Das KI-Unternehmen Anthropic hat eine neue Funktion namens „Skills“ für sein KI-Modell Claude eingeführt. Diese Neuerung ermöglicht es zahlenden Kunden, der künstlichen Intelligenz spezifische Fähigkeiten zur Interaktion mit externen Anwendungen beizubringen. Ziel ist es, die Funktionalität von Claude über die Verarbeitung allgemeiner Daten hinaus zu erweitern.
Wichtige Erkenntnisse
- Anthropic hat „Skills“ eingeführt, damit Nutzer Claude spezifische Aufgaben beibringen können.
- Die Funktion ist für zahlende Kunden der Tarife Claude Team und Enterprise verfügbar.
- Skills ermöglichen es Claude, mit Anwendungen wie Microsoft 365 zu interagieren oder Präsentationen zu erstellen.
- Ein Mechanismus namens „Progressive Disclosure“ soll die Betriebskosten senken, indem nur benötigte Daten geladen werden.
- Anthropic warnt vor Sicherheitsrisiken durch potenziell bösartige Skills und empfiehlt, nur vertrauenswürdige Quellen zu nutzen.
Was sind Anthropic Skills?
Künstliche Intelligenz-Modelle sind oft darauf trainiert, große Mengen an Text zu verstehen und zu generieren. Ihre Fähigkeit, mit spezifischen Software-Anwendungen zu interagieren, ist jedoch begrenzt. Sie können beispielsweise den Inhalt eines PDF-Dokuments analysieren, aber nicht ohne Weiteres ein Formular in diesem Dokument ausfüllen.
Die neue „Skills“-Funktion von Anthropic soll diese Lücke schließen. Sie erlaubt es Nutzern, Claude maßgeschneiderte Anleitungen für bestimmte Aufgaben zu geben. Diese Anleitungen, auch als „Agent Skills“ bezeichnet, vermitteln dem KI-Modell das nötige Wissen, um Aktionen in Drittanbieter-Programmen auszuführen.
Anthropic selbst nutzt bereits einige dieser Skills intern, um Claude bei allgemeinen Aufgaben wie der Erstellung von Tabellenkalkulationen oder Präsentationen zu unterstützen. Nun steht diese Möglichkeit auch zahlenden Kunden zur Verfügung, um ihre individuellen Arbeitsabläufe zu automatisieren.
Wie funktionieren die neuen Skills?
Ein Skill besteht im Kern aus einem Verzeichnis, das eine zentrale Datei namens SKILL.md enthält. Diese Datei kombiniert die Formate YAML und Markdown, um Anweisungen und Metadaten zu speichern. Zusätzlich kann das Verzeichnis weitere Ressourcen wie Textdateien, Skripte oder Datensätze enthalten.
Diese Skill-Pakete können entweder lokal auf dem Computer des Nutzers gespeichert oder in die Cloud hochgeladen werden, um sie über die Claude-API zu nutzen. Wenn Claude eine Anfrage erhält, die zu einem verfügbaren Skill passt, lädt das System die Metadaten des Skills. Anschließend wird der entsprechende Skill aktiviert, um die angeforderte Aufgabe auszuführen.
Hintergrund: Progressive Disclosure
Anthropic nutzt ein Prinzip namens „Progressive Disclosure“ (fortschreitende Offenlegung), um die Effizienz zu steigern. Anstatt alle Informationen aller verfügbaren Skills permanent im Kontextfenster des Modells zu halten, lädt Claude nur die Daten, die für die aktuelle Aufgabe relevant sind. Laut Anthropic funktioniert dies ähnlich wie ein gut organisiertes Handbuch, das mit einem Inhaltsverzeichnis beginnt und nur bei Bedarf auf spezifische Kapitel zugreift. Dieser Ansatz reduziert die Anzahl der verarbeiteten Tokens und hilft, die Betriebskosten niedrig zu halten.
Effizienz und Anwendungsfälle
Ein wichtiger Vorteil der Skills liegt darin, dass sie auf programmatischen Code zurückgreifen können, wenn ein Sprachmodell für eine Aufgabe ungeeignet wäre. Anthropic nennt als Beispiel das Sortieren einer Liste. Während ein KI-Modell dies durch die Generierung von Tokens erledigen würde, was langsam und teuer sein kann, führt ein programmierter Sortieralgorithmus dieselbe Aufgabe schneller, kostengünstiger und mit konsistentem Ergebnis aus.
Die Erstellung von Skills kann für Nutzer ohne Programmierkenntnisse komplex sein. Anthropic bietet jedoch Hilfsmittel an, um den Prozess zu vereinfachen. Claude verfügt über einen integrierten „Skill-Creator“, der es ermöglicht, neue Fähigkeiten durch einen interaktiven Chat zu erstellen. Zusätzlich gibt es ein „Claude Skills Cookbook“ mit Anleitungen und Beispielen.
Integration mit Microsoft 365
Parallel zur Einführung der Skills hat Anthropic eine tiefere Integration von Claude mit Microsoft 365 angekündigt. Ein neuer „MCP Connector“ verbindet Claude mit Diensten wie Microsoft SharePoint, OneDrive, Outlook und Teams. Diese Verbindung ist für Kunden der Tarife Claude Team und Enterprise verfügbar.
Die Integration ermöglicht es Unternehmen, Claude für die unternehmensweite Suche über alle verbundenen Datenquellen zu nutzen. Mitarbeiter können so Informationen aus Dokumenten, E-Mails und Team-Chats direkt über die KI abfragen und verarbeiten lassen.
Verfügbarkeit der neuen Funktionen
- Skills: Verfügbar für zahlende Kunden (Claude Team und Enterprise). Nicht im kostenlosen Tarif enthalten.
- Microsoft 365 Connector: Ebenfalls für Kunden der Tarife Claude Team und Enterprise verfügbar.
Sicherheitsaspekte und Warnungen
Die Erweiterung der Fähigkeiten von Claude bringt auch neue Sicherheitsrisiken mit sich. Da Skills die Ausführung von Code beinhalten und mit externen Systemen interagieren können, warnt Anthropic vor potenziellen Gefahren durch bösartige Skills.
„Wir empfehlen, Skills nur aus vertrauenswürdigen Quellen zu installieren“, erklärt das Unternehmen. „Wenn Sie einen Skill aus einer weniger vertrauenswürdigen Quelle installieren, prüfen Sie ihn vor der Verwendung gründlich.“
Nutzer sollten laut Anthropic den Inhalt der in einem Skill enthaltenen Dateien überprüfen, insbesondere Code-Abhängigkeiten und Anweisungen, die Claude anweisen, sich mit externen Netzwerkquellen zu verbinden. Ein bösartiger Skill könnte Schwachstellen ausnutzen oder zum Diebstahl von Daten führen.
Trotz dieser Risiken blickt das Unternehmen in die Zukunft. Anthropic erklärte, man hoffe, KI-Agenten in Zukunft zu befähigen, ihre eigenen Skills autonom zu erstellen, was die Funktionalität weiter ausbauen würde.





