Aktuellen Berichten zufolge hat Apple die Entwicklung aller zukünftigen Vision-Headsets vorerst gestoppt. Das Unternehmen richtet seine Ressourcen stattdessen auf die Entwicklung einer intelligenten Brille (Smart Glasses), was die langfristige Strategie für das „Spatial Computing“ grundlegend in Frage stellt.
Die Entscheidung betrifft sowohl ein geplantes Nachfolgemodell der Vision Pro als auch eine günstigere Variante, die unter dem Codenamen „Vision Air“ bekannt war. Für Kunden und Entwickler bedeutet dies eine Phase der Unsicherheit, da die Zukunft der Produktlinie von einem kleinen Hardware-Update abhängt.
Die wichtigsten Punkte
- Berichten zufolge sind die Entwicklungsarbeiten an der Vision Pro 2 und dem günstigeren „Vision Air“ Headset vollständig pausiert.
- Apple verlagert seinen strategischen Fokus auf die Entwicklung von Smart Glasses, um besser mit Konkurrenten wie Meta mithalten zu können.
- Ein kleines Hardware-Upgrade für das bestehende Vision-Pro-Modell mit einem M5-Chip wird in Kürze erwartet, um die aktuelle Produktlinie vorerst aufrechtzuerhalten.
- Die ursprüngliche Vision eines mehrstufigen Headset-Angebots nach dem Vorbild des iPhones scheint aufgegeben worden zu sein.
Apples ursprünglicher Plan für das Spatial Computing
Als Apple die Vision Pro Mitte 2023 vorstellte, präsentierte das Unternehmen das Gerät als den Beginn einer neuen Ära des „Spatial Computing“. Die Technologie sollte in ihrer Bedeutung eines Tages mit dem iPhone konkurrieren. Mit einem Startpreis von 3.499 US-Dollar war klar, dass es sich zunächst um ein Nischenprodukt für frühe Anwender und Entwickler handelte.
Hinter den Kulissen arbeitete Apple jedoch bereits an einer mehrjährigen Strategie, um die Technologie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Diese Strategie basierte auf einem Zwei-Säulen-Modell, das sich bei anderen Apple-Produkten wie dem iPhone, iPad und MacBook bewährt hat.
Das günstigere Modell „Vision Air“
Im Zentrum der Pläne stand ein leichteres und deutlich günstigeres Headset, das intern als „Vision Air“ bezeichnet wurde. Das Ziel war, das Gewicht um mehr als 40 % und den Preis um rund 50 % zu reduzieren. Damit sollte ein Preisbereich erreicht werden, der für den Massenmarkt attraktiv ist.
Um diese Kostensenkung zu erreichen, plante Apple den Einsatz günstigerer Display-Panels und einer vereinfachten Optik. Zudem sollten einige weniger essenzielle Funktionen wegfallen und die Ergonomie verbessert werden, um einen höheren Tragekomfort zu gewährleisten.
Die nächste Generation der Vision Pro 2
Parallel dazu war eine überarbeitete Vision Pro 2 vorgesehen, die nach der Markteinführung der „Vision Air“ erscheinen sollte. Der Zeitplan für dieses High-End-Modell verschob sich Berichten zufolge zuletzt auf das Jahr 2028. Die zweite Generation sollte ein leichteres Design, fortschrittlichere Displays und eine längere Akkulaufzeit bieten, während der Preis ebenfalls gesenkt werden sollte.
Die Zwei-Säulen-Strategie
Apples Vorgehen, eine Standard- und eine Pro-Version eines Produkts anzubieten, ist ein bewährtes Erfolgsmodell. Es ermöglicht dem Unternehmen, sowohl preissensible Käufer als auch professionelle Anwender mit spezifischen Anforderungen anzusprechen. Diese Strategie sollte auch die Vision-Produktlinie etablieren und das Wachstum im Bereich Spatial Computing beschleunigen.
Die schrittweise Abkehr von der Roadmap
Obwohl die ursprüngliche Vision ambitioniert war, zeigte sich bereits kurz nach der Markteinführung, dass die Begeisterung für die Vision Pro schneller abkühlte als erwartet. Hohe Kosten, das erhebliche Gewicht und ein Mangel an überzeugenden Anwendungsfällen schränkten die Attraktivität selbst unter Technik-Enthusiasten stark ein.
Diese Marktrealität zwang Apple bereits Mitte 2024 zu ersten Kurskorrekturen. Einem Bericht von The Information zufolge legte das Unternehmen die Entwicklung der Vision Pro 2 auf Eis, um alle verfügbaren Ingenieurskapazitäten auf das günstigere „Vision Air“ zu konzentrieren. Die Hoffnung war, dessen Markteinführung zu beschleunigen.
Produktionsstopp des ersten Modells
Im Oktober 2024 deuteten undichte Stellen in der Lieferkette darauf hin, dass Apple die Produktion der ersten Generation der Vision Pro aufgrund schwacher Nachfrage und überschüssiger Komponentenlagerbestände drosselte. Es wird angenommen, dass die Produktion Ende des Jahres vollständig eingestellt wurde.
Doch auch die Entwicklung der „Vision Air“ gestaltete sich schwierig. Apple hatte Mühe, die Kosten signifikant zu senken, ohne zu viele zentrale Funktionen zu opfern. Der angestrebte Veröffentlichungstermin verschob sich von Ende 2024 auf Ende 2025.
Vollständiger Entwicklungsstopp und der neue Fokus
Die entscheidende Wende kam diesen Monat mit einem Bericht von Bloomberg. Demnach hat Apple nun auch die Arbeiten an der günstigeren „Vision Air“ pausiert. Laut dem Bericht möchte das Unternehmen die Entwicklung eines Smart-Glasses-Produkts beschleunigen, um direkter mit Meta konkurrieren zu können.
Wenn die Berichte von Bloomberg und The Information zutreffen, bedeutet dies, dass sich derzeit kein neues Headset-Modell mehr in der aktiven Entwicklung befindet. Apples ursprüngliche Roadmap für Mixed-Reality-Headsets ist damit praktisch zusammengebrochen.
„Während das Unternehmen das Spatial Computing wahrscheinlich nicht vollständig aufgeben wird, werden seine nächsten Schritte mit ziemlicher Sicherheit ganz anders aussehen als das Headset, das es 2024 auf den Markt gebracht hat.“
Der neue Fokus liegt nun auf einer leichteren, alltagstauglicheren Brille, die eher einer traditionellen Brille ähnelt als einem klobigen Headset. Dieser Schritt deutet darauf hin, dass Apple die Headset-Technologie in ihrer jetzigen Form als eine technologische Sackgasse für den Massenmarkt betrachten könnte.
Was kommt als Nächstes für die Vision Pro?
Trotz des Entwicklungsstopps für neue Modelle wird die Vision Pro nicht sofort vom Markt verschwinden. Apple scheint eine Übergangslösung zu planen, um die bestehende Hardware für einige weitere Jahre relevant zu halten und gleichzeitig die Lagerbestände an Komponenten zu verwerten.
Das M5-Hardware-Update
Es wird erwartet, dass Apple in den kommenden Wochen eine leicht aktualisierte Version der Vision Pro vorstellt. Diese soll mit dem neuen M5-Chip ausgestattet sein, der 2022 eingeführten M2-Chip ersetzt. Möglicherweise wird auch ein Co-Prozessor der zweiten Generation, der „R2“, sowie ein neues „Dual Knit“-Kopfband verbaut.
Dieses Upgrade wurde bereits durch Einreichungen bei der US-Kommunikationsbehörde FCC angedeutet. Es handelt sich jedoch nicht um ein Redesign, sondern lediglich um eine technische Auffrischung der bestehenden Hardware. Das grundlegende Design, Gewicht und der Preis dürften unverändert bleiben.
Eine unsichere Zukunft
Das M5-Update könnte für bestehende Nutzer oder interessierte Neukunden ein solides Upgrade darstellen, wird aber die grundlegenden Probleme des Geräts nicht lösen. Ohne ein Nachfolgemodell am Horizont wird die Vision Pro-Produktlinie in den Jahren 2027 bis 2028 voraussichtlich veraltet sein.
Die Veröffentlichung von visionOS 26 und das M5-Update zeigen zwar, dass Apple die Plattform kurzfristig weiter unterstützt. Die plötzliche strategische Neuausrichtung auf Smart Glasses und künstliche Intelligenz wirft jedoch einen langen Schatten auf die Zukunft von Apples Mixed-Reality-Headsets. Es bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen die Entwicklung zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufnimmt oder ob die Vision Pro ein einmaliges Experiment bleibt.





