OpenAI hat eine neue Funktion namens Pulse für ChatGPT eingeführt. Der Dienst erstellt über Nacht automatisch personalisierte Berichte für Nutzer, um sie zu Beginn des Tages mit relevanten Informationen zu versorgen. Pulse zielt darauf ab, ChatGPT von einem reaktiven Werkzeug zu einem proaktiven persönlichen Assistenten zu entwickeln.
Die Funktion wird zunächst exklusiv für Abonnenten des teuersten Tarifs eingeführt, was die hohen Rechenanforderungen des Dienstes unterstreicht.
Wichtige Fakten
- Pulse erstellt täglich fünf bis zehn personalisierte Briefings über Nacht.
- Die Funktion wird zunächst für Nutzer des 200-Dollar-Pro-Plans eingeführt.
- Pulse kann auf Kalender, E-Mails und frühere Chats zugreifen, um kontextbezogene Berichte zu erstellen.
- Das Ziel ist die Transformation von ChatGPT zu einem proaktiven Assistenten, der den Tag des Nutzers vorbereitet.
Was ist OpenAI Pulse?
OpenAI Pulse ist eine neue, integrierte Funktion in der ChatGPT-Anwendung. Sie wurde entwickelt, um Nutzern jeden Morgen eine Auswahl von fünf bis zehn personalisierten Zusammenfassungen, sogenannten „Briefs“, zu präsentieren. Diese Berichte werden während der Nacht generiert und sollen Nutzern einen schnellen Überblick über für sie relevante Themen verschaffen.
Die Idee ist, dass Nutzer morgens ChatGPT öffnen, ähnlich wie sie eine Nachrichten-App oder soziale Medien prüfen. Pulse soll dabei helfen, den Tag zu strukturieren und wichtige Informationen bereitzustellen, ohne dass der Nutzer aktiv danach fragen muss.
Wie die Berichte dargestellt werden
Jeder Bericht wird als visuell aufbereitete „Karte“ dargestellt, die KI-generierte Bilder und einen kurzen Text enthält. Nutzer können auf eine Karte tippen, um den vollständigen Bericht zu lesen und bei Bedarf weitere Fragen an ChatGPT zu stellen. Die Themen der Berichte reichen von Nachrichten-Updates zu einem bestimmten Sportteam bis hin zu personalisierten Reiseplänen.
Nutzer haben zudem die Möglichkeit, Feedback zu den Berichten zu geben oder neue automatisierte Zusammenfassungen anzufordern, um die Relevanz der Inhalte kontinuierlich zu verbessern.
Strategische Neuausrichtung hin zu einem proaktiven Assistenten
Die Einführung von Pulse ist Teil einer größeren strategischen Neuausrichtung von OpenAI. Das Unternehmen möchte seine Verbraucherprodukte so gestalten, dass sie asynchron für den Nutzer arbeiten, anstatt nur auf direkte Anfragen zu reagieren. Funktionen wie ChatGPT Agent oder Codex verfolgen ein ähnliches Ziel: ChatGPT soll sich mehr wie ein Assistent anfühlen, nicht wie ein reiner Chatbot.
Vom reaktiven zum proaktiven Werkzeug
Bisher funktionierte ChatGPT hauptsächlich reaktiv: Der Nutzer stellt eine Frage und erhält eine Antwort. Mit Pulse agiert die KI proaktiv, indem sie Informationen basierend auf dem angenommenen Bedarf des Nutzers sammelt und aufbereitet, bevor dieser überhaupt eine Anfrage stellt. Dieser Wandel ist entscheidend für die Vision eines allgegenwärtigen KI-Assistenten.
Fidji Simo, die neue CEO of Applications bei OpenAI, formulierte die Vision des Unternehmens in einem Blogbeitrag.
„Wir entwickeln eine KI, die es uns ermöglicht, das Maß an Unterstützung, das sich bisher nur die Reichsten leisten konnten, im Laufe der Zeit für alle verfügbar zu machen. ChatGPT Pulse ist der erste Schritt in diese Richtung.“
Laut Simo beginnt die Einführung bei den Pro-Nutzern, aber das Ziel ist es, diese Intelligenz allen zugänglich zu machen.
Verfügbarkeit, Kosten und technische Herausforderungen
Der Start von Pulse erfolgt schrittweise und ist zunächst stark eingeschränkt. Ab sofort haben Abonnenten des „Pro“-Plans, der 200 US-Dollar pro Monat kostet, Zugriff auf die neue Funktion. Sie erscheint als neuer Tab in der ChatGPT-App.
OpenAI plant, Pulse in Zukunft allen ChatGPT-Nutzern zur Verfügung zu stellen, wobei „Plus“-Abonnenten als nächste Gruppe vorgesehen sind. Ein genauer Zeitplan wurde jedoch nicht genannt.
Hohe Rechenleistung als Hürde
Laut OpenAI-CEO Sam Altman sind neue, rechenintensive Produkte wie Pulse auf die teuersten Abonnements beschränkt. Das Unternehmen hat wiederholt auf die begrenzte Verfügbarkeit von Serverkapazitäten hingewiesen. Um diese Engpässe zu überwinden, arbeitet OpenAI intensiv am Ausbau von KI-Rechenzentren, unter anderem in Partnerschaft mit Unternehmen wie Oracle und SoftBank.
Adam Fry, Produktleiter bei OpenAI, erklärte, dass der Rechenaufwand von Pulse stark variieren kann. Einfache Aufgaben sind relativ effizient, während komplexe Anfragen, die eine Websuche und die Synthese vieler Dokumente erfordern, erheblich mehr Ressourcen beanspruchen.
Personalisierung durch Datenintegration
Eine der Kernkompetenzen von Pulse ist die tiefgreifende Personalisierung, die durch die Integration verschiedener Datenquellen ermöglicht wird. Nutzer können ChatGPT über sogenannte „Connectors“ mit anderen Anwendungen wie Google Kalender und Gmail verbinden.
Nach der Verknüpfung kann Pulse über Nacht E-Mails analysieren, um die wichtigsten Nachrichten herauszufiltern, oder auf den Kalender zugreifen, um eine Agenda für den kommenden Tag zu erstellen. Die Quellen für die Informationen, beispielsweise aus Nachrichtenartikeln, werden dabei transparent mit Links angegeben, ähnlich wie es bei der Suchfunktion von ChatGPT bereits der Fall ist.
Nutzung des Chat-Verlaufs für mehr Kontext
Wenn die Gedächtnisfunktion von ChatGPT aktiviert ist, greift Pulse auch auf den Kontext aus früheren Konversationen zurück, um die Berichte weiter zu verfeinern. Christina Wadsworth Kaplan, Leiterin für Personalisierung bei OpenAI, nannte ein konkretes Beispiel:
- Reiseplanung: Pulse erkannte ihre Vorliebe für das Laufen aus früheren Chats und erstellte automatisch einen Reiseplan für einen London-Besuch, der passende Laufstrecken enthielt.
- Alltagsunterstützung: Für eine Essensreservierung in ihrem Kalender prüfte Pulse die Speisekarte des Restaurants und identifizierte Gerichte, die zu ihrer pescetarischen Ernährung passen.
Diese Beispiele zeigen, wie Pulse versucht, den individuellen Kontext des Nutzers zu verstehen und darauf basierend nützliche und relevante Vorschläge zu machen.
Zukunftsausblick und bewusste Abgrenzung
OpenAI hat bereits Pläne für die Weiterentwicklung von Pulse. Zukünftig soll der Dienst noch eigenständiger agieren können. Denkbar wäre, dass Pulse nicht nur Restaurants vorschlägt, sondern auch direkt eine Reservierung im Namen des Nutzers durchführt oder E-Mail-Entwürfe formuliert, die der Nutzer nur noch freigeben muss.
Solche agentenhaften Fähigkeiten sind laut OpenAI jedoch noch in weiter Ferne. Sie erfordern eine erhebliche Verbesserung der KI-Modelle, damit Nutzer der Technologie bei solch wichtigen Aufgaben vertrauen können.
Keine Endlos-Feeds
Ein interessantes Detail im Design von Pulse ist eine bewusste Begrenzung. Nachdem die Berichte für den Tag angezeigt wurden, erscheint die Nachricht: „Großartig, das war's für heute.“ Laut Adam Fry ist dies eine absichtliche Entscheidung, um sich von Social-Media-Apps abzugrenzen, die auf maximale Nutzerbindung und endlose Feeds optimiert sind. Pulse soll ein nützliches Werkzeug sein, keine Zeitverschwendung.





