Die Ära des unbegrenzten kostenlosen Cloud-Speichers ist vorbei. Seit Google Photos 2021 seine Richtlinien änderte, suchen viele Nutzer nach Alternativen zu monatlichen Abonnements. Eine bewährte Methode rückt wieder in den Fokus: die lokale Sicherung von Fotos und Videos auf externen Festplatten. Dieser Ansatz bietet nicht nur eine kostengünstige Langzeitlösung, sondern gibt Nutzern auch die volle Kontrolle über ihre wertvollen Erinnerungen zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit 2021 bietet Google Photos keinen unbegrenzten kostenlosen Speicher mehr, was Nutzer zu Alternativen zwingt.
- Externe Festplatten (SSDs) sind eine kostengünstige Alternative zu monatlichen Cloud-Abonnements.
- Die Dateigrößen von Fotos und Videos nehmen stetig zu, was den Speicherbedarf erhöht.
- Ein systematischer Prozess für lokale Backups gewährleistet die Sicherheit Ihrer Daten ohne laufende Kosten.
- Die physische Kontrolle über die eigenen Daten schützt vor unerwarteten Preiserhöhungen und Dienständerungen.
Die Grenzen des Cloud-Speichers
Im Jahr 2015 startete Google Photos mit einem attraktiven Versprechen: unbegrenzter und kostenloser Speicherplatz für Fotos und Videos. Für Millionen von Nutzern wurde der Dienst zur zentralen Anlaufstelle für die Sicherung digitaler Erinnerungen. Doch dieses Geschäftsmodell erwies sich als nicht nachhaltig.
2021 beendete Google das Angebot des unbegrenzten kostenlosen Speichers. Bestehende Fotos blieben zwar erhalten, doch für neue Uploads stand nur noch das kostenlose Kontingent von 15 GB zur Verfügung, das sich Nutzer mit Gmail und Google Drive teilen. Wer mehr Speicherplatz benötigt, muss seitdem ein kostenpflichtiges Google-One-Abonnement abschließen.
Hintergrund: Die Kosten der Cloud
Obwohl der Begriff „Cloud“ immateriell klingt, basiert die Technologie auf physischer Infrastruktur. Daten werden in riesigen Rechenzentren auf Tausenden von Servern gespeichert. Diese Server benötigen Strom, Kühlung und Wartung, was erhebliche Betriebskosten verursacht. Kostenlose unbegrenzte Angebote sind für Unternehmen auf lange Sicht daher schwer zu finanzieren.
Die Umstellung zwang viele Nutzer, ihre Speicherstrategie zu überdenken. Die monatlichen Kosten für Cloud-Speicher können sich über die Jahre zu einer erheblichen Summe addieren. Ein Abonnement für 10 Euro pro Monat kostet 120 Euro im Jahr und 1.200 Euro in einem Jahrzehnt. Zudem entsteht eine Abhängigkeit: Stoppt man die Zahlung, können keine neuen Daten mehr hochgeladen werden, und im schlimmsten Fall droht nach einer gewissen Zeit der Verlust des Zugriffs auf bestehende Dateien.
Warum eine externe Festplatte die bessere Wahl sein kann
Angesichts steigender Abonnementkosten und wachsender Datenmengen bieten externe Festplatten eine attraktive Alternative. Während der Kauf eines Smartphones mit maximalem internen Speicher – beispielsweise 1 Terabyte (TB) – eine kurzfristige Lösung sein mag, ist sie nicht zukunftssicher. Das nächste Gerät benötigt mindestens genauso viel Platz, um alte Daten zu übernehmen, plus zusätzlichen Speicher für neue Aufnahmen.
Wachsende Dateigrößen als Herausforderung
Moderne Smartphone-Kameras produzieren immer hochwertigere Bilder und Videos, was unweigerlich zu größeren Dateien führt. Ein Foto mit 24 Megapixeln kann leicht 3 Megabyte (MB) belegen. Videos sind noch speicherintensiver.
Speicherbedarf im Detail
- 12-Megapixel-Foto: ca. 2 MB
- 24-Megapixel-Foto: ca. 3 MB
- 1 Minute 4K-Video (30 fps): ca. 350 MB
- 1 Minute 4K-Video (60 fps): kann über 1 GB belegen
Bei diesen Raten füllt sich selbst ein Smartphone mit 256 GB Speicher schnell.
Externe Festplatten sind hier eine deutlich wirtschaftlichere Lösung. Eine externe Solid-State-Drive (SSD) mit 1 TB Speicher ist oft für unter 100 Euro erhältlich. Im Vergleich dazu verlangt Apple für ein iPhone mit 1 TB Speicher einen Aufpreis von mehreren hundert Euro gegenüber dem Basismodell mit 256 GB. Ein weiterer Vorteil ist die Langlebigkeit: Eine SSD hält in der Regel mindestens fünf Jahre und kann über mehrere Gerätegenerationen hinweg genutzt werden.
Eine praktische Anleitung zur lokalen Datensicherung
Die manuelle Sicherung von Fotos erfordert mehr Aufwand als der automatische Upload in die Cloud, ist aber mit einer klaren Struktur einfach umzusetzen. Ein bewährter Ansatz ist die „3-2-1-Regel“ der Datensicherung: drei Kopien Ihrer Daten auf zwei verschiedenen Medien, wobei eine Kopie extern (an einem anderen Ort) gelagert wird. Für den Hausgebrauch lässt sich dies vereinfacht anwenden.
Schritt-für-Schritt-Prozess
Ein strukturierter Prozess hilft, den Überblick zu behalten und die Sicherung zur Routine zu machen. Hier ist ein Beispiel, wie Sie vorgehen können:
- Daten auf den Computer übertragen: Verbinden Sie Ihr Smartphone mit Ihrem Laptop oder PC. Übertragen Sie alle neuen Fotos und Videos in einen Ordner auf dem Computer. Viele Programme, wie die „Fotos“-App auf dem Mac, bieten die Option, die Dateien nach dem Import automatisch vom Smartphone zu löschen, um Speicher freizugeben.
- Erste Kopie auf externer Festplatte anlegen: Schließen Sie Ihre primäre externe Festplatte an den Computer an. Kopieren Sie die soeben importierten Dateien auf diese Festplatte.
- Dateien organisieren: Erstellen Sie auf der externen Festplatte eine klare Ordnerstruktur. Eine Benennung nach Datum (z. B. „2024-07-Juli“) oder nach Ereignis (z. B. „Urlaub-Italien-2024“) hat sich bewährt. So finden Sie Ihre Bilder später leicht wieder.
- Zweite Kopie für maximale Sicherheit: Der wichtigste Schritt ist die Erstellung einer zweiten Sicherung. Kopieren Sie den gesamten Inhalt Ihrer ersten externen Festplatte auf eine zweite, identische Festplatte. Diese zweite Festplatte sollte an einem anderen Ort aufbewahrt werden, beispielsweise im Büro oder bei einem Familienmitglied. So sind Ihre Daten auch im Falle eines Diebstahls, Feuers oder Wasserschadens geschützt.
„Eine doppelte Sicherung ist unerlässlich. Wenn eine Ihrer Festplatten ausfällt oder verloren geht, haben Sie immer noch die andere als Absicherung.“
Es empfiehlt sich, diesen Vorgang regelmäßig durchzuführen, zum Beispiel einmal im Monat oder direkt nach besonderen Ereignissen wie einem Urlaub oder einer Familienfeier. Auch vor großen Software-Updates des Betriebssystems ist ein Backup ratsam.
Die Vorteile von Datenhoheit und bewusstem Fotografieren
Die Entscheidung für eine lokale Speicherlösung geht über reine Kostenersparnis hinaus. Sie gibt Ihnen die volle Kontrolle und das Eigentum über Ihre digitalen Erinnerungen zurück. Ihre Daten liegen auf einem physischen Gerät, das Ihnen gehört, und nicht auf den Servern eines Unternehmens.
Diese Unabhängigkeit schützt Sie vor unangekündigten Änderungen der Nutzungsbedingungen, plötzlichen Preiserhöhungen oder der Einstellung eines Dienstes. Selbst große Unternehmen sind nicht vor dem Wandel gefeit, wie die Geschichte von Konzernen wie Kodak zeigt.
Ein weiterer, oft unerwarteter Vorteil ist die Veränderung des eigenen Verhaltens. Der manuelle Prozess der Datensicherung führt oft zu einem bewussteren Umgang mit der Fotografie. Statt Hunderte von fast identischen Bildern zu machen, überlegt man genauer, welche Momente es wert sind, festgehalten zu werden. Man wird zum Kurator der eigenen Erinnerungen.
Zwar sind die Fotos auf einer externen Festplatte nicht jederzeit und von überall verfügbar wie in der Cloud. Doch für die meisten Nutzer ist dies ein akzeptabler Kompromiss. Die wichtigsten Bilder, die man häufig benötigt, können auf dem Smartphone verbleiben – eine kleine, kuratierte Sammlung, ähnlich den wenigen Fotos, die man früher in der Brieftasche bei sich trug.





