Besitzer von Samsung Galaxy-Smartphones erhalten möglicherweise nicht die volle Android-Erfahrung, die sie erwarten. Der Hersteller deaktiviert standardmäßig mehrere nützliche Funktionen des Benachrichtigungssystems, die auf anderen Android-Geräten, wie Googles Pixel-Smartphones, leicht zugänglich sind. Viele Nutzer wissen oft nicht, dass diese praktischen Werkzeuge überhaupt existieren.
Diese Anpassungen betreffen zentrale Aspekte der täglichen Nutzung, wie das Zurückstellen von Benachrichtigungen, die detaillierte Steuerung von App-Meldungen und den Zugriff auf den Benachrichtigungsverlauf. Während die Funktionen in Samsungs One UI-Software vorhanden sind, müssen sie von den Nutzern manuell in den Einstellungen aktiviert werden, was zu einer eingeschränkten Funktionalität führt.
Wichtige Erkenntnisse
- Funktionen versteckt: Samsung deaktiviert standardmäßig wichtige Android-Benachrichtigungsfunktionen wie die Schlummerfunktion und Benachrichtigungskategorien.
- Eingeschränkte Nutzung: Der Benachrichtigungsverlauf ist schwer zu finden und funktioniert auf Samsung-Geräten weniger intuitiv als bei Standard-Android.
- Manuelle Aktivierung nötig: Nutzer müssen tief in die Systemeinstellungen eintauchen, um diese nützlichen Werkzeuge zu finden und zu aktivieren.
- Unterschied zu Pixel: Auf Google Pixel-Smartphones sind diese Funktionen prominent und standardmäßig aktiviert, was einen direkten Vergleich der Nutzererfahrung ermöglicht.
Das Android-Benachrichtigungssystem im Kern
Android ist seit langem für sein leistungsstarkes und flexibles Benachrichtigungssystem bekannt. Im Gegensatz zu anderen mobilen Betriebssystemen bietet es Nutzern eine granulare Kontrolle darüber, wie und wann sie Informationen von ihren Apps erhalten. Diese Funktionalität ist ein zentraler Vorteil der Plattform.
Zu den Kernfunktionen gehören die Möglichkeit, Benachrichtigungen vorübergehend auszublenden (Snooze), sie nach Kategorien zu filtern und einen Verlauf alter Meldungen einzusehen. Diese Werkzeuge helfen dabei, die tägliche Flut an Informationen zu bewältigen, ohne wichtige Updates zu verpassen. Auf Geräten mit einer reinen Android-Version, wie der Google Pixel-Reihe, sind diese Optionen direkt und intuitiv zugänglich.
Was ist One UI?
One UI ist Samsungs angepasste Benutzeroberfläche, die auf dem Android-Betriebssystem aufbaut. Hersteller wie Samsung verändern das Erscheinungsbild und die Funktionalität von Android, um eigene Designs, Apps und exklusive Features zu integrieren. Diese Anpassungen können jedoch auch dazu führen, dass Standardfunktionen von Android verändert oder versteckt werden.
Samsungs umstrittene Anpassungen im Detail
Obwohl Samsung-Geräte auf Android basieren, weicht die Handhabung von Benachrichtigungen in der One UI-Oberfläche erheblich vom Standard ab. Mehrere Schlüsselfunktionen sind entweder deaktiviert oder so tief in Menüs vergraben, dass der durchschnittliche Nutzer sie kaum findet.
Die fehlende Schlummerfunktion
Eine der praktischsten Funktionen von Android ist die Möglichkeit, eine Benachrichtigung „schlummern“ zu lassen. Mit einem Fingertipp kann eine Meldung für eine voreingestellte Zeit (z. B. eine Stunde) ausgeblendet werden, um später erneut daran erinnert zu werden. Das ist ideal für Nachrichten, die man nicht sofort, aber auch nicht vergessen möchte.
Auf Samsung-Geräten ist diese Funktion standardmäßig ausgeschaltet. Der kleine Wecker-Button, der auf Pixel-Geräten neben jeder Benachrichtigung erscheint, fehlt. Um ihn zu aktivieren, muss der Nutzer folgenden Weg gehen:
- Öffnen Sie die Einstellungen.
- Gehen Sie zu Benachrichtigungen und dann zu Erweiterte Einstellungen.
- Aktivieren Sie den Schalter bei Schaltfläche „Schlummern“ anzeigen.
Erst nach diesen Schritten wird die Funktion sichtbar. Viele Nutzer wissen nicht, dass diese Option überhaupt existiert, und verpassen so ein nützliches Werkzeug zur Organisation ihres Alltags.
Versteckte Benachrichtigungskategorien
Eine weitere Stärke von Android sind die Benachrichtigungskategorien. App-Entwickler können ihre Meldungen in verschiedene Typen unterteilen. Ein Nutzer kann dann entscheiden, nur bestimmte Kategorien zu abonnieren. Bei Instagram könnte man beispielsweise Benachrichtigungen für Direktnachrichten aktivieren, aber jene für neue Follower oder Likes deaktivieren.
Samsung versteckt auch diese Funktion hinter einer zusätzlichen Einstellung. Standardmäßig zeigt die Benachrichtigungssteuerung nur einen einzigen An/Aus-Schalter für die gesamte App. Um die Kategorien sichtbar zu machen, muss der Nutzer in den Benachrichtigungseinstellungen der jeweiligen App auf „Benachrichtigungskategorien“ tippen. Diese Vorgehensweise ist weniger intuitiv als bei Standard-Android, wo die Kategorien direkt angezeigt werden.
Wussten Sie schon?
Laut Statista lag der weltweite Marktanteil von Samsung bei Smartphones im ersten Quartal 2024 bei rund 20,8 %. Millionen von Nutzern sind potenziell von diesen Software-Anpassungen betroffen, ohne es zu wissen.
Ein fehlerhafter Benachrichtigungsverlauf
Android verfügt über einen Benachrichtigungsverlauf, der es Nutzern ermöglicht, versehentlich weggewischte Meldungen wiederzufinden. Auf Pixel-Geräten funktioniert diese Funktion nahtlos: Ein Tipp auf eine alte Benachrichtigung im Verlauf öffnet direkt den dazugehörigen Inhalt in der App – so, als wäre die Benachrichtigung gerade erst angekommen.
Samsungs Implementierung ist nicht nur schwer zu finden (Einstellungen > Benachrichtigungen > Erweiterte Einstellungen > Benachrichtigungsverlauf), sondern auch fehlerhaft. Tippt man auf eine alte Meldung, öffnet sich oft nur die Startseite der entsprechenden App, nicht aber der spezifische Inhalt. Dadurch verliert der Verlauf einen Großteil seines praktischen Nutzens.
Sperrbildschirm-Benachrichtigungen ohne Inhalt
In jüngeren Versionen von One UI hat Samsung zudem die Standardeinstellung für Benachrichtigungen auf dem Sperrbildschirm geändert. Anstatt einer Vorschau des Inhalts werden oft nur die App-Symbole angezeigt. Um den Inhalt wieder sichtbar zu machen, müssen Nutzer erneut in die Einstellungen gehen und die Anzeigeoptionen anpassen. Dies ist ein weiterer Schritt, der die Benutzerfreundlichkeit im Vergleich zur Standardkonfiguration von Android reduziert.
Mögliche Gründe für Samsungs Strategie
Warum entscheidet sich Samsung dafür, bewährte und nützliche Android-Funktionen zu verstecken? Eine offizielle Begründung gibt es nicht, aber es lassen sich mehrere Hypothesen aufstellen.
Eine mögliche Erklärung ist der Versuch, die Benutzeroberfläche zu vereinfachen. Samsung könnte argumentieren, dass zu viele Optionen neue oder weniger technikaffine Nutzer überfordern. Durch das Ausblenden erweiterter Funktionen entsteht auf den ersten Blick eine sauberere und minimalistischere Oberfläche.
Ein anderer Grund könnte der Wunsch sein, eine eigene, unverwechselbare Software-Identität zu schaffen. Indem Samsung die One UI-Erfahrung von der reinen Android-Erfahrung abhebt, bindet das Unternehmen Nutzer stärker an sein eigenes Ökosystem. Diese Differenzierung ist ein zentraler Bestandteil der Markenstrategie.
„Android stellt diese großartigen, nützlichen Werkzeuge für die Verwaltung von Benachrichtigungen zur Verfügung, und Samsung sagt einfach ‚Oh, unsere Nutzer brauchen das nicht‘ und schaltet sie aus“, so die Kritik in Fachmedien, die sich mit dem Thema befassen.
Fazit: Ein Kompromiss zu Lasten der Nutzer
Die Anpassungen von Samsung an Androids Benachrichtigungssystem sind ein zweischneidiges Schwert. Während das Ziel möglicherweise eine einfachere Bedienung ist, geht dies zu Lasten der Funktionalität und Kontrolle, die Android auszeichnen. Erfahrene Nutzer fühlen sich bevormundet, und neue Nutzer lernen die besten Werkzeuge der Plattform gar nicht erst kennen.
Die Tatsache, dass die Funktionen noch vorhanden und nur deaktiviert sind, ist zwar ein kleiner Trost, doch die Hürde der manuellen Aktivierung bleibt bestehen. Für Millionen von Galaxy-Nutzern weltweit bedeutet dies, dass sie ein weniger leistungsfähiges Smartphone in den Händen halten, als es eigentlich sein könnte. Es bleibt abzuwarten, ob Samsung auf die Kritik aus der Community reagiert und seine Standardeinstellungen in zukünftigen Updates überdenkt.





