Ein Kickstarter-Projekt namens PuffPals: Island Skies sammelte über 2,6 Millionen US-Dollar für die Entwicklung eines Videospiels. Heute sind die Webseiten des Projekts offline, Unterstützer warten vergeblich auf Rückerstattungen und das verantwortliche Unternehmen sieht sich mit mehreren Klagen konfrontiert.
Das Spiel, das als gemütliche Lebenssimulation im Stil von Animal Crossing beworben wurde, entwickelte sich von einem vielversprechenden Crowdfunding-Erfolg zu einem Fallbeispiel für gescheiterte Projekte. Das dahinterstehende Unternehmen, Fluffnest, hat die Kommunikation mit seinen Tausenden Unterstützern weitgehend eingestellt.
Wichtige Erkenntnisse
- Das Spiel PuffPals: Island Skies sammelte 2022 rund 2,6 Millionen US-Dollar auf Kickstarter, bei einem ursprünglichen Ziel von nur 75.000 US-Dollar.
- Das Entwicklerstudio Fluffnest hat seine Webseiten abgeschaltet und reagiert nicht mehr auf Anfragen von Unterstützern.
- Gegen das Unternehmen und seinen Gründer laufen mehrere Klagen, unter anderem wegen unbezahlter Rechnungen und Kredite in Millionenhöhe.
- Ein Großteil der gesammelten Summe stammte aus dem Verkauf von Plüschtieren, nicht aus reinen Spenden für die Spielentwicklung.
Der Aufstieg eines vielversprechenden Projekts
Im April 2022 startete das Unternehmen Fluffnest die Kickstarter-Kampagne für PuffPals: Island Skies. Das Versprechen war ein entspanntes Spiel für den PC, das Elemente wie Landwirtschaft, Angeln und soziale Interaktion kombinieren sollte. Das ursprüngliche Finanzierungsziel war mit 75.000 US-Dollar sehr niedrig angesetzt.
Die Kampagne erzeugte jedoch schnell große Aufmerksamkeit. Die niedliche Ästhetik und das beliebte Genre zogen Tausende von Unterstützern an. Am Ende der Kampagne stand eine beeindruckende Summe von rund 2,6 Millionen US-Dollar. Dieser Erfolg schien die Realisierung des Spiels zu garantieren.
Der Ursprung von Fluffnest
Fluffnest wurde 2020 von David Pentland und einer Künstlerin namens usLily gegründet, ebenfalls über eine Kickstarter-Kampagne. Das Hauptgeschäft war die Herstellung und der Verkauf von hochwertigen Plüschtieren. Das Unternehmen baute schnell eine große Fangemeinde in den sozialen Medien auf und verkaufte seine Produkte in zeitlich begrenzten Aktionen, was die Nachfrage steigerte.
Eine irreführende Finanzierungssumme
Obwohl die Summe von 2,6 Millionen US-Dollar beeindruckend klingt, spiegelte sie nicht das tatsächliche Budget für die Spielentwicklung wider. Ein erheblicher Teil des Geldes wurde durch sogenannte „Add-ons“ generiert. Unterstützer konnten zusätzlich zum Spiel auch begehrte Plüschtiere kaufen, die zuvor ausverkauft waren.
Diese Einnahmen flossen zwar in die Gesamtsumme der Kickstarter-Kampagne ein, waren aber für die Produktion und den Versand der physischen Produkte bestimmt. Das für die reine Softwareentwicklung verfügbare Kapital war daher deutlich geringer als die öffentlich sichtbare Summe.
Anzeichen für ernsthafte Probleme
Nach dem Ende der Kampagne folgte ein Muster, das bei scheiternden Crowdfunding-Projekten häufig zu beobachten ist. Die Kommunikation mit den Unterstützern wurde unregelmäßiger und vage. Versprochene Meilensteine, wie die Veröffentlichung einer Alpha-Version des Spiels, wurden wiederholt verschoben.
Die Begründungen für die Verzögerungen waren oft widersprüchlich. Auf lange Phasen der Stille folgten Updates mit Entschuldigungen und neuen Versprechungen, die jedoch selten eingehalten wurden. Anstelle von konkreten Spielinhalten wurden meist nur Konzeptzeichnungen oder kurze Animationen gezeigt.
Warnsignale bei Crowdfunding
Experten warnen bei Kickstarter-Projekten oft vor folgenden Anzeichen:
- Unrealistisch niedrige Finanzierungsziele.
- Unregelmäßige und vage Kommunikation nach der Finanzierung.
- Wiederholte Verschiebung von wichtigen Meilensteinen.
- Fokus auf Merchandise statt auf die Entwicklung des Kernprodukts.
Eskalation der Schwierigkeiten
Mit der Zeit wurden die Probleme auch außerhalb der Kickstarter-Plattform sichtbar. Recherchen von Nutzern auf Plattformen wie Reddit deckten auf, dass die Markenrechte für „PuffPals“ bereits ein Jahr zuvor ausgelaufen waren. Zudem gab es Hinweise darauf, dass die gesamte Spielentwicklung an ein externes Unternehmen, Room 8 Studio, ausgelagert worden war.
Gleichzeitig geriet auch das Kerngeschäft von Fluffnest, der Verkauf von Plüschtieren, in Schwierigkeiten. Kunden berichteten von nicht erhaltenen Bestellungen, fehlerhaften Abrechnungen und drastisch erhöhten Versandkosten. Es wurde bekannt, dass das Unternehmen wegen unbezahlter Geschäftskredite verklagt wurde.
Der Zusammenbruch und die rechtlichen Folgen
Schließlich kündigte Fluffnest an, den Geschäftsbetrieb einzustellen. Als Grund wurden gestiegene Versandkosten genannt. In derselben Mitteilung wurde jedoch behauptet, die Produktion von Island Skies sei gesichert und nicht betroffen. Diese Aussage erschien vielen Beobachtern angesichts der Umstände als wenig glaubwürdig.
„Die Produktion von Island Skies ist gesichert und wird nicht beeinträchtigt.“
Das letzte offizielle Update zum Spiel wurde am 21. Mai veröffentlicht. Darin schob das Unternehmen die Schuld für die Verzögerungen auf den externen Entwickler, dem man zwischenzeitlich die Zahlungen eingestellt hatte. Diese Darstellung widersprach vielen früheren Aussagen und Versprechungen.
Klagen in Millionenhöhe
Inzwischen ist die Situation eskaliert. Die Vorbesteller-Seite für das Spiel ist nicht mehr erreichbar. Ehemalige Mitarbeiter berichten von ausstehenden Gehältern. Die Unterstützer der Kickstarter-Kampagne haben keine Aussicht auf eine Rückerstattung, da die Plattform dies nicht garantiert.
Gerichtsdokumente zeigen, dass bereits Urteile gegen Fluffnest ergangen sind, die das Unternehmen zur Rückzahlung von Schulden in Höhe von Hunderttausenden von Dollar verpflichten. Der schwerwiegendste Fall ist eine Klage von Room 8 Studio. Das Entwicklungsstudio verklagt Fluffnest und Gründer David Pentland auf 1,9 Millionen US-Dollar wegen Vertragsbruchs und unbezahlter Rechnungen.
Die rechtlichen Auseinandersetzungen sind komplex und langwierig. Einige Gerichtstermine sind bis in den Sommer 2027 angesetzt. Es ist daher unklar, ob die genauen Ursachen für das Scheitern des Projekts – ob Missmanagement oder betrügerische Absicht – jemals vollständig geklärt werden. Für die Tausenden von Unterstützern und Gläubigern ist die Wahrscheinlichkeit, ihr Geld zurückzuerhalten, äußerst gering.





