In einer Zeit, in der die Videospielindustrie von Entlassungswellen, Studioschließungen und Projektstornierungen geprägt ist, zeigt das Entwicklerstudio Supergiant Games einen anderen Weg auf. Mit der Veröffentlichung von „Hades 2“ beweist das Unternehmen, dass nachhaltiges und bescheidenes Wachstum ein Schlüssel zum langfristigen Erfolg sein kann.
Während große Konzerne nach einer Phase aggressiver Expansion während der Pandemie nun massiv Personal abbauen, bleibt Supergiant Games seit seiner Gründung im Jahr 2009 stabil. Das Studio hat seine Mitarbeiterzahl nur langsam von sieben auf 25 erhöht und musste noch nie eine größere Entlassungsrunde durchführen.
Wichtige Erkenntnisse
- Supergiant Games verfolgt eine Strategie des bescheidenen Wachstums und vermeidet Expansion um jeden Preis.
- Das Studio hat seit seiner Gründung 2009 keine größeren Entlassungen vorgenommen und alle sieben Gründungsmitglieder sind weiterhin an Bord.
- Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen der Branche agiert Supergiant Games ohne externe Investoren, was die Unabhängigkeit sichert.
- Die Entscheidung für zukünftige Projekte basiert auf der kollektiven Begeisterung des Teams, nicht auf rein kommerziellen Erwägungen.
Stabilität in einer turbulenten Industrie
Die Nachrichtenlage in der Videospielbranche ist seit Monaten von negativen Schlagzeilen geprägt. Tausende Entwickler haben ihre Arbeitsplätze verloren, renommierte Studios wurden geschlossen und die Sorge vor dem Einfluss künstlicher Intelligenz wächst. Diese Entwicklungen betreffen sowohl große Publisher als auch kleine, unabhängige Teams.
In diesem schwierigen Umfeld sticht Supergiant Games als Beispiel für Beständigkeit hervor. Das Unternehmen, das zuletzt mit „Hades 2“ große Erfolge feierte, hat eine Unternehmenskultur etabliert, die auf Stabilität und den Zusammenhalt des Teams setzt. Laut einem Bericht des San Francisco Chronicle hat das Studio seit seiner Gründung nie externes Kapital angenommen, was ihm eine hohe unternehmerische Freiheit sichert.
Supergiant Games in Zahlen
- Gründung: 2009
- Mitarbeiter: Von 7 auf 25 gewachsen
- Gründungsmitglieder: Alle 7 sind noch im Unternehmen
- Entlassungen: Keine größeren Entlassungswellen
- Finanzierung: Vollständig eigenfinanziert
Diese Unabhängigkeit ermöglicht es dem Studio, Entscheidungen zu treffen, die nicht primär auf kurzfristige Gewinnmaximierung für Investoren abzielen, sondern auf die langfristige Gesundheit des Unternehmens und die Qualität seiner Produkte.
Die Philosophie des kontrollierten Wachstums
Greg Kasavin, Creative Director bei Supergiant Games und ehemaliger leitender Redakteur bei GameSpot, erklärte in einem Interview, dass es keine „magische Erklärung“ für den Erfolg des Studios gebe. Er vermutet jedoch, dass die konsequente Ausrichtung auf Bescheidenheit ein entscheidender Faktor ist.
„Ich führe es auf den Wert zurück, den wir darauf legen, als Team zusammenzuhalten und unsere Ambitionen relativ bescheiden zu halten. Wir haben nicht das Ziel, um des Wachstums willen groß zu werden“, so Kasavin.
Diese Haltung steht in starkem Kontrast zu den Strategien vieler anderer Unternehmen der Branche. Während der COVID-19-Pandemie erlebte der Videospielmarkt einen enormen Aufschwung, da viele Menschen aufgrund von Ausgangsbeschränkungen mehr Zeit zu Hause verbrachten. Zahlreiche Firmen reagierten darauf mit einer aggressiven Einstellungsoffensive.
Der Post-Pandemie-Effekt in der Spielebranche
Der Nachfrageboom während der Pandemie führte zu einer Überhitzung des Marktes. Viele Studios expandierten schnell, um die gestiegene Nachfrage zu bedienen. Als sich der Markt normalisierte und die Produktionskosten stiegen, sahen sich viele dieser Unternehmen gezwungen, ihre Personalstärke drastisch zu reduzieren, um wieder auf ein Vorkrisenniveau zu kommen. Dies führte zu den weitreichenden Entlassungen, die die Branche seit 2023 erschüttern.
Supergiant Games hat diesen Weg bewusst vermieden. Statt auf schnelles Wachstum zu setzen, konzentrierte sich das Team darauf, seine Kernkompetenzen zu stärken und die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter nachhaltig zu gestalten. Die Gründer des Studios, Amir Rao und Gavin Simon, brachten ihre Erfahrungen aus ihrer Zeit bei Electronic Arts (EA) mit und entschieden sich für ein anderes, stabileres Geschäftsmodell.
Ein Portfolio preisgekrönter Titel
Die Strategie von Supergiant Games hat sich in der Qualität seiner Spiele niedergeschlagen. Das privat geführte Unternehmen hat bisher fünf Titel veröffentlicht, die alle von Kritikern und Spielern hochgelobt wurden. Jedes Spiel zeichnet sich durch einen einzigartigen Stil, tiefgründiges Gameplay und eine fesselnde Erzählung aus.
Die bisherigen Veröffentlichungen von Supergiant Games:
- Bastion: Ein Action-Rollenspiel, das für seine dynamische Erzählung und seinen kunstvollen Grafikstil bekannt wurde.
- Transistor: Ein Science-Fiction-Action-RPG mit einem strategischen Kampfsystem und einem unvergesslichen Soundtrack.
- Pyre: Ein einzigartiges Spiel, das narrative Elemente mit einer sportähnlichen Spielmechanik verbindet.
- Hades: Ein Roguelike-Dungeon-Crawler, der zahlreiche Auszeichnungen als „Spiel des Jahres“ erhielt und das Genre neu definierte.
- Hades 2: Die erste Fortsetzung des Studios, die bereits kurz nach ihrer Veröffentlichung auf breite Zustimmung stößt.
Der Erfolg von „Hades“ hat die Erwartungen an den Nachfolger enorm gesteigert. Dennoch blieb das Team seiner Philosophie treu und nahm sich die nötige Zeit für die Entwicklung. Laut Kasavin dauerte die Arbeit an „Hades 2“ etwa 4,5 Jahre, eine Zeitspanne, die in der modernen Spieleentwicklung notwendig ist, um ein qualitativ hochwertiges Produkt zu liefern.
Die Zukunft nach dem Erfolg von Hades 2
Obwohl „Hades 2“ gerade erst veröffentlicht wurde, richtet sich der Blick bereits auf die Zukunft. Kasavin gab zwar keine konkreten Details preis, betonte aber den Entscheidungsprozess des Teams für das nächste Projekt.
Die Wahl wird demnach darauf fallen, „was den größten Teil von uns am meisten begeistert“. Dieser Ansatz stellt die kreative Leidenschaft des Teams in den Mittelpunkt, anstatt sich ausschließlich an Markttrends oder dem Potenzial für eine weitere Fortsetzung zu orientieren. Die positive Resonanz auf „Hades 2“, das von GameSpot die Höchstwertung 10/10 erhielt, könnte zwar den Wunsch nach einem dritten Teil wecken, doch die Entscheidung liegt allein beim Team.
„(Wir) versuchen einfach, jedes einzelne [Spiel] zählen zu lassen, jedes Mal aus der Erfahrung zu lernen, das mitzunehmen und zu versuchen, es wieder zu tun – das ist gut genug für mich“, erklärte Kasavin die langfristige Vision des Studios.
Diese Aussage unterstreicht die Konzentration auf Qualität statt Quantität. In einer Branche, die oft von jährlichen Veröffentlichungen und Live-Service-Modellen angetrieben wird, setzt Supergiant Games bewusst auf abgeschlossene, sorgfältig ausgearbeitete Spielerlebnisse. Dieser Fokus auf nachhaltige Kreativität könnte ein Modell für andere Studios sein, die nach Wegen suchen, der Volatilität des Marktes zu entkommen.





