Das Unternehmen hinter dem bekannten Schreibassistenten Grammarly hat eine umfassende strategische Neuausrichtung angekündigt. Nach der Übernahme des E-Mail-Clients Superhuman im Juli wird das gesamte Unternehmen nun diesen Namen tragen. Gleichzeitig wird ein neuer KI-Assistent namens „Superhuman Go“ eingeführt, der tief in bestehende Arbeitsabläufe integriert werden soll.
Obwohl sich das Mutterunternehmen umbenennt, wird das Kernprodukt, der Schreibassistent, weiterhin unter dem Namen Grammarly bekannt sein. Die Maßnahme signalisiert jedoch einen größeren Wandel hin zu einer umfassenden Produktivitätssuite, die direkt mit Diensten wie Google Workspace und Notion konkurrieren will.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Unternehmen Grammarly heißt ab sofort Superhuman.
- Das Schreibwerkzeug behält den Markennamen Grammarly.
- Ein neuer KI-Assistent namens Superhuman Go wird eingeführt.
- Der Assistent integriert sich mit Apps wie Gmail, Google Drive und Jira.
- Neue Abonnementmodelle sollen die erweiterten Funktionen bündeln.
Ein neuer Name für eine neue Strategie
Die Entscheidung, den Namen des Gesamtunternehmens in Superhuman zu ändern, ist ein ungewöhnlicher Schritt in der Tech-Branche. Üblicherweise wird eine übernommene Marke in das bestehende Unternehmen integriert oder verschwindet ganz. Hier geschieht das Gegenteil: Die Marke des akquirierten E-Mail-Dienstes wird zum neuen Aushängeschild für die gesamte Organisation.
Diese Namensänderung ist das Ergebnis einer bewussten Strategie, die bereits mit früheren Akquisitionen begann. Im vergangenen Jahr übernahm das Unternehmen bereits die Produktivitätsplattform Coda. Die Umbenennung unterstreicht den Anspruch, über die reine Schreibhilfe hinauszugehen und eine zentrale Plattform für KI-gestützte Produktivität zu werden.
Langfristig erwägt das Unternehmen, auch andere Produkte wie Coda unter der neuen Dachmarke neu zu positionieren. Vorerst bleibt der Fokus jedoch auf der Einführung der neuen KI-Funktionen.
Superhuman Go: Ein Assistent für den Arbeitsalltag
Das Herzstück der Neuausrichtung ist Superhuman Go, ein KI-Assistent, der direkt in die bekannte Grammarly-Browsererweiterung integriert ist. Nutzer können die neue Funktion über einen Schalter aktivieren und mit verschiedenen Anwendungen von Drittanbietern verbinden.
Die Integrationen umfassen zunächst wichtige Arbeitswerkzeuge wie:
- Jira
- Gmail
- Google Drive
- Google Kalender
Durch die Verknüpfung dieser Dienste erhält der Assistent den nötigen Kontext, um Aufgaben direkt aus dem Schreibfenster heraus zu erledigen. So kann er beispielsweise automatisch ein Ticket in Jira erstellen oder die Verfügbarkeit im Kalender prüfen, um einen Terminvorschlag in einer E-Mail zu formulieren.
Kontext ist entscheidend
Der neue KI-Assistent kann auf Informationen aus verknüpften Apps zugreifen, um relevantere und nützlichere Vorschläge zu machen. Anstatt nur Text zu korrigieren, kann er aktiv bei der Organisation von Aufgaben helfen, indem er zum Beispiel Termine koordiniert oder Projektdaten abruft.
Zukünftige Updates sollen die Fähigkeiten von Superhuman Go weiter ausbauen. Geplant ist die Anbindung an CRM-Systeme und andere interne Datenbanken, um dem Assistenten noch mehr unternehmensspezifisches Wissen zur Verfügung zu stellen. Dies soll es ihm ermöglichen, E-Mail-Entwürfe automatisch mit relevanten Kundendaten oder Projektinformationen anzureichern.
Wettbewerb im Markt für Produktivitätssoftware
Mit der Einführung von Superhuman Go und der strategischen Neupositionierung tritt das Unternehmen in direkten Wettbewerb mit etablierten Produktivitätssuiten. Plattformen wie Notion, ClickUp und Google Workspace haben in den letzten Jahren ebenfalls massiv in KI-Funktionen investiert, um ihre Nutzer bei der täglichen Arbeit zu unterstützen.
Der Trend zur KI-Integration
Die Integration von künstlicher Intelligenz ist zum Standard in der Softwarebranche geworden. Von einfachen Textvorschlägen bis hin zur Automatisierung komplexer Arbeitsabläufe – Unternehmen versuchen, KI nahtlos in ihre Produkte einzubetten, um den Nutzern einen Mehrwert zu bieten und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Superhuman positioniert sich dabei als ein intelligenter Vermittler, der Informationen aus verschiedenen Quellen zusammenführt, um den Schreibprozess zu optimieren. Anstatt in mehreren Anwendungen nach Informationen suchen zu müssen, sollen Nutzer alle benötigten Daten direkt im Texteditor zur Verfügung haben.
„Wir wollen die Art und Weise verändern, wie Menschen schreiben und arbeiten, indem wir ihnen die richtigen Informationen zur richtigen Zeit bereitstellen.“
Neben dem zentralen Assistenten können Nutzer auch auf einen „Agent Store“ zugreifen, der bereits im August eingeführt wurde. Dort stehen spezialisierte Werkzeuge wie ein Plagiatsprüfer oder ein erweiterter Korrekturleser zur Verfügung, die je nach Bedarf aktiviert werden können.
Neue Preisstruktur und Verfügbarkeit
Superhuman Go steht ab sofort allen Grammarly-Nutzern zum Testen zur Verfügung. Um den vollen Funktionsumfang nutzen zu können, führt das Unternehmen neue Abonnementmodelle ein, die verschiedene Dienste bündeln.
Die neuen Pläne sind wie folgt gestaffelt:
- Pro-Abonnement: Für 12 US-Dollar pro Monat (bei jährlicher Abrechnung) erhalten Nutzer Unterstützung für Grammatik und Tonalität in mehreren Sprachen.
- Business-Abonnement: Für 33 US-Dollar pro Monat (bei jährlicher Abrechnung) erhalten Anwender zusätzlich Zugang zum E-Mail-Client Superhuman Mail.
Diese gestaffelte Preisstruktur zielt darauf ab, sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen anzusprechen. Während der Pro-Plan sich an professionelle Schreiber und internationale Nutzer richtet, soll der Business-Plan Teams eine umfassende Lösung für Kommunikation und Produktivität bieten. Die Integration von Superhuman Mail in das teurere Paket unterstreicht die Bedeutung der E-Mail-Kommunikation in der neuen Unternehmensstrategie.





