Viele iPhone-Nutzer verwenden die 80-Prozent-Ladegrenze in der Hoffnung, die Lebensdauer ihres Akkus zu verlängern. Ein Langzeittest über 17 Monate zeigt jedoch, dass dieser Kompromiss für Power-User möglicherweise nicht die erhofften Vorteile bringt und die tägliche Nutzbarkeit stark einschränkt.
Wichtige Erkenntnisse
- Die 80-Prozent-Ladegrenze soll den Akkuverschleiß bei iPhones verlangsamen und die Gesamtlebensdauer erhöhen.
- In einem Praxistest fiel die maximale Akkukapazität eines iPhone Pro Max nach 17 Monaten und über 500 Ladezyklen auf 89 Prozent.
- Die tägliche Laufzeit wurde durch die Begrenzung so stark reduziert, dass externe Powerbanks zu einem ständigen Begleiter wurden.
- Das Fazit des Tests: Der Verzicht auf 20 Prozent der täglichen Akkukapazität steht für Intensivnutzer in keinem Verhältnis zum Nutzen.
Das Versprechen von Apple zur Akkugesundheit
Die Akkulaufzeit ist eines der meistdiskutierten Themen unter Smartphone-Nutzern. Apple hat auf diesen Umstand reagiert und in iOS eine Funktion integriert, die es ermöglicht, den Ladevorgang bei 80 Prozent zu stoppen. Das Ziel dieser Funktion ist es, den chemischen Alterungsprozess der Lithium-Ionen-Zellen zu verlangsamen und so die langfristige Gesundheit des Akkus zu erhalten.
Laut Apple sollen die Akkus der iPhone-15-Modelle und neuerer Generationen nach 1.000 vollständigen Ladezyklen unter idealen Bedingungen noch 80 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität aufweisen. Diese Aussage motivierte viele Nutzer, die 80-Prozent-Grenze zu aktivieren, um diese „idealen Bedingungen“ bestmöglich zu simulieren.
Hintergrund: Warum 80 Prozent?
Lithium-Ionen-Akkus werden am stärksten beansprucht, wenn sie vollständig geladen (nahe 100 %) oder fast vollständig entladen (nahe 0 %) sind. Das Laden auf nur 80 Prozent vermeidet die hohe Spannung, die in den letzten 20 Prozent des Ladezyklus auftritt, was theoretisch den Verschleiß reduziert.
Ein Langzeittest unter realen Bedingungen
Um die Wirksamkeit dieser Funktion zu überprüfen, wurde ein Praxistest mit einem iPhone 15 Pro Max durchgeführt. Das Gerät wurde von Anfang an konsequent nur bis zur 80-Prozent-Marke geladen. Die zentrale Frage war: Rechtfertigt der potenzielle Gewinn an Langlebigkeit den täglichen Verzicht auf ein Fünftel der Akkukapazität?
In den ersten Monaten war die Einschränkung kaum spürbar. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase reichte die Ladung für den normalen Alltag aus, und der Tag endete meist mit einer Restladung von über 35 Prozent. Die Hoffnung war, dass dieser Kompromiss den Akkuverschleiß deutlich verlangsamen würde.
Erste Anzeichen von Verschleiß
Nach etwas mehr als einem Jahr und rund 355 Ladezyklen zeigte die Akkuzustandsanzeige eine maximale Kapazität von 91 Prozent. Dies war ein erster Hinweis darauf, dass der Akku trotz der Schutzmaßnahme alterte. Zu diesem Zeitpunkt begann die reduzierte Kapazität in Kombination mit dem Ladelimit, sich im Alltag bemerkbar zu machen.
An Tagen, an denen das iPhone zu Kalibrierungszwecken gelegentlich auf 100 Prozent lud, fühlte sich die zusätzliche Laufzeit wie eine deutliche Erleichterung an. Dies verdeutlichte den täglichen Kompromiss, der eingegangen wurde.
Statistik des Tests
- Gerät: iPhone 15 Pro Max
- Einstellung: Ladelimit auf 80 % gesetzt
- Nach 12 Monaten (355 Zyklen): 91 % maximale Kapazität
- Nach 17 Monaten (501 Zyklen): 89 % maximale Kapazität
Der Wendepunkt: Wenn 80 Prozent nicht mehr ausreichen
Nach 17 Monaten und 501 Ladezyklen – also etwa der Hälfte der von Apple genannten 1.000 Zyklen – war die maximale Kapazität auf 89 Prozent gesunken. In der Praxis fühlte sich die Leistung jedoch weitaus schlechter an. Der Tag begann mit einer Ladung von 80 Prozent, doch bereits am Nachmittag näherte sich der Akkustand bedrohlich der 20-Prozent-Marke.
Für einen Intensivnutzer, dessen Smartphone ein ständiges Arbeitswerkzeug ist, wurde diese Situation unhaltbar. Externe Akkus, sogenannte Powerbanks, wurden zu einem unverzichtbaren Alltagsgegenstand, um über den Tag zu kommen. Der ursprüngliche Vorteil, das Gerät seltener laden zu müssen, war vollständig verloren gegangen.
„Die Akkulaufzeit war grauenhaft. Ich startete den Tag mit 80 Prozent und am späten Nachmittag war ich bereits im roten Bereich. Powerbanks wurden zu einem festen Bestandteil meiner täglichen Ausrüstung.“
Ein weiteres Problem trat auf: Apple tauscht einen Akku im Rahmen seiner Serviceleistungen in der Regel erst dann aus, wenn die maximale Kapazität unter 80 Prozent fällt. Mit 89 Prozent war der Nutzer also in einer Zwickmühle: Die Leistung war für den Alltag unzureichend, aber für einen offiziellen Austausch noch zu gut.
Andere Nutzer bestätigen die Erfahrungen
Diese Beobachtung ist kein Einzelfall. Auch andere Journalisten haben ähnliche Experimente durchgeführt und kamen zu einem vergleichbaren Ergebnis. Juli Clover von der bekannten Apple-Nachrichtenseite MacRumors führte einen ähnlichen Test über zwei Jahre durch und fasste ihre Erfahrung zusammen.
Ihre Schlussfolgerung war eindeutig: „Ich habe jetzt zwei Jahre lang Daten mit meinem auf 80 Prozent begrenzten iPhone gesammelt, und ich glaube nicht, dass es das wert war.“ Diese Aussage deckt sich vollständig mit den Ergebnissen des hier beschriebenen Tests.
Fazit: Eine bessere Alternative zum 80-Prozent-Limit?
Für Nutzer, die ihr Smartphone nur moderat verwenden, mag die 80-Prozent-Grenze eine sinnvolle Maßnahme sein. Für Power-User, die auf jeden Prozentpunkt angewiesen sind, scheint der Kompromiss jedoch zu groß. Der tägliche Verlust an Laufzeit wiegt schwerer als der theoretische Gewinn an Langlebigkeit, der sich in der Praxis als geringer als erhofft herausstellte.
Eine bessere Alternative könnte die standardmäßig aktivierte Funktion „Optimiertes Laden der Batterie“ sein. Diese Funktion lernt die Laderoutinen des Nutzers und lädt das iPhone über Nacht schonend auf 80 Prozent. Die restlichen 20 Prozent werden erst kurz vor dem üblichen Aufstehzeitpunkt geladen. So verbringt der Akku weniger Zeit im hochbelastenden, vollgeladenen Zustand, während dem Nutzer morgens die volle Kapazität zur Verfügung steht.
Letztendlich zeigt die Erfahrung, dass die Nutzung der vollen 100 Prozent Kapazität für viele Anwender die bessere Strategie ist, um die täglichen Anforderungen zu bewältigen, anstatt einen spürbaren Teil der Leistung für einen ungewissen zukünftigen Vorteil zu opfern.





