Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat die zuvor gestoppte Mondrover-Mission VIPER wiederbelebt und Blue Origin mit dem Transport zum Mond beauftragt. Das Raumfahrtunternehmen von Jeff Bezos war der einzige Bieter für den Auftrag im Wert von 190 Millionen US-Dollar. Die Landung am Mondsüdpol ist für Ende 2027 geplant.
Wichtige Fakten
- Blue Origin erhält einen NASA-Auftrag über 190 Millionen US-Dollar zur Lieferung des VIPER-Rovers zum Mond.
- Die Mission ist für Ende 2027 mit dem Blue Moon Mark 1 Lander geplant.
- Blue Origin war das einzige Unternehmen, das ein Angebot für den Transportauftrag abgegeben hat.
- Die ursprüngliche Mission mit dem Unternehmen Astrobotic wurde im Juli 2024 wegen Kosten- und Zeitüberschreitungen gestrichen.
Ein überraschender Neustart für die VIPER-Mission
Die NASA hat am 19. September bekannt gegeben, dass Blue Origin den Zuschlag für den Transport des Mondrovers VIPER (Volatiles Investigating Polar Exploration Rover) erhalten hat. Der Rover soll Ende 2027 in der Südpolregion des Mondes landen. Für den Transport wird der Blue Moon Mark 1 Lander von Blue Origin eingesetzt, für den dies die zweite Mission sein wird.
Die Vergabe erfolgte im Rahmen des CLPS-Programms (Commercial Lunar Payload Services) der NASA. Diese Entscheidung kam für viele Beobachter unerwartet, da die Raumfahrtbehörde die VIPER-Mission erst im Juli 2024 offiziell eingestellt hatte. Damals wurden erhebliche Kosten- und Terminüberschreitungen als Grund genannt.
Hintergrund: Das CLPS-Programm
Das Commercial Lunar Payload Services (CLPS) Programm der NASA zielt darauf ab, kommerzielle Partner für den Transport von wissenschaftlichen Instrumenten und Nutzlasten zur Mondoberfläche zu nutzen. Anstatt eigene Lander zu entwickeln, kauft die NASA Transportdienstleistungen von privaten Unternehmen ein. Dies soll die Kosten senken und die Frequenz von Mondmissionen erhöhen.
Der Weg zum neuen Vertrag
Ursprünglich sollte das Unternehmen Astrobotic den VIPER-Rover mit seinem Griffin-Lander zum Mond bringen. Nach der Stornierung der Mission im Juli gab es vonseiten der NASA keine öffentlichen Hinweise darauf, dass eine schnelle Wiederaufnahme mit einem anderen Partner geplant sei.
In einer Stellungnahme erklärte die NASA, dass sie zwischen April und Juni verschiedene Optionen für einen alternativen Transport des Rovers geprüft habe. Im August wurde eine formelle Angebotsanfrage an die im CLPS-Programm registrierten Unternehmen gesendet. Laut NASA ging daraufhin nur ein einziges Angebot ein – von Blue Origin.
„Die Behörde hat die Einreichung gemäß den üblichen Vergabeverfahren geprüft und festgestellt, dass sie die Anforderungen der NASA erfüllt, was zu dieser Vergabe führte“, teilte die NASA mit.
Warum Blue Origin der einzige Bieter war
Mehrere Faktoren dürften dazu beigetragen haben, dass Blue Origin als einziger Anbieter übrig blieb. Mit einem Gewicht von 450 Kilogramm ist der VIPER-Rover zu schwer für kleinere Mondlander, wie sie beispielsweise von Firefly Aerospace (Blue Ghost) oder Intuitive Machines (Nova-C) bereits eingesetzt wurden.
Astrobotic, der ursprüngliche Partner, entschied sich gegen eine erneute Bewerbung. Das Unternehmen begründete dies mit dem engen Zeitplan und bestehenden Verpflichtungen gegenüber anderen Kunden. „Angesichts des komprimierten Zeitplans der Mission und unserer Verpflichtungen gegenüber bestehenden Kunden hat Astrobotic die strategische Entscheidung getroffen, kein Angebot abzugeben“, so das Unternehmen in einer Erklärung.
Technische Herausforderung: Das Gewicht des Rovers
Das hohe Gewicht des VIPER-Rovers von 450 kg stellt eine erhebliche Anforderung an die Leistungsfähigkeit eines Mondlanders dar. Viele kommerzielle Lander sind für Nutzlasten im Bereich von 100 bis 150 kg ausgelegt. Nur wenige Unternehmen im CLPS-Programm, darunter Blue Origin mit Blue Moon, können eine solche Masse sicher zur Mondoberfläche transportieren.
Auch SpaceX, das mit seinem Starship-Lander ebenfalls Teil des CLPS-Programms ist, hat bisher noch keinen Auftrag für eine unbemannte Mondlandung im Rahmen dieses Programms erhalten.
Bedingungen und nächste Schritte
Der Vertrag mit Blue Origin ist als „Basis plus Option“ strukturiert. Zunächst wird die Design- und Anpassungsphase finanziert, in der der Blue Moon Lander für die Aufnahme des VIPER-Rovers modifiziert wird. Die endgültige Beauftragung der Landemission hängt von zwei wesentlichen Bedingungen ab:
- Die erfolgreiche Anpassung des Landers an die spezifischen Anforderungen des Rovers.
- Eine erfolgreiche erste Mission des Blue Moon Landers, die bereits Ende dieses Jahres stattfinden könnte.
Der Gesamtwert des Auftrags, falls alle Optionen ausgeübt werden, beläuft sich auf 190 Millionen US-Dollar.
Personelle Herausforderungen für die NASA
Die Wiederaufnahme der Mission bringt für die NASA auch organisatorische Hürden mit sich. Bereits im März wurden die Mitarbeiter, die dem ursprünglichen VIPER-Projekt zugewiesen waren, auf andere Aufgabenbereiche verteilt. Nun muss die Behörde ein neues Team für den Betrieb des Rovers auf dem Mond zusammenstellen.
Die NASA bestätigte, dass ein neues Projekt zur Steuerung von VIPER und zur Auswertung der wissenschaftlichen Daten initiiert wird. Dieses Team wird am Ames Research Center angesiedelt sein, das auch das ursprüngliche Projekt leitete, und vom Johnson Space Center unterstützt.
„Die NASA hat noch nicht festgelegt, ob der Umfang dieser neuen Betriebsphase derselbe sein wird wie beim ursprünglich geplanten VIPER-Projekt“, erklärte die Behörde. Dies deutet darauf hin, dass die Missionsziele oder die Dauer der wissenschaftlichen Operationen auf dem Mond möglicherweise angepasst werden könnten.





