Google erweitert die Reichweite seines KI-gestützten Programmierassistenten Jules durch die Einführung einer neuen Kommandozeilenschnittstelle (CLI) und einer öffentlichen Programmierschnittstelle (API). Diese Neuerungen ermöglichen es Entwicklern, Jules direkt in ihre Terminals, CI/CD-Systeme und Kollaborationstools wie Slack zu integrieren. Damit intensiviert Google den Wettbewerb um die Zukunft der Softwareentwicklung, in der KI eine zentrale Rolle spielen soll.
Bisher war der Zugriff auf Jules, einen asynchronen Programmieragenten, auf die Website und eine GitHub-Integration beschränkt. Die jetzt vorgestellten „Jules Tools“ sollen den Arbeitsablauf für Entwickler erheblich vereinfachen, indem sie den ständigen Wechsel zwischen verschiedenen Anwendungen reduzieren.
Wichtige Erkenntnisse
- Google führt „Jules Tools“ ein, eine Kommandozeilenschnittstelle (CLI) für seinen KI-Programmieragenten Jules.
- Eine öffentliche API wird ebenfalls bereitgestellt, um die Integration in bestehende Entwickler-Workflows und IDEs zu ermöglichen.
- Ziel ist es, den Kontextwechsel für Entwickler zu minimieren und die Effizienz zu steigern.
- Jules nutzt das KI-Modell Gemini 2.5 Pro und ist für klar definierte, autonome Aufgaben konzipiert.
- Google plant zukünftige Integrationen mit anderen Code-Hosting-Plattformen neben GitHub.
Jules direkt im Terminal nutzen
Die größte Neuerung ist die Einführung von „Jules Tools“, einer Kommandozeilenschnittstelle. Diese ermöglicht es Entwicklern, direkt aus ihrem Terminal heraus mit dem KI-Agenten zu interagieren. Anstatt eine Weboberfläche oder GitHub öffnen zu müssen, können sie Befehle eingeben, um Programmieraufgaben zu delegieren und die Ergebnisse zu überprüfen.
Dieser Schritt zielt darauf ab, den sogenannten „Kontextwechsel“ zu minimieren. Entwickler verlieren oft Zeit und Konzentration, wenn sie zwischen verschiedenen Programmen und Fenstern wechseln müssen. Die Integration in das Terminal hält sie in ihrer gewohnten Arbeitsumgebung.
„Wir wollen den Kontextwechsel für Entwickler so weit wie möglich reduzieren“, erklärte Kathy Korevec, Director of Product bei Google Labs, in einem Interview.
Abgrenzung zu Gemini CLI
Google bietet bereits ein anderes KI-basiertes Kommandozeilen-Tool an, das Gemini CLI. Obwohl beide Werkzeuge auf Googles Sprachmodell Gemini 2.5 Pro basieren, sind ihre Anwendungsfälle unterschiedlich. Laut Korevec ist Jules Tools für „sehr eng gefasste Aufgaben“ konzipiert.
Im Gegensatz dazu erfordert das Gemini CLI eine „viel iterativere“ Arbeitsweise, bei der der Nutzer enger mit dem Tool zusammenarbeitet. Denise Kwan, Senior Developer Advocate bei Google, betonte in einem Blogbeitrag, dass Jules bewusst weniger interaktiv gestaltet sei. Sobald der Nutzer einen von Jules vorgeschlagenen Plan genehmigt, führt der Agent die Aufgabe weitgehend selbstständig aus.
Autonome Aufgabenerledigung
Jules ist darauf ausgelegt, nach einer anfänglichen Genehmigung durch den Entwickler Aufgaben eigenständig zu bearbeiten. Sollte der KI-Agent auf ein Problem stoßen, das er nicht selbst lösen kann, pausiert er und bittet den Nutzer aktiv um Hilfe. Dies stellt sicher, dass der Entwickler die Kontrolle behält, aber nicht ständig eingreifen muss.
Öffentliche API für tiefere Integration
Neben der Kommandozeilenschnittstelle hat Google auch die API von Jules öffentlich zugänglich gemacht. Diese wurde bisher nur für die interne Entwicklung bei Google genutzt. Die Öffnung der API verfolgt ein ähnliches Ziel wie die CLI: Entwickler sollen Jules nahtlos in ihre etablierten Arbeitsabläufe integrieren können.
Durch die API können Entwickler Jules mit ihrer bevorzugten integrierten Entwicklungsumgebung (IDE) wie beispielsweise VS Code verbinden. Eine IDE ist eine Softwareanwendung, die verschiedene Werkzeuge zum Programmieren bündelt und die Softwareentwicklung erleichtert.
Kathy Korevec merkte an, dass ihr Team plant, in Zukunft auch spezifische Plug-ins für gängige IDEs zu entwickeln. Dies würde die Präsenz von Jules im Entwickleralltag weiter ausbauen und die Nutzung noch einfacher machen.
Funktionserweiterungen und zukünftige Pläne
Die Einführung von CLI und API folgt auf eine Reihe von kürzlich hinzugefügten Funktionen. Vor wenigen Wochen erhielt Jules eine „Gedächtnis“-Funktion, die Interaktionen mit dem Nutzer speichert, um Präferenzen und Korrekturen zu berücksichtigen. Weitere Neuerungen umfassen:
- Ein gestapeltes Layout für die Anzeige von Code-Änderungen (Diff Viewer).
- Die Möglichkeit, Bilder hochzuladen.
- Die Fähigkeit, Kommentare zu Pull Requests zu lesen und darauf zu reagieren.
Unabhängigkeit von GitHub als Ziel
Ein weiterer wichtiger Bereich, den Google mit Jules erforscht, ist die Verringerung der Abhängigkeit von GitHub. Aktuell arbeitet der KI-Agent innerhalb eines GitHub-Repositorys. Entwickler müssen Jules entweder mit einem bestehenden Repository verbinden oder ein leeres zur Verfügung stellen.
Was ist ein Repository?
Ein Repository (kurz: Repo) ist ein zentraler Speicherort, in dem alle Dateien eines Softwareprojekts sowie deren Versionsgeschichte verwaltet werden. Versionskontrollsysteme wie Git, auf denen Plattformen wie GitHub basieren, ermöglichen es Teams, koordiniert an Code zu arbeiten und Änderungen nachzuvollziehen.
„Nutzer wünschen sich, dass Jules auch mit anderen Code-Hosting-Anbietern integriert wird“, so Korevec. „Wir prüfen, wie wir dies mit anderen Versionskontrollsystemen ermöglichen können.“ Google untersucht demnach auch Optionen für Entwickler, die kein Versionskontrollsystem nutzen möchten oder denen der Speicherort ihres Codes gleichgültig ist.
Herausforderungen und Preisgestaltung
Die Überwachung von KI-Werkzeugen bleibt eine Herausforderung, insbesondere im professionellen Einsatz. Jules ist jedoch so konzipiert, dass es den Nutzer benachrichtigt, wenn es bei einer Aufgabe nicht weiterkommt. „Wenn ein Problem auftritt oder es in eine Situation gerät, aus der es sich nicht selbst befreien kann, hält es an und stellt mir eine Frage“, erklärt Korevec.
Eine Schwierigkeit besteht bei der Nutzung auf mobilen Geräten. Obwohl viele Nutzer bereits über die mobile Weboberfläche auf Jules zugreifen, werden native Benachrichtigungen noch nicht unterstützt. Google arbeitet laut Korevec daran, das mobile Erlebnis zu verbessern und insbesondere Möglichkeiten für native Benachrichtigungen zu schaffen.
Strukturierte Preismodelle
Jules wurde im Mai in einer öffentlichen Vorschau gestartet und hat die Beta-Phase im August verlassen. Das Werkzeug ist nun über gestaffelte Preismodelle verfügbar.
- Kostenloser Plan: Bietet bis zu 15 einzelne tägliche Aufgaben und drei gleichzeitige Aufgaben.
- Google AI Pro: Für 19,99 US-Dollar pro Monat wird das Limit um das Fünffache erhöht.
- Google AI Ultra: Für 124,99 US-Dollar pro Monat stehen etwa 20-mal so viele Kapazitäten zur Verfügung.
Bisher wird Jules hauptsächlich von professionellen Softwareentwicklern genutzt. Es gibt jedoch auch Anwender, die das Tool als Ergänzung zu kreativeren oder einfacheren Programmierumgebungen einsetzen. „Wir sehen, dass viele Leute ein Projekt, bei dem sie an die Grenzen eines anderen Tools gestoßen sind, zu Jules bringen, um es dort zu erweitern“, fügte Korevec hinzu.





