Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat Blue Origin, das Raumfahrtunternehmen von Jeff Bezos, mit dem Transport eines wichtigen Forschungsrovers zum Mond beauftragt. Im Rahmen eines Vertrags im Wert von rund 190 Millionen US-Dollar wird Blue Origin den Rover VIPER Ende 2027 zum Südpol des Mondes bringen, um dort nach Wassereis zu suchen. Diese Entscheidung belebt eine Mission wieder, die erst vor wenigen Monaten aufgrund von Kostenüberschreitungen gestoppt worden war.
Wichtige Fakten
- Blue Origin erhält einen NASA-Vertrag über ca. 190 Millionen US-Dollar für den Transport des VIPER-Rovers.
- Die Mission ist für Ende 2027 geplant und zielt auf den Südpol des Mondes.
- Der VIPER-Rover soll Vorkommen von Wassereis unter der Mondoberfläche untersuchen.
- Der Auftrag belebt das VIPER-Programm wieder, nachdem es im Juli 2024 von der NASA gestoppt wurde.
Ein neuer Partner für eine alte Mission
Die NASA hat Blue Origin offiziell im Rahmen ihres Programms Commercial Lunar Payload Services (CLPS) ausgewählt. Dieses Programm zielt darauf ab, kommerzielle Unternehmen für den Transport von wissenschaftlicher und technologischer Fracht zur Mondoberfläche zu nutzen. Blue Origin wird für diese Aufgabe seine unbemannte Mondlandefähre Blue Moon MK1 einsetzen.
Dieser Auftrag ist ein bedeutender Vertrauensbeweis der NASA in die Fähigkeiten von Blue Origin. Er sichert dem Unternehmen nicht nur einen prestigeträchtigen Auftrag, sondern setzt auch einen konkreten Zeitplan für den ersten Einsatz der Blue Moon MK1-Landefähre mit einer wichtigen wissenschaftlichen Nutzlast.
Das CLPS-Programm der NASA
Das Commercial Lunar Payload Services (CLPS) ist eine Initiative der NASA, die es der Behörde ermöglicht, schnell und kosteneffizient wissenschaftliche Instrumente und Technologien zum Mond zu schicken. Anstatt eigene Landefähren zu entwickeln, kauft die NASA Transportdienstleistungen von privaten US-Unternehmen. Dies soll Innovationen fördern und die Kosten für die Monderkundung senken.
Die Ziele des VIPER-Rovers
Der Name VIPER steht für „Volatiles Investigating Polar Exploration Rover“. Der Rover hat etwa die Größe eines Golfwagens und ist speziell dafür konzipiert, die extrem kalten und dauerhaft beschatteten Regionen am Südpol des Mondes zu erkunden. Wissenschaftler vermuten dort erhebliche Vorkommen von Wassereis.
Die Mission des Rovers ist auf eine Dauer von etwa 100 Erdentagen ausgelegt. In dieser Zeit wird VIPER über die Mondoberfläche fahren, Proben entnehmen und die Verteilung sowie Konzentration von Wassereis kartieren. Die Ergebnisse sind entscheidend für die zukünftige bemannte Raumfahrt.
Wissenschaftliche Instrumente an Bord
Um seine Aufgabe zu erfüllen, ist VIPER mit mehreren spezialisierten Instrumenten ausgestattet. Dazu gehören:
- Ein Bohrer, der bis zu einem Meter tief in die Mondoberfläche eindringen kann, um Proben aus dem Untergrund zu entnehmen.
- Drei Spektrometer, die darauf ausgelegt sind, Wasser, Wasserstoff und andere Mineralien direkt vor Ort zu analysieren.
Diese Instrumente ermöglichen es den Wissenschaftlern, erstmals eine detaillierte Karte der Wasserressourcen auf dem Mond zu erstellen. Bisherige Daten stammen hauptsächlich aus Beobachtungen von Orbitern.
Warum ist Wassereis so wichtig?
Wassereis auf dem Mond ist eine potenziell revolutionäre Ressource. Es könnte vor Ort in Trinkwasser für Astronauten, in Sauerstoff zum Atmen und in Wasserstoff und Sauerstoff als Raketentreibstoff umgewandelt werden. Die Nutzung lokaler Ressourcen, bekannt als „In-Situ Resource Utilization“ (ISRU), würde zukünftige Missionen erheblich günstiger und nachhaltiger machen, da diese Materialien nicht mehr von der Erde mitgebracht werden müssten.
Die Rettung eines gestoppten Programms
Die Zukunft des VIPER-Rovers war lange Zeit ungewiss. Ursprünglich hatte die NASA im Jahr 2020 das in Pittsburgh ansässige Unternehmen Astrobotic mit dem Transport des Rovers beauftragt. Der ursprüngliche Vertrag hatte einen Wert von 199,5 Millionen US-Dollar und sah den Einsatz der Griffin-Landefähre vor.
Aufgrund von erheblichen Verzögerungen bei der Entwicklung sowohl des Rovers als auch der Landefähre stiegen die Kosten jedoch stark an. Im Juli 2024 zog die NASA die Notbremse und stoppte das gesamte VIPER-Programm. Diese Entscheidung sorgte für Kritik von Wissenschaftlern und Politikern, da ein Großteil der Rover-Hardware bereits fertiggestellt war.
Nur einen Monat nach der Stornierung veröffentlichte die NASA eine Aufforderung an die US-Industrie, neue Konzepte für den Einsatz des bereits gebauten Rovers vorzulegen, ohne dass zusätzliche Kosten für die Regierung entstehen.
Der Vorschlag von Blue Origin erwies sich als die beste Lösung, um die wertvolle wissenschaftliche Mission doch noch zu realisieren. Die Vergabe des Auftrags an Blue Origin markiert somit das Ende eines unsicheren Kapitels für eines der wichtigsten wissenschaftlichen Projekte der NASA zur Monderkundung.
Bedeutung für Blue Origin
Für Blue Origin ist dieser Auftrag mehr als nur ein Geschäft. Es ist nach dem Vertrag für die Entwicklung einer bemannten Mondlandefähre im Rahmen des Artemis-Programms die zweite große Bestätigung durch die NASA für die Mondambitionen des Unternehmens. Der VIPER-Auftrag beweist, dass die NASA Vertrauen in die Technologie und Zuverlässigkeit der Blue Moon-Landefähre hat.
Der Erfolg dieser Mission wird entscheidend für die Positionierung von Blue Origin als führender Akteur in der entstehenden Mondwirtschaft sein. Ein erfolgreicher Transport und Einsatz des VIPER-Rovers wäre ein starkes Signal an potenzielle kommerzielle und staatliche Kunden weltweit.





