Microsoft hat angekündigt, Nutzern im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ein weiteres Jahr lang kostenlose Sicherheitsupdates für Windows 10 anzubieten. Diese Entscheidung folgt auf den Druck der Verbraucherschutzorganisation Euroconsumers und stellt eine Ausnahme von der globalen Regelung dar, bei der für die verlängerte Unterstützung eine Gebühr anfällt.
Der offizielle Support für Windows 10 endet Mitte Oktober 2025. Nach diesem Datum werden keine regulären Sicherheitsupdates mehr veröffentlicht, was die weitere Nutzung des Betriebssystems riskanter macht. Das neue Angebot soll europäischen Nutzern einen längeren und sichereren Übergang ermöglichen.
Wichtige Informationen
- Microsoft bietet kostenlose erweiterte Sicherheitsupdates (ESU) für Windows 10 im Europäischen Wirtschaftsraum an.
- Der reguläre Support für Windows 10 endet im Oktober 2025.
- Die Entscheidung wurde durch den Druck der Verbraucherorganisation Euroconsumers beeinflusst, die sich auf den Digital Markets Act (DMA) der EU berief.
- Außerhalb des EWR bleiben die erweiterten Updates kostenpflichtig oder erfordern eine Datensicherung auf Microsoft-Servern.
- Das kostenlose Angebot ist auf ein Jahr begrenzt und endet im Oktober 2026.
Das Ende des Supports für Windows 10
Microsoft hat das offizielle Support-Ende für die meisten Versionen von Windows 10 auf Mitte Oktober 2025 festgelegt. Ab diesem Zeitpunkt wird das Unternehmen keine neuen Funktionsupdates oder, was noch wichtiger ist, keine kostenlosen Sicherheitsupdates mehr bereitstellen. Computer, auf denen das Betriebssystem weiterhin läuft, werden anfälliger für Viren, Malware und andere Cyber-Bedrohungen.
Um Nutzern, die nicht sofort auf Windows 11 umsteigen können oder wollen, eine Übergangslösung zu bieten, hat Microsoft das Programm für erweiterte Sicherheitsupdates (Extended Security Updates, ESU) ins Leben gerufen. Dieses Programm soll die Lebensdauer von Windows 10 um ein weiteres Jahr verlängern, indem es kritische Sicherheits-Patches liefert.
Die Standardoptionen des ESU-Programms
Für Nutzer außerhalb Europas ist die Teilnahme am ESU-Programm an bestimmte Bedingungen geknüpft. In der Regel haben sie drei Möglichkeiten, um die zusätzlichen Sicherheitsupdates zu erhalten:
- Einmalige Gebühr: Eine Zahlung von etwa 30 US-Dollar (umgerechnet ca. 25 Euro).
- Microsoft Points: Die Zahlung mit 1.000 Microsoft Points, die durch verschiedene Aktivitäten im Microsoft-Ökosystem gesammelt werden können.
- Windows Backup: Die Nutzung der Windows-Backup-Funktion, um Daten auf den OneDrive-Servern von Microsoft zu sichern.
Diese Optionen erfordern entweder eine direkte Zahlung oder die Übertragung persönlicher Daten an Microsoft, was bei einigen Nutzern Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes auslöst.
Was ist der Europäische Wirtschaftsraum (EWR)?
Der EWR umfasst alle 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) sowie Island, Liechtenstein und Norwegen. Bürger und Unternehmen in diesen Ländern profitieren von einem einheitlichen Binnenmarkt und gemeinsamen regulatorischen Rahmenbedingungen, wie dem Digital Markets Act.
Europas Sonderrolle durch den Digital Markets Act
Die Entscheidung, das ESU-Programm in Europa kostenlos anzubieten, ist eine direkte Reaktion auf den Druck der Organisation Euroconsumers. Diese Dachorganisation vertritt mehrere Verbraucherschutzgruppen aus Ländern wie Belgien, Italien, Spanien und Luxemburg.
Euroconsumers argumentierte, dass die Gebührenpflicht für grundlegende Sicherheitsupdates gegen den Digital Markets Act (DMA) der EU verstoßen könnte. Konkret bezog sich die Organisation auf Artikel 6(6) des Gesetzes.
„Der Gatekeeper darf die Fähigkeit der Endnutzer, zwischen verschiedenen Softwareanwendungen und Diensten, auf die über die zentralen Plattformdienste des Gatekeepers zugegriffen wird, zu wechseln und diese zu abonnieren, weder technisch noch anderweitig einschränken.“ – Artikel 6(6), Digital Markets Act (DMA)
Die Verbraucherschützer sahen in den Kosten eine Hürde, die Nutzer daran hindert, ihre Geräte sicher weiterzuverwenden, und somit ihre Wahlfreiheit einschränkt. Microsoft gab diesem Druck nach und machte das Angebot für den gesamten EWR kostenlos.
Weitere Bedenken bleiben bestehen
In einem veröffentlichten Schreiben bedankte sich Euroconsumers bei Microsoft für die Kooperation. Gleichzeitig äußerte die Organisation jedoch weitere Bedenken. Kritisiert wird unter anderem die kurze Dauer von nur einem Jahr für die kostenlosen Updates. Zudem wird die im Vergleich zu früheren Versionen kürzere Gesamtlebensdauer von Windows 10 bemängelt. Ein weiterer Kritikpunkt sind die Kosten, die auf Nutzer zukommen, deren ältere PCs nicht mit Windows 11 kompatibel sind und die gezwungen sind, neue Hardware zu kaufen, um sicher zu bleiben.
Bedingungen für die Teilnahme am Programm
Auch für das kostenlose Angebot im EWR gelten bestimmte technische Voraussetzungen. Nutzer müssen sich mit einem Microsoft-Konto anmelden, um am ESU-Programm teilzunehmen. Die Verwendung eines lokalen Windows-10-Kontos ist nicht ausreichend.
Zusätzlich ist eine regelmäßige Authentifizierung erforderlich. Nutzer müssen sich mindestens alle 60 Tage einmal anmelden, um im Programm zu bleiben. Wird diese Frist versäumt, wird der PC aus dem Programm entfernt und eine erneute Anmeldung ist erforderlich.
Wichtige Fristen im Überblick
- Oktober 2025: Ende des regulären Supports für Windows 10.
- Oktober 2026: Ende des einjährigen, kostenlosen ESU-Programms im EWR.
Nach Oktober 2026 stehen Windows-10-Nutzer erneut vor der Entscheidung, entweder auf ein neueres Betriebssystem umzusteigen oder die Risiken eines nicht unterstützten Systems in Kauf zu nehmen.
Keine kostenlosen Updates für die USA erwartet
Es ist unwahrscheinlich, dass Microsoft dieses kostenlose Angebot auf andere Regionen, wie die USA, ausweiten wird. Experten gehen davon aus, dass das Support-Ende von Windows 10 ein wichtiger Treiber für den Verkauf neuer PCs ist.
Jitesh Ubrani, Research Manager bei WW Device Trackers, äußerte sich skeptisch: „Ich gehe nicht davon aus, dass dies in den USA passieren wird. Microsoft und seine Partner haben bereits einen Aufschwung durch Verbraucher erlebt, die neue PCs kaufen, und durch eine Verlängerung der Frist riskieren sie, diese Dynamik zu verlieren.“
Für Nutzer außerhalb des EWR bleibt die Situation unverändert. Sie müssen entweder für die erweiterte Unterstützung bezahlen oder sich nach alternativen Lösungen umsehen, um ihre Systeme nach Oktober 2025 sicher zu halten. Die Entscheidung in Europa unterstreicht den wachsenden Einfluss der EU-Regulierung auf die Geschäftspraktiken globaler Technologiekonzerne.





