Microsoft testet intern eine neue, kostenlose Version seines Xbox Cloud Gaming-Dienstes, die durch Werbung finanziert werden soll. Einem Bericht von The Verge zufolge würde dieses Modell es Spielern ermöglichen, ausgewählte Titel ohne ein kostenpflichtiges Game Pass-Abonnement zu streamen. Die Pläne sehen jedoch deutliche Einschränkungen bei der Spieldauer vor.
Wichtige Fakten
- Microsoft entwickelt eine kostenlose, werbefinanzierte Stufe für Xbox Cloud Gaming.
- Der Zugang soll ohne ein Game Pass-Abonnement möglich sein.
- Interne Tests umfassen zweiminütige Werbeclips vor dem Spielstart.
- Die Nutzung ist auf eine Stunde pro Sitzung und fünf Stunden pro Monat begrenzt.
- Eine öffentliche Beta-Phase ist vor der offiziellen Einführung geplant.
Ein neuer Zugang zum Xbox-Ökosystem
Microsoft bereitet offenbar einen strategischen Schritt vor, um seine Gaming-Sparte für ein breiteres Publikum zu öffnen. Berichten zufolge befindet sich eine werbefinanzierte Version von Xbox Cloud Gaming in einer internen Testphase. Mitarbeiter des Unternehmens können bereits jetzt auf diesen Dienst zugreifen, um ausgewählte Spiele kostenlos zu streamen.
Das Ziel dieses Modells ist es, Nutzern den Einstieg in das Cloud-Gaming zu ermöglichen, ohne die Hürde eines monatlichen Abonnements. Bisher war der Zugang zu Xbox Cloud Gaming an ein Game Pass Ultimate-Abonnement gebunden, die teuerste Stufe des Dienstes.
Welche Spiele werden verfügbar sein?
Der kostenlose Dienst soll nicht den gesamten Game Pass-Katalog umfassen. Stattdessen konzentriert sich das Angebot laut dem Bericht auf drei Hauptkategorien:
- Spiele im Eigenbesitz: Nutzer könnten in der Lage sein, bestimmte Spiele, die sie bereits digital erworben haben, über die Cloud zu streamen.
- Free Play Days-Titel: Spiele, die im Rahmen von zeitlich begrenzten Aktionen kostenlos spielbar sind, wären ebenfalls über den Dienst zugänglich.
- Xbox Retro Classics: Eine Auswahl an klassischen Spielen aus früheren Xbox-Generationen soll das Angebot abrunden.
Hintergrund: Cloud-Gaming als Wachstumsmarkt
Cloud-Gaming ermöglicht das Spielen von aufwendigen Titeln auf Geräten mit geringerer Rechenleistung, wie Smartphones, Tablets oder älteren PCs. Die Spiele laufen auf leistungsstarken Servern in Rechenzentren, und nur das Bild- und Tonsignal wird zum Spieler gestreamt. Microsoft konkurriert in diesem Bereich mit Diensten wie NVIDIA GeForce NOW und dem ehemaligen Google Stadia.
Das Werbemodell im Detail
Die Finanzierung des kostenlosen Zugangs soll vollständig über Werbung erfolgen. Die internen Tests geben erste Einblicke, wie Microsoft sich die Umsetzung vorstellt. Im Mittelpunkt steht ein Modell mit vorgeschalteten Werbeanzeigen, sogenannten Preroll-Ads.
Bevor ein Spiel gestartet werden kann, müssen die Nutzer demnach einen Werbeblock ansehen. Die Dauer dieser Werbeunterbrechung wird in den Tests auf etwa zwei Minuten beziffert. Es ist unklar, ob es sich dabei um einen einzelnen langen Spot oder mehrere kürzere Clips handeln wird.
Nutzungsbeschränkungen im Test
Die kostenlose Nutzung wird laut dem Bericht streng limitiert sein. Die aktuelle Testversion sieht eine maximale Spieldauer von einer Stunde pro Sitzung vor. Nach Ablauf dieser Zeit würde die Verbindung getrennt. Zusätzlich soll die gesamte kostenlose Spielzeit auf fünf Stunden pro Monat begrenzt sein.
Plattformübergreifende Verfügbarkeit
Ein wesentlicher Vorteil von Cloud-Gaming ist die Flexibilität bei der Gerätewahl. Microsoft plant, diesen Vorteil auch bei der werbefinanzierten Version beizubehalten. Der Dienst soll auf einer Vielzahl von Plattformen verfügbar sein, darunter:
- PC
- Xbox-Konsolen (Xbox One und Xbox Series X|S)
- Handheld-Gaming-Geräte
- Webbrowser auf Smartphones und Tablets
Diese breite Unterstützung würde es Spielern ermöglichen, ihre Sitzungen nahtlos auf verschiedenen Geräten fortzusetzen, solange sie sich innerhalb der Nutzungsbeschränkungen bewegen.
Strategische Einordnung und Marktreaktionen
Die Einführung eines kostenlosen Modells erfolgt in einer Zeit, in der Microsoft seine Game Pass-Strategie neu ausrichtet. Kürzlich erweiterte das Unternehmen den Cloud-Gaming-Zugang auf günstigere Game Pass-Tarife, allerdings mit reduzierter Auflösung und niedrigeren Bitraten. Gleichzeitig wurde der Preis für das Top-Abonnement Game Pass Ultimate um 50 % erhöht, was bei vielen langjährigen Abonnenten für Kritik sorgte.
Ein werbefinanziertes Modell könnte als Versuch gesehen werden, neue Nutzergruppen zu erschließen, die bisher vor den monatlichen Kosten eines Abonnements zurückschreckten. Es senkt die Einstiegshürde erheblich und dient als eine Art Demo-Version für das vollständige Cloud-Gaming-Erlebnis.
Die Reaktionen in der Online-Community auf die Berichte sind gemischt. Während einige die Möglichkeit eines kostenlosen Zugangs begrüßen, äußern andere Bedenken über die aufdringliche Natur von Werbung im Gaming-Kontext. Es kursieren bereits Witze über Werbespots für Fast-Food-Ketten, die dramatische Momente in einem Spiel unterbrechen könnten. Da die Werbung jedoch vor dem Spielstart platziert wird, dürften solche Unterbrechungen des Gameplays unwahrscheinlich sein.
Ausblick: Was kommt als Nächstes?
Die interne Testphase ist der erste Schritt eines mehrstufigen Einführungsprozesses. Laut The Verge plant Microsoft, vor der endgültigen Veröffentlichung eine öffentliche Beta-Phase durchzuführen. Dies würde dem Unternehmen ermöglichen, das System unter realen Bedingungen zu testen und wertvolles Feedback von einer größeren Nutzerbasis zu sammeln.
Ein genauer Zeitplan für die öffentliche Beta oder den finalen Start wurde noch nicht bekannt gegeben. Die Berichte deuten jedoch darauf hin, dass die Einführung „in den kommenden Monaten“ erfolgen könnte. Microsoft selbst hat sich zu den Informationen bisher nicht offiziell geäußert.
Die Entwicklung zeigt, dass die Gaming-Branche zunehmend Geschäftsmodelle aus anderen digitalen Unterhaltungsbereichen wie Musik- und Video-Streaming übernimmt. Ob sich ein werbefinanziertes Modell im anspruchsvollen Gaming-Markt durchsetzen kann, wird sich zeigen, sobald die ersten Nutzer ihre Erfahrungen damit machen.





