Google Japan hat ein neues experimentelles Tastaturkonzept vorgestellt, das auf der Technologie alter Wählscheibentelefone basiert. Die „Gboard Dial Version“ ersetzt herkömmliche Tasten durch neun Drehscheiben und richtet sich an Bastler und Technik-Enthusiasten. Das Projekt ist nicht für den kommerziellen Verkauf bestimmt, stattdessen wurden alle Baupläne als Open-Source-Projekt veröffentlicht.
Wichtige Fakten
- Google Japan hat eine Konzept-Tastatur namens „Gboard Dial Version“ entwickelt.
- Das Design nutzt Wählscheiben anstelle von Tasten, inspiriert von klassischen Telefonen.
- Es handelt sich um ein nicht-kommerzielles Projekt; die Bauanleitungen sind auf GitHub frei verfügbar.
- Die Tastatur ist Teil einer jährlichen Tradition von Google Japan, unkonventionelle Eingabegeräte zu präsentieren.
Ein Design-Experiment aus Nostalgie und Technik
Die „Gboard Dial Version“ ist das neueste Ergebnis der kreativen Abteilung von Google Japan, die dafür bekannt ist, die Grenzen traditioneller Eingabegeräte auszuloten. Anstatt auf Tasten zu tippen, geben Nutzer Zeichen ein, indem sie ihren Finger in die entsprechende Öffnung einer Wählscheibe stecken und diese bis zum Anschlag drehen. Die Tastatur verfügt über insgesamt neun solcher Scheiben unterschiedlicher Größe, die für Buchstaben, Zahlen und Sonderfunktionen wie die Eingabetaste zuständig sind.
Dieses Design verlangsamt den Schreibprozess erheblich und ist daher nicht auf Produktivität ausgelegt. Vielmehr soll es eine bewusstere und haptischere Interaktion mit dem Computer ermöglichen. Das Geräusch klickender Tasten wird durch das leise Surren der sich zurückdrehenden Scheiben ersetzt, was eine deutliche Abkehr von modernen mechanischen Tastaturen darstellt.
Von Impulswahl zu modernen Sensoren
Während klassische Wählscheibentelefone das sogenannte Impulswahlverfahren nutzten, um eine Verbindung herzustellen, setzt das Gboard-Konzept auf moderne Technologie. Bei der alten Methode erzeugte die rotierende Scheibe eine Reihe elektrischer Impulse, die von der Vermittlungsstelle decodiert wurden, um die gewählte Nummer zu ermitteln.
Die „Gboard Dial Version“ verwendet stattdessen moderne Rotationssensoren. Diese erfassen die Bewegung jeder einzelnen Scheibe präzise und wandeln sie in digitale USB-Signale um, die ein Computer als Tastatureingabe interpretieren kann. Damit verbindet das Projekt die Ästhetik der Vergangenheit mit der Funktionalität der Gegenwart.
Die Tradition der Konzept-Tastaturen
Google Japan hat sich seit einem Aprilscherz im Jahr 2021 einen Namen mit ungewöhnlichen Tastatur-Prototypen gemacht. Zu den früheren Kreationen gehören eine zylindrische Tastatur in Form einer japanischen Teetasse (Yunomi) und eine fast 1,70 Meter lange Tastatur, bei der alle Tasten in einer einzigen Reihe angeordnet sind. Diese Projekte dienen oft der Markenbildung und der Förderung von Kreativität in der Tech-Community.
Zusätzliches Zubehör für Videokonferenzen
Das Projekt beschränkt sich nicht nur auf die Tastatur. Die Entwickler haben auch ein passendes Zubehör entworfen, das eine weitere Anspielung auf die analoge Telefonie darstellt. Es handelt sich um einen kleinen Ständer, auf den der Nutzer seine Computermaus legen kann.
Ähnlich wie das Auflegen des Hörers bei einem alten Telefon einen Anruf beendete, schaltet das Abstellen der Maus auf diesem Ständer die Webcam während einer Videokonferenz automatisch aus. Dieses Detail unterstreicht den experimentellen Charakter des Gesamtkonzepts, das eine physischere und bewusstere Steuerung digitaler Funktionen anstrebt.
Open-Source-Projekt für die Bastler-Community
Wie bei den vorherigen Konzepten wird auch die „Gboard Dial Version“ nicht in den Handel kommen. Google verfolgt stattdessen einen anderen Ansatz und hat das gesamte Projekt als Open-Source-Initiative freigegeben. Technikbegeisterte und Mitglieder der DIY-Community (Do It Yourself) können die Tastatur selbst nachbauen.
Auf GitHub verfügbar
Alle notwendigen Dateien, einschließlich 3D-Druckmodelle für das Gehäuse und die Wählscheiben, Designs für die Leiterplatten (PCB) und eine vollständige Liste der benötigten elektronischen Bauteile, stehen auf der Plattform GitHub zum kostenlosen Download bereit.
Dieser Schritt fördert die Auseinandersetzung mit Hardware-Design und Elektronik und ermöglicht es Nutzern weltweit, mit dem unkonventionellen Design zu experimentieren oder es sogar nach eigenen Vorstellungen anzupassen und zu verbessern. Die Veröffentlichung der Baupläne ist ein klares Signal an die Maker-Szene, die solche kreativen und offenen Projekte schätzt.
Die Bedeutung solcher experimentellen Designs
Obwohl die Wählscheiben-Tastatur im Alltag unpraktisch ist, erfüllen solche Projekte wichtige Funktionen für ein Technologieunternehmen wie Google. Sie dienen als Plattform für Innovation, bei der Ingenieure und Designer abseits kommerzieller Zwänge neue Ideen testen können. Sie erzeugen zudem mediale Aufmerksamkeit und stärken das Image des Unternehmens als kreativer und zukunftsorientierter Akteur.
Darüber hinaus regen sie eine breitere Diskussion über die Mensch-Computer-Interaktion an. Sie stellen die Frage, ob Effizienz immer das oberste Ziel sein muss oder ob es auch Raum für langsamere, bedachtere und haptisch ansprechendere Technologien geben kann. In einer Zeit, in der digitale Interaktionen immer schneller und abstrakter werden, bietet ein Projekt wie die „Gboard Dial Version“ einen reizvollen Gegenentwurf.





