Snapchat hat seine KI-gestützte „Imagine Lens“ für alle Nutzer zugänglich gemacht. Die Funktion, die bisher zahlenden Abonnenten vorbehalten war, ermöglicht es, Bilder per Texteingabe zu erstellen oder zu bearbeiten. Dieser Schritt erfolgt in einer Zeit, in der der Wettbewerb im Bereich der künstlichen Intelligenz zwischen sozialen Netzwerken zunimmt.
Die Öffnung der Funktion für die breite Masse ist eine strategische Entscheidung, um die Nutzerbasis zu binden und mit den fortschrittlicheren Angeboten von Konkurrenten wie Meta und OpenAI Schritt zu halten. Zunächst wird die Funktion in den USA eingeführt, weitere Länder sollen bald folgen.
Kreativität per Texteingabe für Millionen
Die „Imagine Lens“ von Snapchat ist das erste Werkzeug der Plattform, das auf offenen Texteingaben basiert, um Bilder zu generieren. Nutzer können nun ein Selfie aufnehmen und mit einem Befehl wie „Verwandle mich in einen Superhelden“ komplett verändern. Ebenso ist es möglich, völlig neue Bilder aus einer reinen Textbeschreibung zu erschaffen, beispielsweise „ein Hund, der auf dem Mars Skateboard fährt“.
Diese Technologie war seit ihrer Einführung im September exklusiv für Mitglieder von Snapchat+ und Snapchat Platinum verfügbar. Die neue Strategie sieht vor, dass auch Nutzer der kostenlosen Version eine begrenzte Anzahl von KI-generierten Bildern erstellen können. Damit demokratisiert das Unternehmen den Zugang zu einer seiner innovativsten Funktionen.
Um die Lens zu nutzen, findet man sie direkt im Lens-Karussell der App oder kann sie über die Suchfunktion unter ihrem Namen finden. Nach der Auswahl kann der Nutzer entweder eigene Anweisungen eingeben oder aus einer Reihe von vorgeschlagenen Prompts wählen, um die Kreativität anzuregen.
Enorme Nutzung von Lenses
Snapchat-Nutzer interagieren täglich mehr als 8 Milliarden Mal mit den verschiedenen Lenses der App. Diese hohe Engagement-Rate unterstreicht die Bedeutung von Augmented-Reality-Filtern und KI-Funktionen für die Plattform.
Strategische Reaktion auf den Wettbewerb
Die Entscheidung, die „Imagine Lens“ kostenlos anzubieten, fällt in eine Phase intensiven Wettbewerbs im Bereich der generativen KI. Unternehmen wie Meta mit „Meta AI“ und OpenAI mit dem beeindruckenden Videomodell „Sora“ setzen neue Maßstäbe und erhöhen den Druck auf andere soziale Plattformen.
Diese konkurrierenden Dienste bieten bereits fortschrittlichere Funktionen an. So können Nutzer bei einigen Anbietern bereits kurze Videos von sich selbst erstellen lassen, indem sie der KI einmalig Aufnahmen zur Verfügung stellen. Solche „Cameos“ können dann in verschiedenen Szenarien platziert werden, was die Interaktion zwischen Freunden auf ein neues Level hebt.
Für Snapchat ist es daher entscheidend, seine eigenen KI-Werkzeuge attraktiv und zugänglich zu halten, um die vorwiegend junge Zielgruppe nicht an die Konkurrenz zu verlieren. Die kostenlose Verfügbarkeit der Bildgenerierung ist ein wichtiger Schritt, um die eigene Relevanz im schnelllebigen KI-Markt zu sichern.
Der Aufstieg der generativen KI
Generative KI bezieht sich auf künstliche Intelligenz, die in der Lage ist, neue Inhalte wie Texte, Bilder, Musik oder Videos zu erstellen. Seit dem Durchbruch von Modellen wie DALL-E und ChatGPT hat sich ein regelrechter Wettlauf zwischen den großen Technologieunternehmen entwickelt, um die leistungsfähigsten und benutzerfreundlichsten Werkzeuge anzubieten.
Was bedeutet das für die Nutzer?
Für die Nutzer von Snapchat eröffnet die kostenlose „Imagine Lens“ neue kreative Möglichkeiten. Man kann schnell und einfach Ideen visualisieren, sei es für ein Halloween-Kostüm, ein witziges Bild für Freunde oder einfach nur zum Experimentieren.
Mögliche Anwendungsfälle:
- Kostümideen: Testen, wie ein bestimmtes Kostüm aussehen würde, ohne es anprobieren zu müssen.
- Kreative Porträts: Freunde oder sich selbst in fantastische Charaktere oder Kunststile verwandeln.
- Visuelle Witze: Absurde oder lustige Szenarien erstellen und mit Freunden teilen.
- Inhalte für Stories: Einzigartige und auffällige Bilder für die eigene Snapchat Story generieren.
Die Ergebnisse können wie gewohnt als Snap an Freunde verschickt, in der eigenen Story gepostet oder auch außerhalb von Snapchat auf anderen Plattformen geteilt werden. Dies fördert die Verbreitung der mit Snapchat erstellten Inhalte und stärkt die Markenpräsenz.
Einführung und Verfügbarkeit
Die Umstellung auf das neue Modell beginnt ab sofort. Kostenlose Nutzer in den Vereinigten Staaten erhalten als erste Zugriff auf eine limitierte Anzahl von Bildgenerationen. Das Unternehmen hat bereits Pläne für eine Ausweitung auf andere Märkte angekündigt.
Die nächsten Länder auf der Liste sind Kanada, Großbritannien und Australien. Ein genauer Zeitplan für die Einführung in Deutschland und anderen europäischen Ländern wurde noch nicht bekannt gegeben, wird aber in den kommenden Monaten erwartet.
Snapchat investiert damit bewusst in die Nutzerbindung und positioniert sich als eine Plattform, die kreative und technologisch fortschrittliche Werkzeuge für jedermann anbietet. Es bleibt abzuwarten, wie die Nutzer die neue Funktion annehmen und wie sich der Wettbewerb im Bereich der KI-gestützten sozialen Medien weiterentwickeln wird.





