Qualcomm hat seine neue Prozessorgeneration für PCs vorgestellt, die Snapdragon X2 Serie. Erste Leistungstests des Spitzenmodells X2 Elite Extreme deuten auf eine erhebliche Leistungssteigerung gegenüber dem Vorgänger hin und positionieren den Chip als ernsthaften Konkurrenten für Apple und Intel, insbesondere bei der Multi-Core- und Grafikleistung.
Wichtige Erkenntnisse
- Erste Benchmarks des Snapdragon X2 Elite Extreme zeigen eine Multi-Core-Leistung, die Apples M4 und M4 Pro übertrifft.
- Die integrierte Grafikleistung wurde im Vergleich zur Vorgängergeneration um bis zu 80 % verbessert und übertrifft in bestimmten Tests sogar Apples M4.
- Bei der Single-Core-Leistung liegt Apple weiterhin vorn, obwohl Qualcomm deutliche Fortschritte gemacht hat.
- Die neue Chip-Familie umfasst drei Varianten, die sich in Kernzahl und Speicherbandbreite unterscheiden, was besonders für KI-Anwendungen relevant ist.
Qualcomms neue PC-Prozessoren im Detail
Auf dem Snapdragon Summit stellte Qualcomm die Nachfolger seiner ersten PC-Chip-Generation vor. Die neue Serie trägt den Namen Snapdragon X2 und wird zunächst in zwei Hauptvarianten angeboten: dem X2 Elite und dem leistungsstärkeren X2 Elite Extreme. Bei einer Veranstaltung für Medienvertreter wurden Referenz-Laptops mit dem Spitzenmodell für erste Leistungsmessungen bereitgestellt.
Diese ersten Tests geben einen Einblick in die potenzielle Leistungsfähigkeit von Laptops, die ab dem kommenden Jahr mit diesen Chips ausgestattet sein werden. Der Fokus liegt dabei auf dem direkten Vergleich mit den etablierten Konkurrenten Apple und Intel im Markt für dünne und leichte Notebooks.
Hintergrund: Der Wandel zu ARM
Qualcomms Vorstoß in den PC-Markt ist Teil eines größeren Branchentrends, bei dem die ARM-Architektur, die seit langem in Smartphones dominiert, zunehmend in Laptops eingesetzt wird. Apple hat mit seinen M-Series-Chips gezeigt, dass diese Architektur eine hohe Leistung bei gleichzeitig geringem Energieverbrauch ermöglicht. Qualcomm zielt darauf ab, eine ähnliche Effizienz für das Windows-Ökosystem zu erreichen.
Analyse der Multi-Core-Leistung
Ein zentraler Test zur Messung der Prozessorleistung ist Cinebench 2024, eine Anwendung, die auf der professionellen 3D-Software Cinema 4D basiert. Sie ist plattformübergreifend verfügbar und eignet sich gut für den Vergleich verschiedener Architekturen.
In diesem Test erzielte der Snapdragon X2 Elite Extreme mit seinen 18 Kernen einen Multi-Core-Wert von 1.974 Punkten. Dieses Ergebnis ist bemerkenswert, da es die Konkurrenz deutlich übertrifft.
Leistungsvergleich (Cinebench Multi-Core)
- Snapdragon X2 Elite Extreme: 1.974 Punkte
- Apple M4 (Basis): ca. 62 % langsamer
- Apple M4 Pro: ca. 15 % langsamer
Der X2 Elite Extreme positioniert sich damit zwischen Apples M4 Pro und dem noch leistungsstärkeren M4 Max.
Auch im Vergleich zu aktuellen Intel-Chips zeigt sich ein deutlicher Vorsprung. Bereits die vorherige Snapdragon-Generation konnte in der Multi-Core-Leistung mit Intels Lunar-Lake-Prozessoren konkurrieren. Die neue Generation baut diesen Vorsprung weiter aus.
Single-Core- und Grafikleistung
Während die Multi-Core-Leistung überzeugt, bleibt die Performance einzelner Prozessorkerne ein wichtiger Faktor für die Reaktionsfähigkeit von Alltagsanwendungen.
Single-Core-Performance
Qualcomm gibt an, die Single-Core-Leistung gegenüber dem Vorgänger um 39 % verbessert zu haben. Der im Test gemessene Cinebench-Wert von 161 Punkten bestätigt diese Angabe. Trotz dieses Fortschritts behält Apple hier die Führung. Seit der Einführung von Apple Silicon im Jahr 2020 gelten die M-Series-Chips als Maßstab für die Single-Core-Leistung.
Es ist wichtig zu beachten, dass der Apple M4 bereits seit Ende 2024 auf dem Markt ist und Gerüchten zufolge bald ein Nachfolger (M5) erscheinen könnte. Qualcomm schließt die Lücke, läuft Apple aber noch hinterher.
Ein Sprung bei der Grafikleistung
Die größte Schwäche der ersten Snapdragon-X-Generation war die integrierte Grafikeinheit. Mit der X2-Serie scheint Qualcomm dieses Problem adressiert zu haben. Dank einer komplett neuen Grafikarchitektur verspricht das Unternehmen eine Leistungssteigerung von bis zu 80 % für das Extreme-Modell.
Die integrierte Grafik ist der Bereich, in dem die X2 Elite und Elite Extreme wirklich vielversprechend sind. Der Generationssprung ist ein großer Fortschritt.
Im Gaming-Benchmark 3DMark Steel Nomad Light erreichte das Testgerät 5.628 Punkte. Das ist 53 % mehr als ein Intel Core Ultra 7 258V (Lunar Lake). Im plattformübergreifenden Test 3DMark Solar Bay war der Snapdragon X2 Elite Extreme sogar 30 % schneller als der Apple M4.
Diese Leistung macht aus einem dünnen Laptop zwar keine vollwertige Gaming-Maschine – eine dedizierte Grafikkarte wie die Nvidia RTX 5050 ist immer noch etwa doppelt so schnell –, aber sie zeigt, dass Gaming auf ARM-basierten Windows-Laptops realistischer wird. Zudem ist eine starke Grafikeinheit auch für kreative Anwendungen wie Videobearbeitung und Bildbearbeitung entscheidend.
Laut Qualcomm ist der X2 Elite Extreme im Vergleich zum Vorgänger in Adobe Photoshop um 28 %, in Lightroom um 43 % und in Premiere Pro um 47 % schneller.
Modellvarianten und technische Abgrenzung
Die Snapdragon X2 Serie besteht aus insgesamt drei spezifischen Modellen (SKUs), was zu einer gewissen Komplexität führt.
- Snapdragon X2 Elite Extreme (X2E-96-100): Das getestete Spitzenmodell mit 18 CPU-Kernen, einem Boost-Takt von 5 GHz auf zwei Kernen und einem 12-Kanal-Speicherinterface mit bis zu 228 GB/s Bandbreite.
- Snapdragon X2 Elite (18 Kerne): Eine Variante, die ebenfalls 18 Kerne besitzt, aber auf ein 8-Kanal-Speicherinterface beschränkt ist.
- Snapdragon X2 Elite (12 Kerne): Das Einstiegsmodell mit 12 CPU-Kernen und ebenfalls einem 8-Kanal-Speicherinterface.
Alle drei Chips verfügen über eine neue neuronale Verarbeitungseinheit (NPU) mit einer Leistung von 80 TOPS (Tera Operations Per Second). Der entscheidende Unterschied für KI-Anwendungen liegt jedoch in der Speicherbandbreite. Die geringere Bandbreite der beiden Elite-Modelle könnte bei speicherintensiven KI-Aufgaben zu einem Flaschenhals werden. Mit dem Extreme-Modell scheint Qualcomm gezielt Anwender anzusprechen, die maximale KI-Leistung benötigen.
Einschränkungen und Ausblick
Die vorgestellten Benchmarks sind vielversprechend, müssen aber mit Vorsicht betrachtet werden. Die Tests wurden auf einem 16-Zoll-Referenzgerät mit ausreichend Platz für Kühlung durchgeführt. Die Leistung in kleineren und dünneren Laptops könnte aufgrund thermischer Begrenzungen abweichen.
Zudem wurden ausschließlich Ergebnisse des Top-Modells X2 Elite Extreme gezeigt. Wie sich die günstigeren X2-Elite-Varianten mit 12 oder 18 Kernen und geringerer Speicherbandbreite schlagen werden, bleibt abzuwarten.
Letztendlich sind synthetische Benchmarks nur ein Indikator. Die tatsächliche Leistung im Alltag hängt von der Software-Optimierung und der Kompatibilität der Anwendungen ab. Besonders im Bereich Gaming ist die Unterstützung von Spielen für die ARM-Architektur unter Windows weiterhin ein wichtiger Faktor. Qualcomm hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, innerhalb von fünf Jahren 50 % des Windows-PC-Marktes zu erobern. Die Snapdragon-X2-Serie ist ein entscheidender Schritt auf diesem Weg.





