Apple hat ein neues Zubehör vorgestellt: einen Tragegurt, mit dem das iPhone wie eine Handtasche getragen werden kann. Während das Produkt in den USA für Neugier sorgt, ist das Konzept in Asien seit Jahren ein etablierter Modetrend, der von lokalen Marken mit günstigeren und vielfältigeren Optionen bedient wird.
Der „Crossbody Strap“ kostet 59 US-Dollar und ist für die neuen Modelle iPhone Air, iPhone 17 und iPhone 17 Pro konzipiert. Er lässt sich an speziellen Hüllen von Apple befestigen und soll das Tragen des Smartphones im Alltag erleichtern. Doch der Vorstoß in diese Produktkategorie erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem der Markt bereits gesättigt ist.
Wichtige Fakten
- Apple hat einen „Crossbody Strap“ für 59 US-Dollar als neues iPhone-Zubehör eingeführt.
- Das Konzept ist in Asien seit Jahren populär, wo Marken wie Topologie und Casetify eine große Auswahl anbieten.
- Topologie verzeichnete dieses Jahr ein Umsatzplus von über 50 % und verkaufte fast 700.000 Bänder zu Preisen ab 28 US-Dollar.
- Die wachsende Größe von Smartphones und deren Nutzung als digitale Geldbörse treiben die Nachfrage an.
- Apples Markteintritt könnte den Trend global etablieren, ähnlich wie es bei den AirPods der Fall war.
Ein etablierter Markt in Asien
Für viele Verbraucher in Asien ist die Idee, ein Smartphone um den Körper zu tragen, nicht neu. Seit Jahren bieten lokale Märkte und Einkaufszentren eine breite Palette an bunten und preiswerten Tragebändern an. Apples Produkt wirkt im Vergleich dazu weder innovativ noch besonders flexibel.
Bestehende Lösungen anderer Hersteller nutzen oft universelle Haken, die mit nahezu jeder Handyhülle kompatibel sind. Apples Gurt hingegen ist speziell für die hauseigenen Hüllen entwickelt worden. Obwohl er über einen dezenten Schiebemechanismus zur Längenverstellung verfügt, ist die Farbauswahl auf die monotonen Töne der neuesten iPhones und Hüllen beschränkt.
Funktionalität trifft auf Mode
Der Trend zu Smartphone-Tragegurten wird durch mehrere Faktoren angetrieben. Zum einen werden Smartphones immer größer, was das Tragen in Hosentaschen, insbesondere bei Frauenkleidung ohne Taschen, unpraktisch macht. Zum anderen ersetzen Mobiltelefone zunehmend Geldbörsen und Schlüssel, wodurch ein schneller und sicherer Zugriff wichtiger wird. Der Tragegurt bietet eine freihändige Lösung für dieses Alltagsproblem.
Konkurrenz ist bereits stark aufgestellt
Mehrere Unternehmen haben den Bedarf an modischen und funktionalen Handy-Accessoires längst erkannt und sich erfolgreich im Markt positioniert. Sie bieten nicht nur günstigere, sondern auch vielfältigere Produkte an als Apple.
Topologie: Von der Kletterausrüstung inspiriert
Die in Hongkong ansässige Marke Topologie nahm bereits 2019 vom Klettersport inspirierte Tragegurte in ihr Sortiment auf. Das Unternehmen verzeichnete in diesem Jahr einen Verkaufsanstieg von über 50 % und setzte fast 700.000 Bänder ab. Die Preise beginnen bei 28 US-Dollar und damit deutlich unter Apples Angebot.
Kunden können aus mehr als einem Dutzend Farben und Materialien wählen, die von Polyesterseilen über Bungee-Kordeln bis hin zu breiteren Puffer- und Lederriemen reichen.
„Wir sind überrascht, dass sie es so spät auf den Markt gebracht haben“, sagte Carlos Granon, Gründer und CEO von Topologie, über Apples Markteintritt. Er fügte hinzu, dass auch große Einzelhändler wie Muji bereits ähnliche Produkte anbieten.
Laut Granon sind etwa 65 % der Kunden von Topologie Frauen im Alter von 20 bis 40 Jahren. Der Erfolg der Marke hat zu einer globalen Expansion geführt. Mittlerweile gibt es rund 30 Flagship-Stores weltweit, unter anderem in Paris und Tokio. Ende 2024 eröffnete das erste US-Geschäft in New York, gefolgt von einem zweiten in Kalifornien im letzten Monat.
Casetify: Vielfalt als Geschäftsmodell
Auch Casetify, eine weitere in Hongkong gegründete Marke, die für ihre große Auswahl an Handyhüllen bekannt ist, verkauft seit dem vierten Quartal 2020 Tragegurte. Einem Sprecher zufolge macht diese Produktlinie etwa 4 % des Unternehmensgeschäfts aus. Das Sortiment umfasst Designs, die sowohl Frauen als auch Männer ansprechen sollen.
Westen folgt asiatischen Trends
Dies ist nicht das erste Mal, dass westliche Marken von Accessoire-Trends in Asien inspiriert werden. Im April stellte die Lenovo-Tochter Motorola mit Swarovski-Kristallen besetzte Ohrhörer vor. Das Design erinnerte an die „Ear-Cuff“-Kopfhörer, die Huawei bereits 2023 in China veröffentlicht hatte.
Apples Einfluss könnte den Markt verändern
Obwohl Apple spät in den Markt für Smartphone-Tragegurte einsteigt, könnte die enorme Marktmacht des Unternehmens dem Trend zu globaler Akzeptanz verhelfen. Ein ähnlicher Effekt war bei der Einführung der AirPods zu beobachten, die kabellose Kopfhörer von einem Nischenprodukt zu einem modischen Alltagsgegenstand machten.
Ruben Castano, Design-Vizepräsident bei Motorola, erklärte, wie wichtig es sei, Produkte für alle Zielgruppen zu entwickeln. „Wenn man ein paar Jahre zurückblickt, war es eher männlich zentriert, aber es ist wichtig, alle Segmente zu bedienen und zu entwickeln“, so Castano. Er betonte, dass auch Männer zunehmend Interesse an solchen Accessoires zeigen.
Diese Entwicklung bestätigt auch Carlos Granon von Topologie. Er beobachtet, dass auch immer mehr Männer in Asien ihr Smartphone mit einem Tragegurt bei sich führen. Apples Engagement könnte diesen Wandel beschleunigen.
„Ich bin zuversichtlich, dass sich die Dinge nach der Einführung durch Apple schnell ändern werden“, prognostizierte Granon.
Der späte, aber gewichtige Markteintritt von Apple könnte den Smartphone-Tragegurt endgültig von einem regionalen Modetrend zu einem weltweit etablierten Accessoire machen.





