Ein eskalierender Rechtsstreit zwischen Apple und dem chinesischen Smartphone-Hersteller Oppo rückt den Vorwurf des Diebstahls von Geschäftsgeheimnissen in den Fokus. Apple behauptet, ein ehemaliger Ingenieur habe sensible Daten zur Sensortechnologie der Apple Watch entwendet und an seinen neuen Arbeitgeber Oppo weitergegeben. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die intensiven Wettbewerbsbedingungen in der Technologiebranche und die Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen, um ihr geistiges Eigentum zu schützen.
Wichtige Erkenntnisse
- Apple beschuldigt den ehemaligen Ingenieur Chen Shi, vertrauliche Informationen zur Sensortechnologie der Apple Watch gestohlen zu haben.
- Shi soll diese Informationen in einer Präsentation vor Hunderten von Oppo-Mitarbeitern geteilt haben.
- Oppo bestreitet die Vorwürfe und gibt an, keine Geschäftsgeheimnisse von Apple erhalten zu haben.
- Der Fall befindet sich in einem kritischen Stadium, in dem Apple die Herausgabe von Dokumenten fordert und eine einstweilige Verfügung anstrebt.
Ein brisanter Vorwurf im Technologie-Sektor
Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Tech-Giganten begann im August, als Apple Klage gegen seinen ehemaligen Mitarbeiter Chen Shi einreichte. Laut den Gerichtsunterlagen, die vergangene Woche eingereicht wurden, hat der Fall eine neue Dimension erreicht. Apple behauptet, Shi habe nicht nur Daten gestohlen, sondern diese auch aktiv innerhalb von Oppo verbreitet.
Im Zentrum der Vorwürfe steht eine Präsentation, die Shi für Oppo-Mitarbeiter gehalten haben soll. Der Titel der Veranstaltung lautete Berichten zufolge „Apples F&E-Philosophie und Methodik für Sensorhardware“. Ein Werbeslogan für das interne Meeting fragte provokant: „Sind Sie neugierig, wie Apples Sensoren entwickelt werden?“
Hintergrund des Konflikts
Der Markt für Wearables, insbesondere für Smartwatches, ist hart umkämpft. Sensortechnologie für Gesundheits- und Fitness-Tracking ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg und ein Bereich, in dem Unternehmen wie Apple Milliarden in Forschung und Entwicklung investieren. Der Vorwurf des Diebstahls geistigen Eigentums in diesem Sektor ist daher besonders schwerwiegend.
Die Details der Anschuldigungen
Apple führt in seiner Klageschrift detailliert aus, wie der angebliche Diebstahl stattgefunden haben soll. Kurz vor seinem Ausscheiden bei Apple soll Shi 63 Dateien aus einem geschützten Unternehmensordner heruntergeladen und auf ein USB-Laufwerk übertragen haben. Anschließend habe er nach Methoden gesucht, um seine digitalen Spuren zu verwischen.
Darüber hinaus wirft Apple Shi vor, vor seinem Weggang gezielt „Dutzende“ Einzelgespräche mit Mitgliedern des technischen Teams der Apple Watch geführt zu haben. Ziel sei es gewesen, so viele Informationen wie möglich über deren Forschung zu sammeln, insbesondere im Bereich der Herzfrequenzmessung. In der Kommunikation mit Oppo soll Shi angekündigt haben, er werde „so viele Informationen wie möglich sammeln“.
Fokus auf Sensortechnologie
Die gestohlenen Informationen beziehen sich laut Apple auf die Entwicklung von Sensoren und zukünftige Produktpläne. Dies umfasst Details zum Design und zur Funktionsweise von Komponenten, die für die Gesundheitsüberwachung in der Apple Watch entscheidend sind.
Oppo weist die Vorwürfe zurück
Oppo hat die Anschuldigungen vehement zurückgewiesen. Das Unternehmen erklärte, es habe eine umfassende Untersuchung der Systeme durchgeführt, auf die Shi Zugriff hatte. Dabei seien „keine Anzeichen dafür gefunden worden, dass Oppo Geschäftsgeheimnisse von Apple erhalten hat.“
„Die Suche ist nun abgeschlossen, und es gibt keinen Hinweis darauf, dass OPPO irgendwelche Geschäftsgeheimnisse von Apple von Dr. Shi erhalten hat. Folglich gibt es keine Grundlage für Apple, eine einstweilige Verfügung zu beantragen.“
Hinsichtlich der umstrittenen Präsentation argumentiert Oppo, Shi habe lediglich über „allgemeine ingenieurwissenschaftliche Prinzipien“ gesprochen, die keine von Apple stammenden Informationen enthielten. Das Unternehmen sieht daher keinen Grund für die von Apple geforderten rechtlichen Schritte.
Juristisches Tauziehen um Beweise
Ein zentraler Punkt des aktuellen Verfahrens ist der Streit um die Herausgabe von Beweismitteln. Apple wirft Oppo vor, wichtige Dokumente und forensische Berichte zurückzuhalten, die das Ausmaß des mutmaßlichen Datendiebstahls belegen könnten. Besonders kritisch sieht Apple den Umstand, dass Shi nach Einreichung der ursprünglichen Klage die Möglichkeit gehabt haben soll, Informationen aus den Systemen von Oppo zu löschen.
Das Gericht hat Oppo nun eine Frist bis zum 31. Oktober gesetzt, um die von Apple angeforderten Dokumente vorzulegen. Bei einer großen Menge an Unterlagen soll die Herausgabe schrittweise erfolgen.
Forderungen von Apple
Apple strebt weitreichende Maßnahmen an, um weiteren Schaden abzuwenden. Dazu gehören:
- Eine einstweilige Verfügung, um Shi an der Weitergabe weiterer Informationen zu hindern.
- Ein Entwicklungsstopp für Oppo-Produkte, die möglicherweise auf Apple-Technologie basieren.
- Die „Quarantäne“ von Oppo-Mitarbeitern, die mit den Geschäftsgeheimnissen in Kontakt kamen, und deren Entfernung von Projekten mit konkurrierenden Technologien.
Finanziell fordert Apple Schadensersatz, Strafschadensersatz, die Übernahme der Anwaltskosten und eine einstweilige Verfügung, um die Offenlegung der Geschäftsgeheimnisse zu verhindern.
Verzögerungen im Verfahren
Ein weiterer Aspekt, der das Verfahren verkompliziert, ist der Gesundheitszustand des Hauptbeklagten, Chen Shi. Er hat zugestimmt, an einer eidesstattlichen Vernehmung teilzunehmen, bat jedoch um eine Fristverlängerung. Als Grund nannte er eine kürzlich diagnostizierte Erkrankung, die sich durch ein „langwieriges, stressiges und konfrontatives Verfahren“ wahrscheinlich erheblich verschlimmern würde.
Shi hat zudem beantragt, dass das Gericht eine Schutzanordnung erlässt, um seine Vernehmung aufgrund seines Gesundheitszustands einzuschränken oder auszusetzen. Die Entscheidung des Gerichts hierzu steht noch aus. Der Ausgang dieses Falles könnte weitreichende Folgen für den Schutz von geistigem Eigentum in der globalen Technologiebranche haben und die Beziehungen zwischen westlichen und chinesischen Unternehmen weiter belasten.





