Das KI-Unternehmen Perplexity stellt seinen Browser Comet, der bisher Teil eines teuren Abonnements war, ab sofort für alle Nutzer kostenlos zur Verfügung. Laut CEO Aravind Srinivas ist dieser Schritt eine direkte Reaktion auf die wachsende Flut minderwertiger Inhalte im Internet, oft als „Slop“ bezeichnet.
Das Unternehmen möchte damit eine qualitativ hochwertige Alternative zu etablierten Browsern bieten und gleichzeitig neue Wege der Zusammenarbeit mit Medienhäusern beschreiten.
Wichtige Fakten
- Der KI-Browser Comet von Perplexity, der zuvor 200 US-Dollar pro Monat kostete, ist nun für alle kostenlos nutzbar.
- Das Unternehmen führt ein optionales „Comet Plus“-Abonnement für 5 US-Dollar pro Monat ein, das Zugang zu Inhalten von Partnermedien bietet.
- Die Strategie zielt darauf ab, Nutzern eine Alternative zu minderwertigen, KI-generierten Inhalten zu bieten und Google Chrome herauszufordern.
- Perplexity teilt 80 % der Einnahmen aus dem Plus-Abo mit den teilnehmenden Verlagen.
Ein Vorstoß gegen minderwertige Webinhalte
Perplexity hat angekündigt, seinen KI-gestützten Browser Comet dauerhaft kostenlos anzubieten. Bisher war der Zugang nur über das „Max“-Abonnement möglich, das mit 200 US-Dollar pro Monat zu Buche schlug. Diese Entscheidung soll den Zugang zu hochwertigen Informationen für ein breiteres Publikum ermöglichen.
CEO Aravind Srinivas erklärte bei einer Veranstaltung in San Francisco, dass das Ziel darin bestehe, „ein besseres Internet aufzubauen“, das für jeden zugänglich sein müsse. Er betonte die zunehmende Schwierigkeit, im Internet zwischen von Menschen und von KI erstellten Inhalten zu unterscheiden, insbesondere wenn deren Qualität gering ist.
Was ist „Internet Slop“?
Der Begriff „Slop“ (zu Deutsch etwa „Pampe“ oder „Abfall“) beschreibt minderwertige, oft massenhaft und automatisch generierte Inhalte im Internet. Dazu gehören fehlerhafte KI-Texte, irrelevante Artikel und Spam, die Suchergebnisse und soziale Netzwerke überfluten und es erschweren, verlässliche Informationen zu finden.
Der Comet-Browser wurde entwickelt, um dieses Problem zu lösen. Er kann Webseiten für den Nutzer zusammenfassen, die wichtigsten Informationen extrahieren und durch eine Vielzahl von Links navigieren, um relevante Ergebnisse zu liefern. Die nun verfügbare kostenlose Version wird laut Srinivas jedoch Nutzungsbeschränkungen (Rate Limits) aufweisen.
Strategische Positionierung gegenüber Google Chrome
Die Entscheidung von Perplexity ist auch als direkter Angriff auf die Dominanz von Google Chrome zu verstehen. In einer Pressemitteilung kritisierte das Unternehmen indirekt die langsamen Fortschritte etablierter Anbieter bei der Integration von KI-Funktionen in ihre Browser.
Obwohl Google im letzten Monat begonnen hat, einige KI-Funktionen in Chrome zu implementieren, sieht Perplexity hier eine Chance. „Ich denke, Slop wird jetzt grundsätzlich einfacher zu erstellen sein, und es wird schwer zu unterscheiden sein, ob etwas im Internet von einer KI oder einem Menschen stammt“, so Srinivas. Comet soll Nutzern helfen, diese minderwertigen Inhalte zu umgehen.
Ein ungleicher Wettbewerb
Der Marktanteil von Google Chrome ist enorm. Mit über 3 Milliarden Nutzern weltweit dominiert der Browser den Markt. Perplexity gab an, dass die Warteliste für Comet im „Millionenbereich“ liege, was den großen Abstand verdeutlicht. Dennoch setzt das Startup auf technologische Innovation, um sich eine Nische zu schaffen.
Srinivas sieht Comet jedoch nicht nur als reinen Browser-Konkurrenten. Er beschreibt das Produkt eher als einen „persönlichen KI-Assistenten“. „Ich denke, Comet ist nicht nur ein weiterer Browser, der Chrome Marktanteile abnehmen soll. Das ist die Art, wie Microsoft an die Sache herangehen würde“, fügte er hinzu.
Ein neues Modell für den Journalismus
Gleichzeitig mit der kostenlosen Version von Comet führt Perplexity ein neues Abonnementmodell namens Comet Plus ein. Für 5 US-Dollar pro Monat erhalten Nutzer Zugang zu Premiuminhalten von renommierten Medienpartnern.
Zu den ersten Partnern gehören namhafte Verlage wie:
- CNN
- The Washington Post
- Fortune
- Los Angeles Times
- Condé Nast (mit Titeln wie The New Yorker und Wired)
Dieses Modell soll eine faire Einnahmequelle für Verlage schaffen. Perplexity hat zugesagt, 80 % der Einnahmen aus den Comet-Plus-Abonnements direkt an die Medienpartner weiterzugeben. „Wir waren immer der Meinung, dass ein Produkt wie unseres auf die Existenz hochwertiger Quellen im Web angewiesen ist“, erklärte Srinivas gegenüber Business Insider.
Rechtliche Auseinandersetzungen und Partnerschaften
Die Einführung von Comet Plus erfolgt vor dem Hintergrund rechtlicher Konflikte. Perplexity wird derzeit von Dow Jones (Muttergesellschaft des Wall Street Journal) und der New York Post verklagt. Der Vorwurf lautet, dass die KI des Unternehmens Inhalte ohne Genehmigung kopiert und wiederverwendet.
„Wir haben vor Gericht stets bestritten, Inhalte unrechtmäßig zu nutzen. Comet Plus ist der Beweis dafür, dass wir eine faire Umsatzbeteiligung mit den Verlagen anstreben.“ - Aravind Srinivas, CEO von Perplexity
Das Unternehmen weist die Vorwürfe entschieden zurück und positioniert das neue Partnerschaftsmodell als Beweis für seine Bereitschaft, die Verlage am Erfolg zu beteiligen und eine nachhaltige Lösung für die Finanzierung von Qualitätsjournalismus zu finden.
Die Zukunft nach dem gescheiterten Chrome-Angebot
Erst letzten Monat sorgte Perplexity für Aufsehen, als bekannt wurde, dass das Unternehmen ein überraschendes Angebot in Höhe von 34,5 Milliarden US-Dollar für den Kauf von Google Chrome abgegeben hatte. Dieses Angebot war für den Fall gedacht, dass Google im Rahmen seines Monopolverfahrens in den USA gezwungen würde, den Browser zu verkaufen.
Die US-Regierung entschied jedoch, dass Google seinen Browser behalten darf. Auf die Frage, ob er über diese Entscheidung enttäuscht sei, antwortete Srinivas gelassen. Er sei „nicht enttäuscht“, da seine Vision für Comet über die eines traditionellen Browsers hinausgehe. Die Entwicklung eines eigenständigen KI-Assistenten bleibt das primäre Ziel des Unternehmens.





