Das Startup Sonic Fire Tech hat eine Finanzierung in Höhe von 3,5 Millionen US-Dollar erhalten, um eine innovative Brandschutztechnologie zu entwickeln. Das System nutzt niederfrequente Schallwellen, sogenannten Infraschall, um Flammen zu löschen. Diese Methode kommt ohne Wasser oder chemische Löschmittel aus und soll insbesondere Gebäude vor den verheerenden Folgen von Waldbränden schützen.
Wichtige Fakten
- Finanzierung: Sonic Fire Tech hat eine Startfinanzierung von 3,5 Millionen US-Dollar von Investoren wie Khosla Ventures erhalten.
- Technologie: Das System verwendet Infraschall – Schallwellen unterhalb der menschlichen Hörschwelle –, um Brände zu unterdrücken.
- Anwendungsbereich: Der Hauptfokus liegt auf dem Schutz von Häusern und Anlagen vor Waldbränden, einer wachsenden Bedrohung in Regionen wie Kalifornien.
- Vorteil: Die Technologie benötigt kein Wasser, was in trockenen und von Dürre betroffenen Gebieten ein entscheidender Vorteil ist.
Ein altes Konzept neu gedacht
Die Idee, Feuer mit Schall zu bekämpfen, ist nicht völlig neu. Bereits vor etwa einem Jahrzehnt demonstrierten zwei Studenten, wie ein Subwoofer mit lauten Bässen eine kleine Flamme löschen kann. Auch die US-Forschungsbehörde DARPA untersuchte das Konzept im Jahr 2012. Bisher gelang jedoch keinem dieser Ansätze der kommerzielle Durchbruch.
Sonic Fire Tech hat das Prinzip grundlegend überarbeitet. Statt auf hörbare Frequenzen zu setzen, die bei ausreichender Stärke das menschliche Gehör schädigen würden, konzentriert sich das Unternehmen auf den Infraschallbereich. Diese Schallwellen liegen unterhalb von 20 Hertz und sind für Menschen nicht wahrnehmbar.
Hintergrund: Akustische Feuerlöschung
Die genaue Wirkungsweise, wie Schallwellen eine Verbrennung stören, wird noch wissenschaftlich diskutiert. Eine führende Theorie besagt, dass die Druckwellen des Schalls die Luft um die Flamme herum so stark bewegen, dass die Zufuhr von Sauerstoff unterbrochen wird. Dadurch wird der Verbrennungsprozess gestört und die Flamme erlischt.
Von der Garage zur Hochtechnologie
Die Gründung von Sonic Fire Tech begann mit einer unkonventionellen Kontaktaufnahme. Michael Thomas, heute Vorstandsvorsitzender, experimentierte bereits mit der Idee, Schall zur Brandbekämpfung zu nutzen. Als er an technische Grenzen stieß, kontaktierte er Geoff Bruder über LinkedIn.
Bruder, ein ehemaliger NASA-Ingenieur mit Spezialisierung auf Akustik und Wärmeübertragung, war von der Idee fasziniert. Er baute einen ersten Prototyp mit handelsüblichen Teilen. „Ich besorgte mir einen Subwoofer und einige Teile aus dem Baumarkt und von einem Autozulieferer“, erklärte Bruder, der heute CEO und CTO des Startups ist. Das Ergebnis war vielversprechend: „Wir haben in meiner Einfahrt ein Feuer aus über zwei Metern Entfernung gelöscht.“
„Man muss im Grunde das Design eines Lautsprechers verwerfen und bei null anfangen“, so Geoff Bruder über die Herausforderung, ein sicheres und effektives System zu entwickeln.
Schnell wurde klar, dass herkömmliche Subwoofer nicht die Lösung waren. Das Team entwickelte ein völlig neues System. Anstelle eines Lautsprechers wird ein großer, von einem Elektromotor angetriebener Kolben verwendet. Dieser Kolben erzeugt die kraftvollen, aber unhörbaren Infraschallwellen.
Wie das Infraschall-System funktioniert
Die von Sonic Fire Tech entwickelte Technologie ist für den stationären Einsatz an Gebäuden konzipiert. Ein zentraler Generator erzeugt den Infraschall, der dann über ein fest installiertes Rohrsystem verteilt wird.
Schutz für das ganze Haus
Die Rohre werden strategisch platziert, um ein Gebäude von außen zu schützen:
- Am Dachfirst: Von hier aus werden die Schallwellen nach unten entlang der Dachschrägen gerichtet. So sollen Brände gelöscht werden, die durch Funkenflug in Dachrinnen oder auf dem Dach selbst entstehen.
- Unter den Dachvorsprüngen: Hier sind die Rohre auf den Boden gerichtet, um Flammen zu bekämpfen, die sich an den Außenwänden des Hauses ausbreiten.
Das System wird durch Sensoren aktiviert, die Flammen oder extreme Hitze erkennen. Sobald eine Gefahr detektiert wird, startet der Generator automatisch und beginnt mit der Aussendung der Schallwellen.
Leistung und Reichweite
Ein System für ein Einfamilienhaus benötigt etwa 500 Watt Strom. Für den Fall eines Stromausfalls, der bei Waldbränden häufig vorkommt, ist eine Notstromversorgung durch Batterien vorgesehen. Das aktuelle System kann Feuer aus einer Entfernung von bis zu 7,6 Metern (25 Fuß) löschen. Laut Bruder könnte eine größere Version eine Reichweite von bis zu 100 Metern (330 Fuß) erreichen.
Markteintritt und Zukunftspläne
Die wirtschaftlichen Schäden durch Waldbrände sind enorm und belaufen sich allein in den USA auf bis zu 424 Milliarden US-Dollar jährlich. In Kalifornien weigern sich Versicherungsunternehmen zunehmend, Policen für Häuser in gefährdeten Gebieten zu erneuern. Dies schafft einen großen Markt für neue Schutztechnologien.
Sonic Fire Tech plant, die Installation seines Systems für etwa 2 % des Hauswertes anzubieten. Das Unternehmen befindet sich bereits in Gesprächen mit Versicherern, um die Technologie zertifizieren zu lassen und möglicherweise Rabatte für Hausbesitzer zu ermöglichen.
Erste Pilotprojekte laufen bereits. Das Startup arbeitet mit den Energieversorgern PG&E und Southern California Edison zusammen, um die Technologie an realen Gebäuden zu demonstrieren. Zudem wurde eine Absichtserklärung mit einer Lagerstätte für Chemikalien unterzeichnet, was auf ein breites Anwendungspotenzial hindeutet.
Langfristig sieht Bruder auch den Einsatz im Inneren von Gebäuden. „Der natürliche nächste Schritt ist, dass wir als Ersatz für Sprinkleranlagen zertifiziert werden. Dann könnte man einfach ein Rohr ins Haus legen und die Küche oder andere Bereiche schützen“, so der CEO.





