Eine langjährige Regel für Videospieler ist außer Kraft gesetzt: Spielkonsolen werden nicht mehr günstiger, sondern teurer. Microsoft, Sony und sogar Nintendo haben die Preise für ihre aktuellen Geräte erhöht. Diese Entwicklung kehrt einen jahrzehntelangen Trend um und stellt Verbraucher vor neue Kaufentscheidungen in einem sich wandelnden Markt.
Die Preisanstiege betreffen die gesamte Branche, von der Hardware bis hin zu Spielen und Zubehör. Für Konsumenten bedeutet dies, dass das Zögern beim Kauf einer Konsole nicht mehr zu Einsparungen führt, sondern potenziell höhere Kosten nach sich zieht.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Preise für Xbox Series X/S, PlayStation 5 und Nintendo Switch sind gestiegen.
- Dies bricht mit der Tradition, dass Konsolen im Laufe ihres Lebenszyklus günstiger werden.
- Wirtschaftliche Faktoren, die von Unternehmen als „makroökonomische Bedingungen“ bezeichnet werden, treiben die Kosten in die Höhe.
- Die Preissteigerungen könnten den Wandel hin zu PC-Gaming und Abo-Modellen beschleunigen.
Ein historischer Trend wird umgekehrt
Früher galt der Kauf einer Spielkonsole zum Verkaufsstart als unklug. Die Geräte waren teuer, das Spieleangebot begrenzt und technische Mängel nicht selten. Geduldige Käufer wurden oft mit günstigeren, kleineren und technisch verbesserten Versionen belohnt. Doch diese Weisheit hat in der aktuellen Konsolengeneration ihre Gültigkeit verloren.
Wer sich zu Beginn für eine PlayStation 5 oder Xbox Series X entschied, hat aus heutiger Sicht eine kluge Entscheidung getroffen. Anstatt zu fallen, sind die Preise für Videospielkonsolen gestiegen, was eine signifikante Abkehr von der bisherigen Marktlogik darstellt.
Der traditionelle Konsolen-Lebenszyklus
In der Vergangenheit folgten Konsolengenerationen einem vorhersehbaren Muster. Nach der Markteinführung sanken die Preise schrittweise. Etwa zur Hälfte des Lebenszyklus erschienen oft „Slim“-Versionen, die kleiner, leiser und deutlich günstiger waren. Ein Beispiel hierfür sind die PlayStation 4 Slim und die Xbox One S, die den Markt für eine breitere Käuferschicht öffneten.
Konkrete Preiserhöhungen bei allen großen Anbietern
Die jüngsten Preisanpassungen verdeutlichen den branchenweiten Trend. Die Hersteller reagieren auf veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen und geben die gestiegenen Kosten an die Verbraucher weiter.
Microsofts Xbox Series X und S
Microsoft hat den Preis seiner Konsolen mehrfach angehoben. Die leistungsstarke Xbox Series X, die Ende 2020 für 499 US-Dollar auf den Markt kam, kostet nach der jüngsten Erhöhung nun 649,99 US-Dollar. Das ist ein Anstieg von 150 US-Dollar gegenüber dem ursprünglichen Preis.
Auch die kleinere, digitale Xbox Series S ist von den Anpassungen betroffen. Ihr Preis stieg auf 399,99 US-Dollar. Diese Erhöhungen erfolgten schrittweise, mit einer ersten Anpassung in vielen Ländern außerhalb der USA bereits 2023, gefolgt von weiteren Schritten im Mai und zuletzt im September 2025.
Sony zieht mit der PlayStation 5 nach
Sony hat ebenfalls auf die Marktlage reagiert und den Preis für beide Modelle der PlayStation 5 im August um 50 US-Dollar erhöht. Als das Unternehmen 2023 eine schlankere Version der PS5 vorstellte, ersetzte diese lediglich das ursprüngliche Modell zum gleichen Preis, anstatt eine günstigere Alternative zu schaffen. Dies war bereits ein erstes Anzeichen dafür, dass die Ära der Preissenkungen vorbei sein könnte.
Nintendo Switch: Selbst ältere Hardware wird teurer
Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung bei Nintendo. Das Unternehmen erhöhte den Preis für die originale Nintendo Switch – ein Modell aus dem Jahr 2017 – um 40 US-Dollar. Dass selbst eine über acht Jahre alte Konsole teurer wird, unterstreicht die Intensität des aktuellen Kostendrucks.
Die Gründe hinter den steigenden Preisen
Die Unternehmen selbst sprechen oft vage von „Veränderungen im makroökonomischen Umfeld“ oder „Marktbedingungen“. Hinter diesen Formulierungen verbergen sich handfeste wirtschaftliche Faktoren, die die gesamte Elektronikbranche betreffen.
Der Hauptgrund sind wahrscheinlich Zölle und gestörte Lieferketten, die die Produktions- und Transportkosten in die Höhe treiben. Diese Faktoren wirken sich auf praktisch alle Konsumgüter aus, doch Spielkonsolen sind aufgrund ihrer komplexen globalen Fertigungsprozesse besonders anfällig für solche Störungen.
Die neue Realität ist, dass der beste Zeitpunkt für den Kauf einer Konsole jetzt zu sein scheint. Die Annahme, dass die Preise unweigerlich fallen werden, ist nicht mehr zutreffend.
Zusätzlich zu den externen Faktoren steigen auch die Entwicklungskosten für die immer aufwendigeren Videospiele. Dies schlägt sich nicht nur in den Konsolenpreisen nieder, sondern auch bei der Software. Spiele für 80 Euro oder mehr sind mittlerweile keine Seltenheit mehr.
Ein schlechter Zeitpunkt für die Konsolenindustrie
Die steigenden Preise kommen für die traditionelle Konsolenindustrie zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Das gesamte Paradigma des Videospielmarktes befindet sich seit Jahren im Wandel. Die sogenannten „Konsolenkriege“ verlieren an Bedeutung, da die Grenzen zwischen den Plattformen zunehmend verschwimmen.
- Exklusivtitel auf dem PC: Sowohl Sony als auch Microsoft veröffentlichen ihre einst exklusiven Titel immer häufiger auch für den PC.
- Abonnementdienste: Modelle wie der Xbox Game Pass verändern die Art, wie Spieler auf Inhalte zugreifen, und machen den Besitz einer bestimmten Hardware weniger zwingend.
- Plattformübergreifende Spiele: Eine ganze Generation von Spielern ist mit Titeln wie Minecraft, Fortnite und Roblox aufgewachsen, die auf fast jedem Gerät verfügbar sind.
In diesem Umfeld wirkt das Konzept, 700 Euro für eine Konsole und zusätzlich 80 Euro pro Spiel auszugeben, zunehmend veraltet. Die Preiserhöhungen machen Konsolen noch unzugänglicher und könnten sie zu einem Nischenprodukt für Enthusiasten werden lassen, anstatt ein Massenmarktgerät zu sein.
Marktanteile im Wandel
Alternative Geräte wie das Steam Deck von Valve zeigen, dass es eine starke Nachfrage nach flexiblen Gaming-Lösungen gibt. Diese Handheld-PCs bieten Zugriff auf riesige Spielebibliotheken, ohne an ein geschlossenes Ökosystem gebunden zu sein.
Ausblick: Die Zukunft des Konsolen-Gamings
Die steigenden Preise werden den bereits laufenden Wandel in der Gaming-Industrie wahrscheinlich beschleunigen. Traditionelle Konsolen könnten ihre dominante Stellung als primäre Art, Videospiele zu spielen, verlieren. Für die Plattformbetreiber wird es schwieriger, ihre Nutzerbasis signifikant zu erweitern, wenn die typischen Preissenkungen zur Mitte des Lebenszyklus ausbleiben.
Dies bedeutet nicht das Ende der Konsolen, aber es deutet auf eine Neupositionierung als Premium- oder Luxusgut hin. Für Verbraucher, die über den Kauf einer neuen Konsole nachdenken, lautet die Botschaft: Langes Warten auf ein besseres Angebot ist in der aktuellen Marktlage keine erfolgversprechende Strategie mehr. Wer eine Konsole wie die erwartete „Switch 2“ ins Auge fasst, sollte nicht zu lange zögern.





