Der Videospielkonzern Electronic Arts (EA) hat einer Übernahmevereinbarung im Wert von 55 Milliarden US-Dollar zugestimmt. Käufer ist ein Konsortium aus drei Investoren: dem Public Investment Fund (PIF) aus Saudi-Arabien, der US-Beteiligungsgesellschaft Silver Lake und der von Jared Kushner geführten Firma Affinity Partners. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der EA-Aktionäre und der Aufsichtsbehörden.
Wichtige Fakten
- Electronic Arts hat einer Übernahme im Wert von 55 Milliarden US-Dollar zugestimmt.
- Das Käuferkonsortium besteht aus dem saudischen Staatsfonds PIF, Silver Lake und Affinity Partners.
- Die Transaktion ist noch nicht abgeschlossen und erfordert die Zustimmung von Aktionären und Regulierungsbehörden.
- Alle drei Investoren bringen aufgrund ihrer Hintergründe und bisherigen Aktivitäten Kontroversen mit sich.
Ein Konsortium übernimmt einen Gaming-Giganten
Electronic Arts, bekannt für Spielereihen wie EA FC (früher FIFA), Madden NFL und Apex Legends, hat bekannt gegeben, dass das Unternehmen einer vollständigen Übernahme zugestimmt hat. Der Vorstand von EA hat die Vereinbarung einstimmig genehmigt. Sollte die Transaktion alle erforderlichen Genehmigungen erhalten, wird sie voraussichtlich im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2027 abgeschlossen.
Das Konsortium wird 100 % der Anteile an EA erwerben. Der saudische Staatsfonds PIF, der bereits erhebliche Anteile an dem Unternehmen hielt, wird seine bestehende Beteiligung in die neue Struktur einbringen. Die drei Hauptakteure hinter dem Deal sind in der Finanz- und Technologiewelt bekannt, aber auch mit politischen und ethischen Debatten verbunden.
Der Public Investment Fund (PIF) und seine Rolle
Der Public Investment Fund ist der Staatsfonds von Saudi-Arabien und wird vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman kontrolliert. Mit einem geschätzten Vermögen von 925 Milliarden US-Dollar gehört er zu den größten Staatsfonds der Welt. Seine Investitionen in der Gaming-Branche sind Teil einer breiteren Strategie, die saudische Wirtschaft unabhängiger vom Öl zu machen.
PIFs wachsende Präsenz im Gaming
Über seine Tochtergesellschaft Savvy Games Group hat der PIF bereits massiv in die Videospiel- und E-Sport-Branche investiert. Zu den Beteiligungen gehören die ESL FACEIT Group, der Entwickler Scopely, ein Anteil von 8,1 % an der Embracer Group sowie bedeutende Anteile an Nintendo, Capcom und Take-Two Interactive.
Kontroversen um den saudischen Investor
Die Beteiligungen des PIF sorgen regelmäßig für Kritik. Menschenrechtsorganisationen verweisen auf die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien, insbesondere die Diskriminierung von Frauen und die Kriminalisierung von Homosexualität. Zudem wird Kronprinz Mohammed bin Salman von US-Geheimdiensten direkt mit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018 in Verbindung gebracht.
Diese Hintergründe führen immer wieder zu Spannungen. So sah sich beispielsweise Ubisoft-CEO Yves Guillemot interner Kritik ausgesetzt, nachdem er den Kronprinzen im Rahmen einer französischen Delegation getroffen hatte.
Silver Lake: Der Tech- und Sport-Investor
Silver Lake ist eine der größten Private-Equity-Firmen der Welt mit Sitz in den USA, die sich auf Technologieinvestitionen spezialisiert hat. Das von Egon Durban und Greg Mondre geleitete Unternehmen verwaltet ein Portfolio, das Firmen wie Dell, Unity Technologies und den Zahlungsdienstleister Klarna umfasst.
Verbindungen zum globalen Fußball
Silver Lake ist Mehrheitsaktionär der City Football Group, der Muttergesellschaft des englischen Fußballvereins Manchester City. Diese Verbindung zum Profisport passt strategisch zu den erfolgreichen Sport-Franchises von EA, wie EA FC und Madden NFL.
„EA ist ein besonderes Unternehmen: ein weltweit führender Anbieter im Bereich interaktiver Unterhaltung, verankert durch seine erstklassigen Sport-Franchises, mit beschleunigtem Umsatzwachstum und starkem, skalierbarem Free Cash Flow.“
Die Expertise von Silver Lake im Technologiesektor und seine Verflechtungen mit der Sportwelt machen die Firma zu einem logischen Partner für eine Investition in EA.
Affinity Partners: Politische Verflechtungen
Der dritte Investor im Bunde ist Affinity Partners, eine von Jared Kushner gegründete Investmentfirma. Kushner ist der Schwiegersohn des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und war während dessen Amtszeit als Berater im Weißen Haus tätig. In dieser Zeit soll er eine enge Beziehung zum saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman aufgebaut haben.
Nach seinem Ausscheiden aus der Politik gründete Kushner Affinity Partners und erhielt eine Investition von 2 Milliarden US-Dollar vom saudischen PIF. Diese Verbindung hat in den USA zu politischen Untersuchungen geführt.
Untersuchung durch den US-Senat
Im September 2024 äußerte der Finanzausschuss des US-Senats Bedenken hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte. In einem Schreiben an die Firma wurde die Sorge geäußert, dass ausländische Regierungen über Investitionen in Affinity Partners Geld an die Familie von Donald Trump schleusen könnten.
- Vorwurf: Interessenkonflikte durch enge Beziehungen zu ausländischen Regierungen.
- Zahlungen: Laut dem Ausschuss hat Affinity Partners Gebühren in Höhe von 157 Millionen US-Dollar von ausländischen Kunden erhalten, davon 87 Millionen von der saudischen Regierung.
- Stellungnahme: Affinity Partners wies die Vorwürfe als politisch motiviert zurück und betonte, man sei eine bei der US-Börsenaufsicht SEC registrierte Firma, die sich stets korrekt verhalten habe.
Was die Übernahme für EA bedeutet
Obwohl die Vereinbarung vom Vorstand von EA genehmigt wurde, ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. Die Zustimmung der Aktionäre ist ein entscheidender nächster Schritt. Ebenso müssen die Wettbewerbs- und Regulierungsbehörden in verschiedenen Ländern dem Geschäft zustimmen.
Sollte der Deal wie geplant vollzogen werden, würde einer der größten unabhängigen Publisher der Videospielbranche in private Hände übergehen. Die langfristigen Auswirkungen auf die Spieleentwicklung, die Unternehmenskultur von EA und die Preisgestaltung für Verbraucher bleiben abzuwarten.





