Microsoft hat nachgegeben und wird Verbrauchern im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) kostenlose erweiterte Sicherheitsupdates (ESU) für Windows 10 anbieten. Diese Entscheidung folgt auf Druck der Verbraucherschutzorganisation Euroconsumers, die Bedenken hinsichtlich der ursprünglichen Pläne des Unternehmens geäußert hatte, für den Support nach dem offiziellen Ende am 14. Oktober 2025 Gebühren zu erheben.
Wichtige Fakten
- Kostenlose erweiterte Sicherheitsupdates (ESU) für Windows 10 werden für Verbraucher im EWR verfügbar sein.
- Die Änderung wurde durch den Druck der Verbraucherschutzorganisation Euroconsumers erreicht.
- Bedingungen wie die Nutzung von Microsoft Rewards oder Windows Backup wurden gestrichen.
- Ein Microsoft-Konto ist weiterhin erforderlich, um die kostenlosen Updates zu erhalten.
- Der offizielle Support für Windows 10 endet planmäßig am 14. Oktober 2025.
Microsofts ursprüngliche Pläne für das Support-Ende
Der offizielle Support für das Betriebssystem Windows 10 wird am 14. Oktober 2025 eingestellt. Nach diesem Datum erhalten Nutzer keine regulären Sicherheitsupdates mehr, was ihre Geräte anfällig für neue Bedrohungen machen kann.
Ursprünglich kündigte Microsoft im Oktober 2024 an, dass Privatkunden für eine einjährige Verlängerung der Sicherheitsupdates eine Gebühr von etwa 30 US-Dollar zahlen müssten. Diese Option sollte die Sicherheit für Nutzer gewährleisten, die nicht auf Windows 11 umsteigen können oder wollen.
Im Juni 2025 präsentierte das Unternehmen eine alternative "kostenlose" Möglichkeit. Nutzer konnten die Gebühr umgehen, indem sie Microsoft Reward Points einlösten oder ihre Systemeinstellungen über Windows Backup in der Cloud synchronisierten. Diese Bedingungen stießen jedoch auf Kritik.
Hintergrund: Erweiterte Sicherheitsupdates (ESU)
Erweiterte Sicherheitsupdates (Extended Security Updates, ESU) sind ein kostenpflichtiger Dienst, den Microsoft traditionell Unternehmenskunden anbietet. Er ermöglicht es, kritische Sicherheitsupdates für ein Betriebssystem auch nach dem offiziellen Support-Ende zu erhalten. Die Ausweitung dieses Programms auf Privatkunden ist eine relativ neue Entwicklung.
Eingreifen der Verbraucherschützer
Die in Brüssel und Luxemburg ansässige Verbraucherschutzorganisation Euroconsumers sah die von Microsoft gestellten Bedingungen als problematisch an. Im Juli 2025 wandte sich die Organisation mit einem Schreiben an Microsoft und argumentierte, die Praxis verstoße gegen mehrere EU-Vorschriften.
Euroconsumers führte an, dass die Verknüpfung der Sicherheitsupdates mit der Nutzung anderer Dienste wie Microsoft Rewards oder Windows Backup nicht mit dem Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act, DMA) vereinbar sei. Zudem wurden Bedenken hinsichtlich der Richtlinie über digitale Inhalte und der Nachhaltigkeitsziele der EU geäußert.
"Wir freuen uns zu erfahren, dass Microsoft eine kostenlose Option für erweiterte Sicherheitsupdates (ESU) für Windows 10-Verbraucher im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) anbieten wird", erklärte Marco Scialdone, Leiter der Rechtsabteilung bei Euroconsumers, in einem Antwortschreiben.
Der Hauptkritikpunkt von Euroconsumers war die erzwungene "Interaktion" mit anderen Microsoft-Diensten, um grundlegende Sicherheitsfunktionen zu erhalten. Dies wurde als unzulässige Kopplung angesehen, die der DMA unterbinden soll.
Die neue Regelung für den EWR
Durch den Dialog mit Euroconsumers hat Microsoft seine Strategie für den europäischen Markt angepasst. Die neue Vereinbarung beseitigt die umstrittenen Hürden für den Erhalt der kostenlosen Sicherheitsupdates.
Was sich für Nutzer ändert
- Keine Kosten: Die einjährigen erweiterten Sicherheitsupdates für Windows 10 sind für Privatnutzer im EWR kostenlos.
- Keine Zusatzbedingungen: Die Verpflichtung zur Nutzung von Microsoft Rewards oder zur Synchronisierung von Daten über Windows Backup entfällt vollständig.
- Microsoft-Konto erforderlich: Die einzige verbleibende Voraussetzung ist, dass Nutzer ein Microsoft-Konto besitzen und damit angemeldet sind. Euroconsumers betrachtet diese Anforderung als konform mit dem DMA.
Diese Zugeständnisse stellen einen wichtigen Erfolg für europäische Verbraucher dar, die nun ohne zusätzliche Hürden oder Kosten ein weiteres Jahr lang Sicherheitsupdates für ihre Windows 10-Geräte erhalten können.
Ungelöste Probleme und Nachhaltigkeitsbedenken
Obwohl die Einigung als Sieg für Verbraucherrechte gefeiert wird, sind laut Euroconsumers noch nicht alle Bedenken ausgeräumt. Die Organisation kritisiert weiterhin mehrere Aspekte von Microsofts Übergangsstrategie von Windows 10 zu Windows 11.
Ein zentrales Problem sind die strengen Hardware-Anforderungen von Windows 11, insbesondere die Notwendigkeit eines Trusted Platform Module (TPM) 2.0. Viele ältere, aber noch voll funktionsfähige Computer erfüllen diese Anforderung nicht und können daher nicht auf das neue Betriebssystem aktualisiert werden.
Millionen Geräte betroffen
Schätzungen zufolge sind weltweit über 850 Millionen aktive Geräte noch mit Windows 10 im Einsatz, die aufgrund von Hardware-Beschränkungen nicht auf Windows 11 aktualisiert werden können. Eine Umfrage von Euroconsumers ergab, dass 22 Prozent der Verbraucher einen PC oder Laptop aus dem Jahr 2017 oder früher nutzen, der ebenfalls nicht upgrade-fähig ist.
Diese Situation zwingt Millionen von Nutzern, funktionierende Hardware vorzeitig zu ersetzen, was im Widerspruch zu den Nachhaltigkeitszielen der EU steht. Euroconsumers argumentiert, dass dies eine erhebliche finanzielle Belastung für die Verbraucher darstellt und zu einer massiven Zunahme von Elektroschrott führt. Frühere Upgrades, wie der Wechsel von Windows 7 oder 8 auf Windows 10, hatten keine derart einschneidenden Hardware-Beschränkungen.
Ausblick und offene Fragen
Euroconsumers hat angekündigt, die Gespräche mit Microsoft im kommenden Jahr fortzusetzen. Ziel ist es, eine Verlängerung des Geräteschutzes über das eine kostenlose Jahr hinaus zu erreichen und nachhaltigere Lösungen für den Lebenszyklus von Software zu finden.
Offen bleibt, wie Microsoft mit Nutzern außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums umgehen wird. Insbesondere die Situation für Verbraucher in Großbritannien ist nach dem Brexit unklar. Zum Zeitpunkt der Berichterstattung lag keine offizielle Stellungnahme von Microsoft vor, ob die kostenlose ESU-Option auch auf andere Regionen ausgeweitet wird.
Die Entscheidung im EWR könnte jedoch einen Präzedenzfall schaffen und Verbraucherschutzorganisationen in anderen Teilen der Welt ermutigen, ähnliche Forderungen an Microsoft zu stellen. Die Debatte über die Verantwortung von Softwareherstellern für die Langlebigkeit von Hardware ist damit neu entfacht.





