Ein neues biotechnologisches Unternehmen namens SpotitEarly entwickelt eine innovative Methode zur Krebsfrüherkennung, die den außergewöhnlichen Geruchssinn von Hunden mit künstlicher Intelligenz kombiniert. Dieser Ansatz soll es ermöglichen, verschiedene Krebsarten frühzeitig durch eine einfache Atemanalyse von zu Hause aus zu identifizieren.
Das israelische Start-up hat kürzlich seine Expansion in den US-Markt angekündigt, unterstützt durch eine Finanzierung in Höhe von 20,3 Millionen US-Dollar. Ziel ist es, eine zugänglichere und kostengünstigere Alternative zu bestehenden Früherkennungsmethoden wie Bluttests oder Ganzkörper-MRTs anzubieten.
Wichtige Fakten
- SpotitEarly entwickelt einen Atemschnelltest für zu Hause zur Früherkennung von Krebs.
- Die Methode kombiniert den Geruchssinn von speziell trainierten Hunden mit einer KI-Plattform zur Validierung.
- Eine klinische Studie mit 1.400 Teilnehmern zeigte eine Genauigkeit von 94 % bei vier häufigen Krebsarten.
- Das Unternehmen hat 20,3 Millionen US-Dollar für die Markteinführung in den USA und weitere Studien erhalten.
- Der Test soll ab nächstem Jahr über ein Ärztenetzwerk verfügbar sein und deutlich günstiger als bestehende Verfahren werden.
Ein neuer Ansatz in der Krebsdiagnostik
Die Früherkennung von Krebserkrankungen ist entscheidend für die Verbesserung der Überlebenschancen. Bisherige Methoden sind oft aufwendig und teuer. Multi-Krebs-Früherkennungstests (MCED) wie der Galleri-Bluttest von Grail oder bildgebende Verfahren wie Ganzkörper-MRTs von Anbietern wie Prenuvo kosten oft Hunderte oder sogar Tausende von Euro und sind nicht für jeden zugänglich.
SpotitEarly will diese Lücke mit einem grundlegend anderen Verfahren schließen. Das Unternehmen nutzt die wissenschaftlich belegte Fähigkeit von Hunden, spezifische Geruchspartikel zu erkennen, die von Krebszellen freigesetzt werden. Diese flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs) gelangen in den Blutkreislauf und werden über die Lunge ausgeatmet.
Wie der Test funktioniert
Der Prozess für den Anwender ist bewusst einfach gehalten. Man sammelt zu Hause eine Atemprobe in einem speziellen Kit und sendet dieses an das Labor von SpotitEarly. Dort wird die Probe einem Team von 18 speziell ausgebildeten Beagles präsentiert.
Die Hunde sind darauf trainiert, sich hinzusetzen, wenn sie die für Krebs charakteristischen Geruchsmoleküle in einer Probe wahrnehmen. Dieses Verhalten dient als primärer Indikator für ein positives Ergebnis. Der gesamte Vorgang findet in einer kontrollierten Laborumgebung statt, um die Zuverlässigkeit zu maximieren.
Hintergrund: Der Geruchssinn von Hunden
Hunde besitzen bis zu 300 Millionen Geruchsrezeptoren, verglichen mit nur etwa sechs Millionen beim Menschen. Ihr Gehirnbereich, der für die Analyse von Gerüchen zuständig ist, ist proportional 40-mal größer. Diese biologische Ausstattung ermöglicht es ihnen, extrem geringe Konzentrationen von Geruchsstoffen wahrzunehmen, was sie für die medizinische Diagnostik wertvoll macht.
Die Rolle der künstlichen Intelligenz
Um die subjektive Einschätzung eines Hundeführers zu eliminieren und die Genauigkeit zu erhöhen, setzt SpotitEarly auf eine eigens entwickelte KI-Plattform. Diese Technologie überwacht und analysiert das Verhalten der Hunde während des gesamten Testverfahrens.
Shlomi Madar, CEO von SpotitEarly, erklärte gegenüber TechCrunch die Funktionsweise: „Wir haben Kameras über dem Labor. Wir haben ein Mikrofon, das die Atemmuster der Hunde erfasst. Wir überwachen auch ihre Herzfrequenz.“
„Im Grunde kennt das maschinelle Lernen die Grundlinie des gesamten Hunderudels. Das macht es genauer als nur einen Hundeführer, der einen Hund beobachtet.“
Die KI validiert die Reaktion der Hunde, indem sie subtile Verhaltensänderungen und physiologische Daten erfasst. Dadurch wird ein objektives und reproduzierbares Ergebnis sichergestellt. Dieser duale Ansatz aus biologischer Sensorik und technologischer Analyse ist das Kernstück der Innovation von SpotitEarly.
Wissenschaftliche Validierung und klinische Studien
Die Methode von SpotitEarly wurde in einer doppelblinden klinischen Studie mit 1.400 Teilnehmern untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der Fachzeitschrift Nature's Scientific Reports veröffentlicht und belegen die hohe Wirksamkeit des Verfahrens.
94 Prozent Genauigkeit
Die Studie zeigte, dass die trainierten Hunde in Kombination mit der KI-Analyse Krebserkrankungen in einem frühen Stadium mit einer Genauigkeit von 94 % in Atemproben erkennen konnten. Der Fokus lag dabei auf den vier häufigsten Krebsarten:
- Brustkrebs
- Darmkrebs
- Prostatakrebs
- Lungenkrebs
Diese hohe Trefferquote ist ein vielversprechendes Signal für die klinische Anwendbarkeit des Tests. Das Unternehmen plant, die erhaltenen Finanzmittel zu nutzen, um die klinischen Studien erheblich auszuweiten. Zunächst sollen Tests für einzelne Krebsarten, beginnend mit Brustkrebs, angeboten werden, bevor ein umfassenderes Multi-Krebs-Panel folgt.
Markteintritt und Preisgestaltung
SpotitEarly wurde 2020 in Israel gegründet und gab im Mai seine Expansion in den US-amerikanischen Markt bekannt. Dies wurde durch eine Finanzierungsrunde in Höhe von 20,3 Millionen US-Dollar ermöglicht. Zu den Investoren gehören namhafte Kapitalgeber wie Hanaco VC und Menomedin VC sowie bekannte Persönlichkeiten wie Jeff Swartz, der ehemalige CEO von Timberland, und Avishai Abrahami, der CEO von Wix.com.
Zugänglichkeit als Priorität
Das Unternehmen strebt an, die Krebsfrüherkennung für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen. Laut Madar sollen die Testkits ab dem kommenden Jahr über ein Netzwerk von Ärzten erhältlich sein. Der Preis für einen einzelnen Krebstest soll bei etwa 250 US-Dollar liegen.
Das Screening auf jede weitere Krebsart soll nur einen Bruchteil dieses Betrags kosten. Damit positioniert sich SpotitEarly preislich deutlich unter Konkurrenzprodukten wie dem Galleri-Test von Grail, der typischerweise rund 950 US-Dollar kostet. Das Ziel ist es, ein Multi-Krebs-Panel anzubieten, das erschwinglicher ist als alle bisherigen Alternativen.
Das Wohl der Tiere im Fokus
Ein wichtiger Aspekt des Unternehmensethos ist der Umgang mit den Hunden. CEO Shlomi Madar betont, dass die Tiere als vollwertige Teammitglieder betrachtet werden und nicht nur als „Biosensoren“. „Alle Mitarbeiter des Unternehmens müssen ‚Hundemenschen‘ sein“, so Madar.
Er versichert, dass die Beagles artgerecht gehalten werden und ausreichend Platz zum Spielen haben. „Sie sind großartige Spürnasen, großartige Arbeiter, aber auch großartige Begleiter“, fügte er hinzu. Dieser Fokus auf das Tierwohl ist ein zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur.
Die Kombination aus der natürlichen Fähigkeit von Hunden und fortschrittlicher Technologie könnte die Landschaft der medizinischen Diagnostik verändern und dazu beitragen, Leben durch eine einfachere und schnellere Früherkennung von Krebs zu retten.





