückerstattungen fordern.
Vom persönlichen Assistenten zur Werbeplattform
Die Smart Displays der Echo-Show-Reihe von Amazon waren ursprünglich als nützliche Alltagshelfer konzipiert. Sie sollten Termine verwalten, Rezepte anzeigen, Videoanrufe ermöglichen und als digitaler Bilderrahmen für persönliche Erinnerungen dienen. In den letzten Monaten hat sich diese Erfahrung für viele Nutzer jedoch grundlegend geändert.
Immer häufiger erscheinen gesponserte Werbeanzeigen, die den gesamten Bildschirm einnehmen. Diese Anzeigen unterbrechen den normalen Betrieb, sei es die Anzeige von Nachrichten-Widgets oder die Diashow privater Fotos. Ein Nutzer berichtete, dass zwischen einem Hochzeitsfoto seiner Tochter und einem Babybild seines Sohnes plötzlich eine Werbung für ein pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel erschien – und sich mehrfach wiederholte.
Hintergrund der Werbeintegration
Werbung ist kein gänzlich neues Phänomen im Alexa-Ökosystem. Funktionen wie „Übrigens...“-Vorschläge nach einer Sprachinteraktion oder die Shopping-Kategorie auf dem Startbildschirm gibt es schon länger. Die neue Form der Vollbildwerbung ist jedoch deutlich aggressiver und direkter, was zu einer neuen Welle der Kritik geführt hat.
Diese Entwicklung wird von vielen Kunden als Vertrauensbruch empfunden. Beim Kauf der Geräte gab es keinen Hinweis darauf, dass es sich um ein werbefinanziertes Produkt handelt. Anders als bei den Kindle E-Readern bot Amazon keine vergünstigte Version mit Werbung oder eine teurere, werbefreie Alternative an. Dieser Umstand verstärkt das Gefühl eines „Bait-and-Switch“-Manövers, bei dem Kunden ein Produkt unter falschen Annahmen erworben haben.
Amazons offizielle Haltung und Nutzerreaktionen
Amazon hat die Einführung der neuen Werbeformate bestätigt und begründet sie als strategische Entscheidung. Das Unternehmen sieht darin eine Möglichkeit, die Einnahmen seiner defizitären Hardware-Sparte zu steigern. Bereits im Sommer 2024 hatte CEO Andy Jassy in einem Gespräch mit Investoren die Monetarisierung von Alexa als wichtigen Schritt für die Zukunft des Geschäftsbereichs bezeichnet.
Die Argumentation des Managements
Panos Panay, Leiter der Abteilung Amazon Devices & Services, äußerte sich zur Kritik an der Werbung. In einem Interview erklärte er, dass eine relevante Anzeige kein Störfaktor, sondern ein „Mehrwert“ sei. Wenn ein Kunde nach etwas Bestimmtem suche und eine Anzeige ihm helfe, dies schneller zu finden, sei das eine positive Erfahrung.
„Es gibt Momente bei einem Produkt, in denen Werbung nicht immer schlecht ist“, so Panay. Er räumte jedoch ein, dass die „Zufälligkeit“ einiger aktueller Werbeeinblendungen nicht ideal sei. Das Ziel sei es, „elegant sicherzustellen, dass man die Informationen hervorhebt, die ein Kunde benötigt.“
Die Realität vieler Nutzer sieht jedoch anders aus. Die angezeigte Werbung für Produkte wie Sportchips oder Tischbilderrahmen wird oft als irrelevant und störend empfunden.
Die Community wehrt sich
In Online-Foren wie Reddit ist die Frustration deutlich spürbar. Zahlreiche Threads sind gefüllt mit Beschwerden von Echo-Show-Besitzern. Viele berichten, dass sie ihre Geräte enttäuscht vom Stromnetz getrennt haben. Einige Nutzer behaupten sogar, nach direkter Beschwerde beim Kundenservice eine Rückerstattung für ihr Gerät erhalten zu haben.
In ihrer Not suchen Nutzer nach kreativen Lösungen, um die Werbung zu umgehen. Zu den diskutierten Methoden gehören:
- Spracheinstellungen ändern: Ein Wechsel der Systemsprache auf „Kanadisches Englisch“ soll die Werbung vorübergehend deaktivieren, da das Programm dort noch nicht ausgerollt wurde.
- Kindermodus aktivieren: Die Aktivierung des Kindermodus (Amazon Kids) unterbindet ebenfalls die Anzeige von Werbung, schränkt aber gleichzeitig die Funktionalität des Geräts ein.
- Rotations-Inhalte deaktivieren: Nutzer versuchen, in den Einstellungen so viele Inhaltskategorien wie möglich zu deaktivieren, um die Anzahl der Werbeeinblendungen zu reduzieren.
Diese Notlösungen zeigen, wie sehr die Werbung das Nutzererlebnis beeinträchtigt. Ein Gerät in seiner Funktion einschränken zu müssen, um es benutzbar zu machen, stellt für viele den eigentlichen Zweck infrage.
Keine einfache Deaktivierung möglich
Auf die direkte Frage, ob sich die Werbung vollständig abschalten lässt, gab eine Amazon-Sprecherin eine ausweichende Antwort. Laut Lauren Raemhild sei Werbung „ein kleiner Teil der Erfahrung“, der Kunden helfe, neue Inhalte zu entdecken. Nutzern wird empfohlen, Anzeigen wegzuwischen oder über das Informationssymbol Feedback zu geben. Dies stoppt jedoch nicht das Erscheinen weiterer Werbung.
Die Zukunft des Smart Homes im Wandel
Die aggressive Werbestrategie von Amazon wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen des gesamten Smart-Home-Marktes. Während Amazon mit Alexa über einen der fortschrittlichsten Sprachassistenten verfügt, scheint das Unternehmen Schwierigkeiten zu haben, ein nachhaltiges Geschäftsmodell ohne ständige Verkaufsversuche zu finden.
Der Wettbewerb bietet ebenfalls keine perfekten Alternativen. Google scheint seine Smart-Home-Sparte zeitweise zu vernachlässigen, was bei Kunden zu Unsicherheit über die Langlebigkeit der Produkte führt. Apple Home bietet ein geschlossenes und oft teures Ökosystem, und der Sprachassistent Siri gilt im Vergleich zur Konkurrenz als weniger leistungsfähig.
Die Einführung von „Alexa Plus“, einer erwarteten Premium-Version des Sprachassistenten, könnte die Situation weiter verkomplizieren. Es wird spekuliert, dass Amazon zukünftig noch mehr Funktionen hinter Bezahlschranken verlagern oder die kostenlose Version noch stärker mit Werbung finanzieren könnte.
Für Amazon steht viel auf dem Spiel. Um das Vertrauen der Kunden langfristig zu erhalten und die Vision eines intelligenten, vernetzten Zuhauses zu verwirklichen, muss das Unternehmen einen Weg finden, echten Mehrwert zu bieten, anstatt seine Nutzerbasis primär als Werbezielgruppe zu betrachten. Die aktuelle Strategie bei den Echo-Show-Geräten scheint diesem Ziel direkt entgegenzuwirken.





