Snapchat hat eine grundlegende Änderung seiner Speicherrichtlinien angekündigt. Nutzer der Funktion „Erinnerungen“ müssen künftig für Speicherplatz bezahlen, der über ein kostenloses Kontingent von fünf Gigabyte (GB) hinausgeht. Diese Entscheidung betrifft eine Funktion, die seit ihrer Einführung im Jahr 2016 ein zentraler Bestandteil der App war und es Nutzern ermöglichte, ihre Fotos und Videos unbegrenzt zu sichern.
Die Umstellung auf ein kostenpflichtiges Modell hat in den sozialen Medien bereits zu deutlicher Kritik geführt. Viele langjährige Nutzer, die über die Jahre große Archive aufgebaut haben, sehen sich nun mit der Wahl konfrontiert, ein Abonnement abzuschließen oder ihre gespeicherten Inhalte zu verlieren.
Die wichtigsten Punkte
- Snapchat führt eine kostenlose Speichergrenze von 5 GB für die „Erinnerungen“-Funktion ein.
- Nutzer mit mehr als 5 GB an Daten müssen auf einen kostenpflichtigen Plan umsteigen.
- Das Unternehmen bietet eine Übergangsfrist von 12 Monaten, in der die Daten temporär gespeichert werden.
- Die Entscheidung löste bei vielen Nutzern Kritik und Vorwürfe der Geldgier aus.
Das Ende des kostenlosen Speichers bei Snapchat
Seit 2016 bot Snapchat mit der „Erinnerungen“-Funktion einen unbegrenzten und kostenlosen Cloud-Speicher für Fotos und Videos an. Diese Funktion ermöglichte es den Nutzern, ihre Snaps dauerhaft zu sichern und später erneut anzusehen oder zu teilen. Nun hat das Mutterunternehmen Snap bekannt gegeben, dass diese Ära endet.
Künftig wird der kostenlose Speicherplatz auf fünf Gigabyte pro Nutzer begrenzt. Wer mehr Daten gespeichert hat, wird aufgefordert, ein kostenpflichtiges Abonnement abzuschließen, um die Inhalte weiterhin in der App verfügbar zu halten. Laut Snap wurde diese Funktion intensiv genutzt: Seit der Einführung wurden mehr als eine Billion Erinnerungen von der Community gespeichert.
Wer ist von der Änderung betroffen?
Snap erklärt in einem Blogbeitrag, dass die Änderung „die große Mehrheit der Snapchatter“ nicht betreffen werde, da die meisten Nutzer weniger als 5 GB an Erinnerungen gespeichert hätten. Dennoch gibt es eine beträchtliche Anzahl von Nutzern, die die Funktion seit Jahren als eine Art digitales Tagebuch verwenden und nun die 5-GB-Grenze deutlich überschreiten.
Diese Nutzer erhalten eine Benachrichtigung in der App, die sie über die neuen Speicheroptionen informiert. Sie müssen sich dann entscheiden, ob sie für zusätzlichen Speicherplatz bezahlen oder ihre Daten sichern und aus der App entfernen möchten.
Hintergrund: Die „Erinnerungen“-Funktion
Die „Erinnerungen“-Funktion (englisch: Memories) wurde 2016 eingeführt. Sie erlaubte es Nutzern, ihre Snaps – also Fotos und Videos, die normalerweise nach 24 Stunden verschwinden – in einem privaten, durchsuchbaren Archiv in der Cloud zu speichern. Dies war ein entscheidender Schritt für Snapchat, um von einer reinen Messaging-App zu einer Plattform für persönliche Archive zu werden.
Details zu den neuen Abonnement-Modellen
Für Nutzer, die mehr als die kostenlosen 5 GB benötigen, führt Snapchat neue Speicherpläne ein. Obwohl die genauen Preise für Deutschland noch nicht offiziell kommuniziert wurden, gibt es bereits erste Informationen aus den USA.
Einem Bericht des Tech-Magazins TechCrunch zufolge wird der erste Plan 100 GB Speicher für 1,99 US-Dollar pro Monat bieten. Nutzer, die bereits das erweiterte Abonnement Snapchat+ für 3,99 US-Dollar pro Monat abgeschlossen haben, erhalten automatisch ein größeres Speicherkontingent von 250 GB.
Übergangsfrist für betroffene Nutzer
Snap hat eine Übergangslösung für Nutzer geschaffen, die die 5-GB-Grenze überschreiten. Ihnen wird ein temporärer Speicher für 12 Monate gewährt. Innerhalb dieses Zeitraums haben sie die Möglichkeit, ihre gesamten Erinnerungen auf ihr Gerät herunterzuladen oder ein Abonnement abzuschließen. Nach Ablauf der Frist könnten die Daten, die das Limit überschreiten, verloren gehen.
Reaktionen der Nutzer und die Strategie von Snap
Die Ankündigung löste in den sozialen Netzwerken eine Welle der Empörung aus. Viele Nutzer werfen dem Unternehmen vor, „gierig“ zu sein und eine Funktion zu monetarisieren, auf die sich viele über Jahre verlassen haben. Besonders kritisiert wird, dass Nutzer, die die App seit fast einem Jahrzehnt nutzen, nun vor die Wahl gestellt werden, für ihre digitalen Erinnerungen zu zahlen oder sie zu verlieren.
In einem offiziellen Blogbeitrag räumte Snap ein, dass es „nie einfach ist, von einem kostenlosen Dienst zu einem kostenpflichtigen überzugehen“. Das Unternehmen argumentiert jedoch, dass die Einnahmen notwendig seien, um die Funktion weiterzuentwickeln. „Diese Änderungen werden es uns ermöglichen, weiterhin in die Verbesserung von Erinnerungen für unsere gesamte Community zu investieren“, so die Erklärung.
Ein allgemeiner Trend in der Branche
Experten sehen den Schritt von Snapchat als Teil eines größeren Trends. Drew Benvie, Gründer der Social-Media-Beratung Battenhall, bezeichnete diesen Wandel gegenüber der BBC als „unvermeidlich“. Seiner Meinung nach werden alle sozialen Plattformen früher oder später Gebühren für die Speicherung von Inhalten erheben.
„In einer Ära, in der wir weniger posten, aber mehr speichern, ist dies eine Weiterentwicklung von Messaging- und Social-Media-Plattformen“, so Benvie. Auch andere Plattformen wie Google Fotos haben bereits vor einiger Zeit ihren unbegrenzten kostenlosen Speicherplatz eingeschränkt.
Was bedeutet das für die Zukunft von Snapchat?
Mit über 900 Millionen monatlich aktiven Nutzern (Stand April) ist Snapchat eine der größten sozialen Plattformen weltweit, auch wenn Konkurrenten wie Instagram und TikTok noch größere Nutzerzahlen vorweisen. Die Einführung von kostenpflichtigem Speicher ist ein Versuch, neue und stabilere Einnahmequellen neben dem Werbegeschäft zu erschließen.
Die Strategie birgt jedoch Risiken. Eine verärgerte Nutzerbasis könnte sich nach Alternativen umsehen oder die Nutzung der App reduzieren. Der Erfolg des neuen Modells wird davon abhängen, wie viele Nutzer bereit sind, für einen Dienst zu bezahlen, der jahrelang kostenlos war und als selbstverständlich galt.





