Microsoft hat eine umfassende Neugestaltung seiner OneDrive-Anwendung für Windows angekündigt, die im kommenden Jahr veröffentlicht werden soll. Die neue Version wird sich von der bisherigen Taskleisten-Integration zu einer vollwertigen Desktop-App wandeln und zahlreiche Funktionen einführen, die auf künstlicher Intelligenz basieren, darunter ein intelligenter Foto-Assistent und erweiterte Bearbeitungswerkzeuge.
Wichtige Neuerungen
- Eine komplett neu gestaltete, eigenständige Desktop-Anwendung für Windows wird 2026 erwartet.
- Ein KI-gestützter "Photos Agent" wird für Microsoft 365-Abonnenten eingeführt, um Fotos per Chat zu durchsuchen.
- Neue Ansichten wie eine Galerie und eine Personenerkennung sollen die Fotoverwaltung vereinfachen.
- Das Teilen von Dokumenten wird durch ein neues Link-System an den Standard von Google Docs angeglichen.
Eine neue App für den Windows-Desktop
Die bevorstehende OneDrive-App für Windows markiert eine deutliche Abkehr vom aktuellen Design. Anstelle des kleinen Pop-up-Fensters in der Taskleiste erhalten Nutzer eine vollwertige Anwendung, deren Aufbau und Bedienung stark an die bereits bekannten mobilen Apps für iOS und Android erinnert.
Dieser Schritt zielt darauf ab, eine einheitlichere und funktionsreichere Erfahrung über alle Plattformen hinweg zu schaffen. Die neue App wird eine zentrale Anlaufstelle für alle in der Cloud gespeicherten Dateien und Fotos sein und eine übersichtlichere Verwaltung ermöglichen.
Von der Cloud zum lokalen Speicher
Eine wichtige angekündigte Funktion ist die zukünftige Unterstützung für lokale Fotos. Nutzer werden bald in der Lage sein, Bilder, die auf ihren lokalen Festplatten gespeichert sind, direkt in der neuen OneDrive-App zu bearbeiten. Anschließend können sie entscheiden, ob die bearbeiteten Dateien lokal gespeichert oder in den Cloud-Speicher von Microsoft hochgeladen werden sollen. Dies erweitert die Funktionalität von OneDrive über einen reinen Cloud-Dienst hinaus.
Hintergrund: Die Evolution von OneDrive
OneDrive, ursprünglich als SkyDrive im Jahr 2007 gestartet, hat sich von einem einfachen Online-Speicher zu einem tief in das Windows- und Microsoft 365-Ökosystem integrierten Dienst entwickelt. Die Neugestaltung der Desktop-App ist der nächste logische Schritt, um mit den wachsenden Anforderungen an Dateiverwaltung und KI-Integration Schritt zu halten.
KI im Mittelpunkt der Fotoverwaltung
Das Herzstück der neuen OneDrive-Erfahrung sind die tief integrierten Funktionen der künstlichen Intelligenz, die vor allem die Organisation und Bearbeitung von Fotos revolutionieren sollen. Microsoft setzt dabei stark auf seine Copilot-Technologie.
Der "Photos Agent" für Microsoft 365
Abonnenten von Microsoft 365 Copilot und Microsoft 365 Premium erhalten Zugang zu einem neuen Werkzeug namens "Photos Agent". Dabei handelt es sich um eine Art Chatbot, der speziell für die eigene Fotosammlung entwickelt wurde. Nutzer können dem Agenten Anweisungen in natürlicher Sprache geben.
Beispielsweise kann man nach Fotos von einem bestimmten Urlaubsort fragen oder sich alle Bilder anzeigen lassen, auf denen eine bestimmte Person zu sehen ist. Der Copilot durchsucht daraufhin die gesamte OneDrive-Fotobibliothek und stellt die passenden Ergebnisse zusammen. Laut Microsoft soll der Agent auch dabei helfen, aus den gefundenen Bildern direkt Alben zu erstellen.
Die Integration von KI-Assistenten in persönliche Datenspeicher wie OneDrive verändert die Art und Weise, wie wir mit unseren Erinnerungen interagieren. Statt manuell Ordner zu durchsuchen, können Nutzer dialogbasiert auf ihre Inhalte zugreifen.
Intelligente Galerie und Personenansicht
Die neue App wird eine moderne Galerieansicht für alle in der Cloud gespeicherten Fotos bieten. Ergänzt wird diese durch eine dedizierte "Personenansicht". Diese Funktion nutzt Gesichtserkennung, um automatisch Personen auf Fotos zu identifizieren und zu gruppieren. Nutzer können den erkannten Gesichtern dann Namen zuweisen, um die Suche und Organisation weiter zu vereinfachen.
Wussten Sie schon?
Gesichtserkennung in Fotodiensten ist nicht neu. Dienste wie Google Fotos nutzen diese Technologie seit Jahren, um automatisch Alben von Freunden und Familie zu erstellen. Microsofts Schritt integriert diese bewährte Funktionalität nun tiefer in das Windows-Ökosystem.
Verbesserungen für mobile Nutzer
Auch die mobilen OneDrive-Apps für iOS und Android werden mit neuen KI-Funktionen ausgestattet. Geplant ist eine KI-gestützte mobile Bildbearbeitung, mit der Fotos beispielsweise in animierte Stile umgewandelt werden können.
Zusätzlich soll die App dabei helfen, die Fotobibliothek aufzuräumen. Ein Werkzeug zur Erkennung und Entfernung von unscharfen oder doppelten Aufnahmen wird eingeführt, um Speicherplatz freizugeben und die Übersichtlichkeit zu verbessern. Ein neuer "Moments"-Tab, der bereits für einige Nutzer verfügbar ist, zeigt zudem Erinnerungen wie "An diesem Tag"-Fotos an.
Vereinfachtes Teilen von Dokumenten
Neben den Foto-Funktionen hat Microsoft auch eine grundlegende Verbesserung beim Teilen von Dateien angekündigt. Mit der neuen "Hero Link"-Funktion wird der Prozess erheblich vereinfacht und an den von Google Docs bekannten Standard angeglichen.
Anstatt spezielle Freigabe-Links erstellen zu müssen, können Nutzer zukünftig einfach die URL eines Dokuments aus der Adresszeile ihres Browsers kopieren und weitergeben. Empfänger, die noch keinen Zugriff haben, sehen keine Fehlermeldung mehr. Stattdessen erhalten sie die Möglichkeit, mit einem Klick eine Zugriffsberechtigung anzufordern. Dies reduziert die Reibung bei der Zusammenarbeit erheblich.
Was bedeutet das für die Zusammenarbeit?
Diese Änderung ist besonders für Teams und Unternehmen relevant, die stark auf OneDrive für die Dokumentenverwaltung setzen. Der vereinfachte Freigabeprozess macht die Zusammenarbeit intuitiver und schneller. Die Angleichung an etablierte Systeme wie Google Docs senkt die Einarbeitungszeit für neue Nutzer und fördert einen reibungsloseren Arbeitsablauf.
- Bisheriger Prozess: Nutzer musste aktiv einen Freigabe-Link generieren und Berechtigungen festlegen.
- Neuer Prozess: Einfaches Kopieren der URL ist ausreichend. Zugriffsanfragen werden systemseitig verwaltet.
Mit diesen umfassenden Updates positioniert Microsoft OneDrive neu als zentralen, KI-gestützten Hub für persönliche und berufliche Daten direkt auf dem Windows-Desktop und darüber hinaus.





