Für PC-Spieler war die 300-Euro-Marke lange Zeit der wichtigste Anhaltspunkt für Grafikkarten mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine Analyse der letzten sechs Jahre und vier GPU-Generationen von AMD und Nvidia zeigt jedoch eine lange Phase der Stagnation, die erst in der neuesten Generation durchbrochen wird. Die Ergebnisse deuten auf eine deutliche Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Budget-Segment hin.
Wichtige Erkenntnisse
- Über mehrere Generationen hinweg bot Nvidia oft die bessere Leistung oder fortschrittlichere Funktionen im 300-Euro-Segment.
- Der Kryptowährungs-Boom führte zu extremen Preisverzerrungen und machte die empfohlenen Verkaufspreise irrelevant.
- Die Generation um die RTX 4060 und RX 7600 zeigte kaum Leistungsfortschritte und enttäuschte viele preisbewusste Käufer.
- Die neueste Generation zeigt mit der AMD Radeon 9060 XT erstmals seit Jahren wieder einen klaren Leistungssieger im Budget-Bereich.
Ein Markt im Wandel: Sechs Jahre Budget-Grafikkarten
Der Markt für Grafikkarten im Preissegment um 300 Euro war jahrelang hart umkämpft. Hier suchen die meisten Spieler nach der idealen Balance aus Leistung und Kosten. Doch die Entwicklung der letzten Jahre war von geringen Leistungssteigerungen und strategischen Verzögerungen geprägt, insbesondere von AMD.
Anfang 2020 brachte AMD die Radeon RX 5600 XT auf den Markt, fast ein Jahr nach Nvidias GeForce RTX 2060. Nvidia reagierte mit einer Preissenkung der RTX 2060 von 350 auf 300 US-Dollar, während AMDs Karte für 280 US-Dollar startete. Obwohl die Leistung vergleichbar war, bot Nvidia mit DLSS-Upscaling und beginnender Raytracing-Unterstützung das rundere Paket.
Der Einfluss des Krypto-Booms
Die nachfolgende Generation, vertreten durch die GeForce RTX 3060 und Radeon RX 6600, fiel in die Hochphase des Kryptowährungs-Minings. Die enorme Nachfrage durch Miner trieb die Preise in die Höhe, sodass die offiziellen Verkaufspreise von rund 330 US-Dollar reine Theorie blieben. In der Spitze kostete eine RX 6600 bis zu 600 US-Dollar, was Leistungsvergleiche für Spieler damals irrelevant machte.
Nach dem Zusammenbruch des Krypto-Marktes Mitte 2022 blieben beide Hersteller auf großen Lagerbeständen sitzen. Dies führte zu einer der enttäuschendsten Produktzyklen für Budget-Spieler. Die Nachfolger, die GeForce RTX 4060 und die Radeon RX 7600, boten kaum Mehrleistung. Beide Karten kamen mit nur 8 GB VRAM auf den Markt und festigten den Eindruck der Stagnation.
Technische Spezifikationen im Überblick
Ein Blick auf die technischen Daten der letzten vier Generationen verdeutlicht die Entwicklung. Die Radeon-Serie startete mit der RX 5600 XT (Januar 2020) auf Basis des 7-nm-Prozesses mit 6 GB GDDR6-Speicher. Es folgten die RX 6600 (Oktober 2021) mit 8 GB Speicher, die RX 7600 (Januar 2024) auf dem N6-Prozess und schließlich die Radeon 9060 XT (Juni 2025) mit TSMCs N4P-Prozess und 8 GB Speicher bei 150 Watt Leistungsaufnahme.
Nvidias Weg begann mit der GeForce RTX 2060 (Januar 2019) im 12-nm-Verfahren mit 6 GB Speicher. Die RTX 3060 (Februar 2021) machte einen Sprung auf den 8-nm-Prozess von Samsung und bot bemerkenswerte 12 GB VRAM. Die RTX 4060 (Juni 2023) wechselte zu TSMCs 4N-Prozess, reduzierte den Speicher aber auf 8 GB und die Leistungsaufnahme auf nur 115 Watt. Die neueste RTX 5060 (Mai 2025) nutzt ebenfalls den 4N-Prozess und 8 GB Speicher, diesmal jedoch den schnelleren GDDR7-Typ.
PCIe-Schnittstelle als wichtiger Faktor
Ein oft übersehenes Detail ist die Anbindung über die PCIe-Schnittstelle. Während die meisten neueren Budget-Karten (RTX 4060, RX 7600, RTX 5060) auf eine x8-Anbindung beschränkt sind, nutzt die neue Radeon 9060 XT eine volle x16-Anbindung. Dies verdoppelt die Bandbreite zum Systemspeicher und kann in VRAM-limitierten Szenarien einen entscheidenden Leistungsvorteil bringen.
Leistungsvergleich in aktuellen Spielen
Für den Test wurde ein System mit einem AMD Ryzen 7 9800X3D Prozessor und DDR5-6000 Arbeitsspeicher verwendet, um CPU-Limitierungen zu minimieren. Alle Spiele wurden in 1080p und 1440p Auflösung getestet.
Call of Duty: Black Ops 6
In diesem Titel, der traditionell AMD-Karten bevorzugt, zeigt sich ein klares Bild. Während ältere Generationen wie die RTX 2060 und RX 5600 XT noch nah beieinander lagen, konnte die RX 7600 die RTX 4060 bereits um bis zu 16 % übertreffen. Der größte Unterschied zeigt sich bei den neuesten Modellen: Die Radeon 9060 XT war bis zu 46 % schneller als die RTX 5060 bei 1440p.
Cyberpunk 2077: Phantom Liberty
Cyberpunk 2077 bevorzugt historisch Nvidia-Hardware. Die RTX 2060, RTX 3060 und RTX 4060 gewannen ihre jeweiligen Duelle klar. Die RTX 3060 war mit hohen Einstellungen sogar 31 % schneller als die RX 6600. Erst in der aktuellen Generation wendet sich das Blatt: Die Radeon 9060 XT schlägt die RTX 5060 um bis zu 21 % bei 1080p mit niedrigen Einstellungen.
Horizon Zero Dawn Remastered
Dieses Spiel stellt bei sehr hohen Einstellungen extreme Anforderungen an den Videospeicher und benötigt mehr als 10 GB VRAM. Hier bricht die Leistung der meisten 8-GB-Karten mit x8-PCIe-Anbindung ein. Die Radeon 9060 XT kann dank ihrer x16-Anbindung die Limitierung teilweise kompensieren und bleibt spielbar, während Karten wie die RTX 5060 oder RTX 4060 unter starkem Ruckeln leiden. Nur die RTX 3060 mit ihren 12 GB VRAM kann hier ebenfalls überzeugen.
Weitere Spieletests
- Kingdom Come: Deliverance II: In diesem Titel sind die Duelle meist ausgeglichen. Bei Ultra-Einstellungen hat Nvidia in den älteren Generationen die Nase vorn, während die RTX 5060 und 9060 XT praktisch gleichauf liegen.
- Rainbow Six Siege: Ein traditionell Nvidia-dominierter Titel. Die RTX 3060 deklassierte die RX 6600 um bis zu 33 %. Überraschenderweise gewinnt hier jedoch die Radeon 9060 XT das Duell gegen die RTX 5060 mit einem Vorsprung von rund 10 %.
- Warhammer 40,000: Space Marine 2: Die Ergebnisse sind gemischt. Während Nvidia in den älteren Generationen dominiert, gewinnt die Radeon 9060 XT bei 1080p klar, liegt bei 1440p aber gleichauf mit der RTX 5060.
- Shadow of the Tomb Raider: In diesem älteren Titel zeigt sich Nvidias Stärke erneut. Die RTX 5060 kann hier die 9060 XT bei höchsten Einstellungen um bis zu 11 % schlagen.
Zusammenfassung der Leistung
Die Durchschnittswerte aus sieben Spielen zeigen einen klaren Trend. Bei niedrigen bis mittleren Einstellungen war die RTX 2060 rund 11 % schneller als die RX 5600 XT. Die RTX 3060 baute diesen Vorsprung gegenüber der RX 6600 auf bis zu 15 % bei 1440p aus. Das Duell zwischen der RTX 4060 und der RX 7600 endete unentschieden.
In der aktuellen Generation gibt es einen eindeutigen Sieger. Die Radeon 9060 XT ist im Durchschnitt 13 % schneller als die GeForce RTX 5060 – der größte Leistungssprung für AMD in diesem Preissegment seit Jahren.
Bei Ultra-Einstellungen wird der Vorsprung noch deutlicher. Hier profitiert die 9060 XT stark von ihrer besseren Leistung in VRAM-limitierten Szenarien wie in Horizon Zero Dawn. Im Durchschnitt ist sie hier beeindruckende 22 % schneller als die Konkurrenz von Nvidia.
Fazit: AMD erobert den Budget-Thron zurück
Nach Jahren der Stagnation und enttäuschender Produkte im 300-Euro-Segment hat sich der Markt endlich bewegt. Lange Zeit konnte sich Nvidia auf eine komfortable Position verlassen, da AMD entweder zu spät lieferte oder keine überzeugenden Argumente bot. Die Generationen um die RX 6600 und RX 7600 boten kaum Anreize für einen Kauf, wenn man Nvidias ausgereifteres DLSS-Feature in Betracht zog.
Mit der neuesten Generation hat sich das geändert. Auch wenn es enttäuschend ist, dass im Jahr 2025 Grafikkarten für 300 Euro immer noch mit 8 GB VRAM ausgestattet sind, ist die Entscheidung für Käufer mit festem Budget klarer als je zuvor. Die Radeon 9060 XT 8GB bietet die beste Leistung für rund 300 Euro. Sie ist nicht nur schneller als die RTX 5060, sondern verfügt auch über eine volle x16-PCIe-Anbindung, was sie zukunftssicherer macht.
Zusätzlich wird die 9060 XT oft bereits für 270 bis 280 Euro angeboten, während die RTX 5060 meist beim vollen Preis von 300 Euro bleibt. Damit ist die Radeon 9060 XT ohne Frage die beste Wahl für Spieler, die 300 Euro oder weniger ausgeben möchten.





