Der alternative App-Store F-Droid für Android steht nach eigenen Angaben vor dem Aus. Ein Vorstandsmitglied des Projekts, Marc Prud'hommeaux, warnt, dass eine geplante Richtlinie von Google zur Entwicklerregistrierung die Existenz der Plattform und anderer Open-Source-App-Quellen beenden könnte. Die Regelung steht im Widerspruch zu den Grundprinzipien von F-Droid, das auf Anonymität und offene Software setzt.
Wichtige Fakten
- Google plant, ab nächstem Jahr eine Registrierungspflicht für Entwickler aller Android-Apps einzuführen, auch für solche, die außerhalb des Play Stores installiert werden (Sideloading).
- F-Droid, ein auf Open-Source-Software spezialisierter App-Store, erklärt, dass diese Anforderung mit seinen Kernprinzipien unvereinbar ist.
- Laut F-Vorstandsmitglied Marc Prud'hommeaux würde die neue Regelung „das F-Droid-Projekt, wie wir es heute kennen, beenden“.
- Google begründet den Schritt mit erhöhtem Schutz vor Malware, während F-Droid darin einen Versuch sieht, die Kontrolle über das Android-Ökosystem zu festigen.
Googles geplante Richtlinie zur Entwicklerregistrierung
Google hat angekündigt, seine Sicherheitsmaßnahmen für das Android-Ökosystem zu verschärfen. Ab dem kommenden Jahr soll eine schrittweise eingeführte Regelung sicherstellen, dass nur noch Apps von verifizierten Entwicklern auf zertifizierten Android-Geräten installiert werden können. Diese Vorschrift soll auch für Apps gelten, die per Sideloading, also aus externen Quellen, auf ein Gerät geladen werden.
Das Unternehmen argumentiert, dieser Schritt sei notwendig, um Nutzer vor Schadsoftware und Betrug zu schützen. Laut einer offiziellen Mitteilung von Google weisen per Sideloading installierte Apps eine über 50-mal höhere Malware-Rate auf. Durch die Verifizierung von Entwicklern soll eine klare Verantwortlichkeit geschaffen werden.
Was ist Sideloading?
Sideloading bezeichnet die Installation von Anwendungen auf einem mobilen Gerät aus einer anderen Quelle als dem offiziellen App-Store des Herstellers, wie dem Google Play Store. Nutzer laden dabei eine Installationsdatei (APK-Datei) herunter und führen sie manuell aus. Dies ermöglicht den Zugang zu Apps, die im offiziellen Store nicht verfügbar sind, birgt aber laut Google auch höhere Sicherheitsrisiken.
F-Droid sieht fundamentale Prinzipien verletzt
Für das F-Droid-Projekt stellt die geplante Regelung eine existenzielle Bedrohung dar. Marc Prud'hommeaux, ein Vorstandsmitglied von F-Droid, erklärte in einem Beitrag, warum die Pläne von Google mit dem Wesen der Plattform unvereinbar sind. F-Droid basiert auf dem Prinzip, Nutzern Open-Source-Software ohne Tracking und ohne die Notwendigkeit von Benutzerkonten zur Verfügung zu stellen.
„Das F-Droid-Projekt kann von Entwicklern nicht verlangen, ihre Apps bei Google zu registrieren“, so Prud'hommeaux. Gleichzeitig könne F-Droid nicht die Anwendungs-IDs für die verteilten Open-Source-Apps „übernehmen“, da dies faktisch die exklusiven Vertriebsrechte an diesen Anwendungen an sich reißen würde.
„Wenn sie in Kraft gesetzt wird, wird die Verordnung zur Entwicklerregistrierung das F-Droid-Projekt und andere Vertriebsquellen für freie und Open-Source-Apps, wie wir sie heute kennen, beenden.“ – Marc Prud'hommeaux, Vorstandsmitglied von F-Droid
Ein zentraler Aspekt von F-Droid ist der Schutz der Privatsphäre. Die Plattform verzichtet bewusst auf Benutzerkonten, um jegliche Nachverfolgung der Nutzeraktivitäten auszuschließen. Eine Registrierungspflicht bei Google würde dieses Grundprinzip untergraben.
Sicherheit: Ein Streitpunkt zwischen Google und F-Droid
Während Google seine neue Richtlinie als Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit darstellt, vertritt F-Droid eine gegenteilige Ansicht. Prud'hommeaux argumentiert, dass F-Droid in vielerlei Hinsicht sicherer sei als der Google Play Store. Der Grund dafür liege in der Transparenz von Open-Source-Software.
Der Open-Source-Vorteil
Bei F-Droid wird jede App aus öffentlich zugänglichem Quellcode erstellt. Dieser Code kann von jedem eingesehen und auf Sicherheitslücken überprüft werden. Das Projektteam prüft den Code, kompiliert die Apps selbst und signiert sie, um Manipulationen auszuschließen. Dadurch wird sichergestellt, dass die verteilte Software genau dem entspricht, was der Quellcode vorgibt.
Prud'hommeaux verweist auf Berichte über Malware im offiziellen Play Store, die teilweise millionenfach heruntergeladen wurde, bevor sie entdeckt wurde. Dies zeige, dass auch Googles Prüfprozesse nicht unfehlbar sind.
Fakten zu F-Droid
- Gründung: 2010 von Ciaran Gultnieks
- Status: Gemeinnütziges Freiwilligenprojekt
- Prinzip: Verteilt ausschließlich freie und Open-Source-Software (FOSS)
- Besonderheit: Warnt Nutzer vor „Anti-Features“ wie Werbung, Tracking oder Sicherheitslücken in Apps.
Nach Ansicht von Prud'hommeaux geht es bei Googles Plan weniger um Sicherheit als vielmehr darum, „Macht zu konsolidieren und die Kontrolle über ein ehemals offenes Ökosystem zu verschärfen“. Er betont das Recht der Nutzer, auf Computern, die sie besitzen, jede gewünschte Software auszuführen.
Appell an Regulierungsbehörden und die Öffentlichkeit
Angesichts der drohenden Gefahr hat das F-Droid-Projekt einen öffentlichen Appell gestartet. Es fordert Regulierungs- und Wettbewerbsbehörden auf, die Vorschläge von Google genau zu prüfen. Gleichzeitig werden Entwickler und Nutzer dazu aufgerufen, Druck auf politische Entscheidungsträger auszuüben, um die Offenheit des Android-Systems zu bewahren.
Die Debatte wirft eine grundlegende Frage über die Zukunft von Android auf. Ursprünglich als Open-Source-Plattform auf Basis von Linux konzipiert (Android Open Source Project, AOSP), wird das Betriebssystem in der Praxis stark von Google und seinen geschlossenen Diensten, den Google Play Services, kontrolliert. Kritiker sehen in der neuen Richtlinie einen weiteren Schritt weg von den offenen Wurzeln des Systems hin zu einem geschlossenen, von Google dominierten „Walled Garden“.
Jüngste Änderungen am Entwicklungsprozess von AOSP, bei dem die Entwicklung nun in einem privaten Branch stattfindet, bevor sie veröffentlicht wird, haben diese Bedenken weiter verstärkt. Die Auseinandersetzung zwischen Google und F-Droid könnte somit zu einem Präzedenzfall für die Zukunft alternativer Software-Quellen auf der weltweit meistgenutzten mobilen Plattform werden.





