Apple hat eine aktualisierte Version seines Mixed-Reality-Headsets, der Vision Pro, vorgestellt. Angetrieben von einem neuen M5-Chip, verspricht das Gerät technische Verbesserungen in den Bereichen Leistung, Display und Tragekomfort. Trotz der Fortschritte bleibt die grundlegende Herausforderung bestehen: Die Nutzung fühlt sich für viele weiterhin isolierend an und die Brücke zum alltäglichen Gebrauch ist noch nicht vollständig geschlagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die neue Vision Pro wird von Apples M5-Chip angetrieben, der eine höhere Leistung und Effizienz ermöglicht.
- Ein neu gestaltetes Kopfband, das „Dual Knit Band“, verbessert die Gewichtsverteilung und den Tragekomfort erheblich.
- Die Bildwiederholfrequenz wurde auf 120 Hz erhöht, was für eine flüssigere Darstellung sorgt.
- Trotz technischer Verbesserungen bleibt das Gefühl der sozialen Isolation eine zentrale Hürde für die breite Akzeptanz des Geräts.
Ein technisches Upgrade mit spürbaren Verbesserungen
Das Herzstück der neuen Vision Pro ist der M5-Prozessor. Dieser Chip ist nicht nur eine schrittweise Verbesserung, sondern die Grundlage für mehrere spürbare Optimierungen. Eine der wichtigsten Neuerungen ist die Erhöhung der maximalen Bildwiederholfrequenz der internen Micro-OLED-Displays von 100 Hz auf 120 Hz. Dies führt zu einer sichtbar flüssigeren Darstellung bei schnellen Kopfbewegungen oder beim Scrollen durch Inhalte.
Auch die Akkulaufzeit profitiert von der Effizienz des neuen Chips. Apple gibt eine Videowiedergabezeit von bis zu drei Stunden an, während die allgemeine Nutzungsdauer bei etwa zweieinhalb Stunden liegt. Das ist zwar keine Revolution, aber eine willkommene Verbesserung für längere Arbeitssitzungen oder Filmabende.
Schärfere Darstellung und schnellere Verarbeitung
Durch eine Technik namens „Foveated Rendering“, bei der nur der Bereich scharf dargestellt wird, auf den die Augen blicken, kann der M5-Chip die verfügbaren Pixel effektiver nutzen. Das Ergebnis ist eine um 10 Prozent höhere Anzahl an sichtbaren Pixeln, was sich vor allem in schärferem Text bemerkbar macht. Auch die Passthrough-Funktion, die die reale Umgebung anzeigt, wirkt dadurch etwas klarer, auch wenn sie noch nicht die volle Schärfe der Realität erreicht.
Leistung im Detail
- Prozessor: Apple M5
- Display: 120 Hz Bildwiederholfrequenz
- Akkulaufzeit: Bis zu 3 Stunden Videowiedergabe
- Besonderheit: KI-gestützte Umwandlung von 2D-Fotos in immersive 3D-Bilder wurde beschleunigt.
Der Komfortfaktor: Ein neues Kopfband macht den Unterschied
Eine der am häufigsten genannten Kritiken am ersten Modell war das hohe Gewicht, das fast ausschließlich auf der Vorderseite lastete. Apple hat hierauf reagiert und ein neues Kopfband namens „Dual Knit Band“ entwickelt. Dieses Band, das für 99 US-Dollar auch für das erste Modell erhältlich ist, fügt einen Riemen hinzu, der über den Kopf verläuft, sowie integrierte Gewichte im hinteren Teil.
Diese Konstruktion sorgt für eine deutlich bessere Balance. Obwohl das Gesamtgewicht des Headsets leicht gestiegen ist, fühlt es sich auf dem Kopf ausgewogener und weniger frontlastig an. Dies ist ein entscheidender Fortschritt für den Langzeitkomfort und macht mehrstündige Nutzungsszenarien realistischer.
Die Software-Erfahrung: Zwischen Magie und Mangel
Die Vision Pro bietet weiterhin Momente, die als magisch beschrieben werden können. Das Betrachten von immersiven 3D-Fotos und -Videos, die mit dem Headset oder einem neueren iPhone aufgenommen wurden, vermittelt ein starkes Gefühl der Präsenz. Besonders persönliche Aufnahmen, wie die ersten Schritte eines Kindes, erhalten so eine neue emotionale Tiefe.
„Es ist im Moment das Nächste, was ich geliebten Menschen, die inzwischen verstorben sind, sein kann. Und ich liebe es, die Babyzehen meiner Tochter von vor einem Jahr in 3D zu sehen.“
Auch das Arbeiten mit mehreren schwebenden Fenstern oder das Ansehen von Filmen auf einer riesigen virtuellen Leinwand ist beeindruckend. Mit visionOS wurden zudem Widgets eingeführt, die an festen Positionen im Raum verankert werden können. So kann eine Playlist oder ein digitales Fotoalbum dauerhaft an der Wohnzimmerwand „hängen“.
Das Problem mit den Inhalten
Trotz der beeindruckenden Technologie bleibt die Bibliothek an speziell produzierten immersiven Inhalten überschaubar. Die verfügbaren Clips und Mini-Dokumentationen sind oft kurz und wirken eher wie technische Demonstrationen als vollwertige Unterhaltung. Apple plant zwar, ab 2026 NBA-Spiele anzubieten, die ein Gefühl vermitteln sollen, als säße man direkt am Spielfeldrand, doch bis dahin bleibt der Mangel an Inhalten eine Schwachstelle.
Die unüberwindbare Hürde: Das Gefühl der Isolation
Trotz aller technischen Fortschritte hat Apple das Kernproblem der Vision Pro noch nicht gelöst: die soziale Isolation. Das Aufsetzen des Headsets ist eine bewusste Handlung, die den Nutzer von seiner unmittelbaren Umgebung trennt. Man zieht sich in eine eigene Welt zurück, was das Erlebnis für viele einsam macht.
Die Interaktion mit der realen Welt bleibt umständlich. Für ein direktes Gespräch, um das Telefon zu beantworten oder den Hund zu streicheln, nehmen die meisten Nutzer das Headset ab. Auch die „Personas“, die digitalen 3D-Avatare der Nutzer, sind zwar detaillierter geworden, können aber die physische Anwesenheit nicht ersetzen – zumal kaum jemand im Freundeskreis ein 3.499-Dollar-Gerät besitzt, um sich virtuell zu treffen.
Selbst bei der Arbeit, wo die Vision Pro als produktives Werkzeug positioniert wird, stellt sich nach einigen Stunden oft ein Gefühl der Klaustrophobie ein. Die Freiheit, sich die Haare zu raufen, die Nase zu reiben oder einfach im Raum auf und ab zu gehen, ohne ein Gerät auf dem Kopf zu haben, wird von vielen Nutzern bevorzugt.
Letztlich ist die Vision Pro mit M5-Chip eine beeindruckende technologische Leistung und das derzeit beste VR/MR-Headset auf dem Markt. Sie ist schneller, komfortabler und ausgefeilter als ihr Vorgänger. Doch solange Apple keine Lösung für das Gefühl der Einsamkeit findet und das Produkt nicht kleiner, leichter und deutlich günstiger wird, bleibt es ein Nischenprodukt für Enthusiasten – eine faszinierende, aber einsame Zukunftsvision.





