Besitzer von Samsungs teuren Family Hub Kühlschränken in den USA müssen sich auf eine Neuerung einstellen: Ab November werden auf den großen Touchscreens der Geräte Werbeanzeigen eingeblendet. Diese Änderung erfolgt über ein Software-Update und betrifft Geräte, die oft mehr als 2.000 US-Dollar kosten.
Die Werbeeinblendungen sind Teil eines neuen Widgets, das auf dem Startbildschirm angezeigt wird. Samsung betont, dass die Nutzer die Möglichkeit haben, die Werbung zu deaktivieren, doch die Funktion wird standardmäßig aktiviert sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Samsung führt ab November Werbeanzeigen auf seinen Family Hub Kühlschränken in den USA ein.
- Die Werbung erscheint in einem neuen Widget auf den 21,5- und 32-Zoll-Bildschirmen.
- Nutzer können die Werbeanzeigen in den Einstellungen deaktivieren.
- Zunächst werden nur Produkte und Dienstleistungen von Samsung beworben, eine Ausweitung auf Drittanbieter ist jedoch denkbar.
Wie die Werbung in die Küche kommt
Die Einführung der Werbung geschieht nicht über eine auffällige, bildschirmfüllende Anzeige, sondern auf subtilere Weise. Samsung integriert die Anzeigen in ein neues Widget, das auf bestimmten Startbildschirmen, den sogenannten „Cover Screen Themes“, platziert wird. Dieses Widget ist für eine ständige Rotation konzipiert.
Es wechselt alle zehn Sekunden zwischen vier verschiedenen Ansichten: einer Nachrichtenübersicht, dem Kalender, der Wettervorhersage und einer Werbeanzeige. Nutzer können auch manuell durch diese Ansichten wischen. Laut Unternehmensangaben wird das Widget zunächst nur auf den Bildschirmthemen „Wetter“ und „Farbe“ erscheinen.
Shane Higby, Leiter des Geschäftsbereichs Haushaltsgeräte bei Samsung Electronics America, bestätigte, dass das Update ab dem 27. Oktober für alle Family Hub Kühlschränke mit 21,5- und 32-Zoll-Bildschirmen in den USA ausgerollt wird. Die Werbeanzeigen selbst sollen dann etwa eine Woche später erscheinen.
Betroffene Modelle
Die Werbefunktion wird ausschließlich auf den Family Hub Modellen mit den größeren Bildschirmen (21,5 und 32 Zoll) in den USA aktiviert. Kleinere Bildschirme, wie die 9-Zoll-Displays in einigen Kühlschränken oder die 7- und 9-Zoll-AI-Home-Bildschirme in neueren Geräten wie Backöfen und Waschmaschinen, sind von diesem Pilotprogramm vorerst nicht betroffen.
Die Reaktion der Nutzer und die Frage des Vertrauens
Die Entscheidung, Werbung auf einem bereits gekauften Premium-Haushaltsgerät zu schalten, wirft grundlegende Fragen auf. Viele Kunden haben sich für ein solches Gerät entschieden, ohne zu wissen, dass es zukünftig als Werbefläche dienen würde. Dies unterscheidet sich von Geschäftsmodellen, bei denen ein Gerät vergünstigt oder kostenlos abgegeben wird und sich durch Werbung refinanziert.
Die Sorge vieler Nutzer ist, dass dies nur der Anfang sein könnte. Während Samsung zunächst nur für eigene Produkte wie Wasserfilter oder Zubehör wirbt, deutet die Strategie darauf hin, dass die Plattform langfristig auch für Drittanbieter geöffnet werden könnte. In einer Präsentation für Werbekunden wurde das Programm bereits als Möglichkeit angepriesen, Markenbotschaften auf „jeden Bildschirm im vernetzten Zuhause“ zu bringen.
„Wir testen einen verantwortungsvollen, nutzerkontrollierten Weg, um diesen Raum hilfreicher zu gestalten“, erklärte Shane Higby. Er betonte, dass der Kühlschrank bereits ein täglicher Anlaufpunkt sei und man untersuchen wolle, wie vernetzte Geräte nützliche, kontextbezogene Informationen liefern können.
Diese Begründung ähnelt der von anderen Technologieunternehmen, die ebenfalls begonnen haben, Werbung auf ihren Smart-Home-Geräten zu platzieren. Die zentrale Frage bleibt jedoch, ob Nutzer solche „hilfreichen Informationen“ in Form von Werbung in ihrem privaten Lebensraum, der Küche, wirklich wünschen.
Ein wachsender Trend bei Smart-Home-Geräten
Samsung ist nicht das erste Unternehmen, das Werbung auf Geräten nach dem Kauf einführt. Amazon hat beispielsweise damit begonnen, bildschirmfüllende Anzeigen auf seinen Echo-Show-Smart-Displays zu zeigen. Dieser Trend signalisiert eine Verschiebung in der Branche, bei der die Monetarisierung von Geräten nicht mit dem Verkauf endet, sondern über die gesamte Lebensdauer des Produkts ausgedehnt wird.
So lässt sich die Werbung deaktivieren
Samsung hat eine Option zur Deaktivierung der Werbung vorgesehen, auch wenn diese nicht sofort ersichtlich ist. Nutzer müssen aktiv werden, um die Anzeigen abzuschalten. Der Prozess ist unkompliziert:
- Öffnen Sie die Einstellungen auf dem Bildschirm des Kühlschranks.
- Scrollen Sie zum Menüpunkt „Advertisements“ (Werbung) und wählen Sie ihn aus.
- Auf der folgenden Seite befindet sich ein Schalter, mit dem die Anzeigen deaktiviert werden können.
Das Deaktivieren dieser Option entfernt das gesamte Widget, also auch die Anzeigen für Wetter, Nachrichten und Kalender. Wer diese Funktionen behalten möchte, aber eine bestimmte Werbung nicht mehr sehen will, kann diese mit einem „X“ schließen. An ihre Stelle tritt dann jedoch eine neue Anzeige.
Mehr als nur Werbung: Neue Funktionen im Update
Obwohl die Einführung von Werbung im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, bringt das Software-Update auch eine Reihe nützlicher neuer Funktionen für die Family Hub Kühlschränke. Diese Verbesserungen zeigen die positive Seite von vernetzten Geräten, die durch Aktualisierungen im Laufe der Zeit besser werden können.
Verbesserte Lebensmittelerkennung und Sprachsteuerung
Die interne Kamera mit AI Vision kann nun mehr Lebensmittel erkennen. Die Funktion wurde um 37 neue Frischwaren wie Äpfel, Kirschen oder Gurken erweitert und kann zusätzlich bis zu 50 verpackte Lebensmittel identifizieren. Dies hilft bei der automatischen Erstellung von Einkaufslisten und der Verwaltung des Kühlschrankinhalts.
Der Sprachassistent Bixby erhält eine Voice-ID-Funktion. Damit kann er erkennen, welches Haushaltsmitglied spricht, und personalisierte Informationen wie Kalendereinträge anzeigen oder beim Finden des verlegten Smartphones helfen.
Weitere Verbesserungen im Überblick
- One UI Benutzeroberfläche: Modelle aus dem Jahr 2024 erhalten die neue Benutzeroberfläche, die bereits von den 2025er-Modellen bekannt ist. Sie sorgt für ein einheitliches Design mit Samsung-Fernsehern und -Tablets.
- SmartThings Integration: Funktionen wie Pet Care, Home Care und Family Care sind nun auf weiteren Modellen verfügbar.
- Erhöhte Sicherheit: Das Update bringt erweiterte Sicherheitsfunktionen wie Passkey-Unterstützung und das neue Knox Security Dashboard, das einen Überblick über den Sicherheitsstatus aller verbundenen Geräte gibt.
Samsung gibt an, das Feedback der Kunden zu dem Werbe-Pilotprogramm genau beobachten zu wollen, unter anderem über Kundendienstkanäle und soziale Medien. Die Reaktionen der Nutzer werden darüber entscheiden, ob und in welcher Form Werbung in der Küche zur Normalität wird.





