Intel hat einen neuen Chip für künstliche Intelligenz namens Crescent Island angekündigt, der im kommenden Jahr auf den Markt kommen soll. Mit diesem Schritt will der Halbleiterhersteller seine Position im hart umkämpften KI-Markt stärken und eine Alternative zu den dominanten Produkten von Nvidia und AMD bieten. Die Ankündigung erfolgte durch Chief Technology Officer Sachin Katti auf dem Open Compute Summit.
Wichtige Erkenntnisse
- Intel wird 2026 den neuen KI-Chip "Crescent Island" für Rechenzentren veröffentlichen.
- Der Chip ist auf Energieeffizienz und KI-Inferenz, also die Anwendung von KI-Modellen, optimiert.
- Intel plant jährliche Veröffentlichungen neuer KI-Chips, um mit dem Tempo von Nvidia und AMD mitzuhalten.
- Eine strategische Partnerschaft mit Nvidia, die eine Investition von 5 Milliarden US-Dollar umfasst, soll Intels Position stärken.
Intels neue Strategie für den KI-Markt
Intel unternimmt einen erneuten Versuch, im wachsenden Markt für künstliche Intelligenz Fuß zu fassen. Das Unternehmen hat mit "Crescent Island" einen neuen Grafikprozessor (GPU) vorgestellt, der speziell für den Einsatz in Rechenzentren konzipiert ist. Der Fokus liegt dabei klar auf Effizienz, sowohl bei der Energieaufnahme als auch bei den Kosten.
Sachin Katti, Intels Chief Technology Officer, betonte während seiner Präsentation, dass der neue Chip darauf ausgelegt sei, die bestmögliche Leistung pro Dollar zu liefern. Dies sei ein zentraler Aspekt der neuen Strategie, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
"Es unterstreicht den Fokus, über den ich bereits gesprochen habe: Inferenz, optimiert für KI, optimiert für die beste Token-Ökonomie und die beste Leistung pro Dollar, die es gibt."
Mit dieser Ausrichtung konzentriert sich Intel auf einen spezifischen Bereich des KI-Marktes. Anstatt mit Nvidia direkt beim Training riesiger KI-Modelle zu konkurrieren, zielt das Unternehmen auf die breite Anwendung bereits trainierter Modelle ab. Dieser Prozess, bekannt als Inferenz, ist für den Betrieb von KI-Anwendungen wie Chatbots oder Bilderkennung entscheidend und stellt einen riesigen, wachsenden Markt dar.
Technische Merkmale von Crescent Island
Der Crescent Island Chip stellt für Intel einen wichtigen Schritt dar, um technologisch zu den Wettbewerbern aufzuschließen. Obwohl nicht alle Details bekannt gegeben wurden, gibt es einige wichtige Informationen zu seiner Architektur und Ausstattung.
Der Chip wird mit 160 Gigabyte Speicher ausgestattet sein. Interessanterweise setzt Intel hier nicht auf den teuren und schnellen High Bandwidth Memory (HBM), der in den Spitzenmodellen von Nvidia und AMD zu finden ist. Stattdessen wird eine langsamere, aber kostengünstigere Speicherform verwendet. Diese Entscheidung unterstreicht den Fokus auf ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis für Inferenz-Anwendungen, bei denen die Speicherbandbreite eine geringere Rolle spielt als beim Training.
Speicher im Vergleich
Während Konkurrenten wie Nvidia und AMD auf teuren HBM-Speicher für maximale Leistung beim KI-Training setzen, wählt Intel für Crescent Island einen langsameren Speichertyp. Dies könnte die Produktionskosten senken und den Chip für Kunden attraktiver machen, deren Hauptanwendungsfall die KI-Inferenz ist.
Die technische Basis für Crescent Island stammt aus Intels Erfahrung mit Consumer-Grafikkarten. Das Unternehmen nutzt ein bewährtes Design und passt es für die spezifischen Anforderungen von Rechenzentren an. Welcher Fertigungsprozess für die Herstellung des Chips verwendet wird, hat Intel bisher jedoch nicht offengelegt. Diese Information ist entscheidend für die Bewertung der letztendlichen Effizienz und Leistungsfähigkeit des Prozessors.
Herausforderungen in einem umkämpften Markt
Intel steht vor der großen Herausforderung, sich in einem Markt zu etablieren, der seit dem Aufkommen von generativer KI wie ChatGPT im November 2022 von Nvidia dominiert wird. Die enorme Nachfrage nach leistungsstarken GPUs hat zu Lieferengpässen und explodierenden Preisen geführt, wovon vor allem Nvidia und in geringerem Maße auch AMD profitiert haben.
Intels bisherige KI-Projekte
In der Vergangenheit hatte Intel Schwierigkeiten, seine KI-Strategie erfolgreich umzusetzen. Projekte wie die Gaudi-Chipreihe und der ehrgeizige Falcon Shores Prozessor wurden Berichten zufolge zurückgestellt oder stark verändert. Unter der Führung von CEO Lip-Bu Tan versucht das Unternehmen nun, seine KI-Bemühungen neu zu starten und zielgerichteter vorzugehen.
Die Konkurrenz schläft nicht. Sowohl Nvidia als auch AMD haben einen jährlichen Veröffentlichungszyklus für neue KI-Hardware etabliert. Um relevant zu bleiben, hat Intel angekündigt, diesem Rhythmus zu folgen. Katti bestätigte, dass das Unternehmen plant, jedes Jahr eine neue Generation von KI-Chips für Rechenzentren auf den Markt zu bringen. Dieser aggressive Zeitplan soll sicherstellen, dass Intel nicht weiter ins Hintertreffen gerät.
Die Fokussierung auf Inferenz ist ein strategischer Schachzug, um Nvidias Vormachtstellung im Bereich des KI-Trainings zu umgehen. "Anstatt zu versuchen, für jede erdenkliche Arbeitslast zu bauen, wird unser Fokus zunehmend auf der Inferenz liegen", erklärte Katti. Dies könnte Intel ermöglichen, eine wichtige Nische zu besetzen.
Strategische Partnerschaften als Schlüssel zum Erfolg
Neben der Entwicklung eigener Hardware setzt Intel stark auf Kooperationen und einen offenen, modularen Ansatz. Das Unternehmen möchte es Kunden ermöglichen, Chips verschiedener Hersteller flexibel zu kombinieren. Dieser Ansatz steht im Gegensatz zum eher geschlossenen Ökosystem von Nvidia und könnte für Kunden attraktiv sein, die eine größere Auswahl und weniger Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter wünschen.
Ein entscheidender Baustein dieser Strategie ist eine überraschende Partnerschaft mit dem Hauptkonkurrenten Nvidia. Im vergangenen Monat kündigte Nvidia an, 5 Milliarden US-Dollar in Intel zu investieren und damit einen Anteil von rund 4 % zu erwerben. Diese Investition macht Nvidia zu einem der größten Anteilseigner von Intel.
Das Ziel der Partnerschaft ist die gemeinsame Entwicklung zukünftiger PC- und Rechenzentrumschips. Für Intel ist diese Zusammenarbeit von großer Bedeutung. Laut Katti soll sie sicherstellen, dass Intels Zentralprozessoren (CPUs) weiterhin ein fester Bestandteil jedes verkauften KI-Systems bleiben, selbst wenn die spezialisierten KI-Beschleuniger von anderen Herstellern stammen.
- Offener Ansatz: Kunden sollen Hardware verschiedener Anbieter mischen können.
- Jährlicher Zyklus: Jedes Jahr soll eine neue Generation von KI-Chips erscheinen.
- Partnerschaft mit Nvidia: Eine 5-Milliarden-Dollar-Investition soll die gemeinsame Entwicklung vorantreiben.
- CPU-Relevanz sichern: Intel-CPUs sollen in allen KI-Systemen verbaut bleiben.
Mit der Ankündigung von Crescent Island und der strategischen Neuausrichtung signalisiert Intel, dass es den Kampf um den KI-Markt noch nicht aufgegeben hat. Das kommende Jahr wird zeigen, ob die neue Strategie ausreicht, um den Rückstand auf die führenden Wettbewerber zu verringern und eine bedeutende Rolle in der Zukunft der künstlichen Intelligenz zu spielen.





