Apple hat seine rechtlichen Schritte gegen den bekannten Leaker Jon Prosser verschärft. In einem neuen Gerichtsantrag erklärte das Unternehmen, dass Prosser bisher nicht auf die im Juli eingereichte Klage wegen Diebstahls von Geschäftsgeheimnissen reagiert hat. Apple beabsichtigt nun, ein Versäumnisurteil zu beantragen, was zu Schadensersatzforderungen und einer gerichtlichen Anordnung gegen Prosser führen könnte.
Rechtliche Schritte nach ausbleibender Reaktion
Der Technologieriese aus Cupertino wirft Jon Prosser und einem Mitangeklagten, Michael Ramacciotti, vor, sich illegal Zugang zu einem Entwickler-iPhone verschafft zu haben. Ziel sei es gewesen, Geschäftsgeheimnisse über das kommende Betriebssystem iOS 26 zu entwenden und daraus Profit zu schlagen. Prosser hatte Anfang des Jahres in Videos Funktionen des damals noch unveröffentlichten Systems gezeigt.
Nachdem Prosser die gesetzte Frist zur Einreichung einer Klageerwiderung verstreichen ließ, wurde bereits letzte Woche ein sogenanntes Versäumnis gegen ihn eingetragen. Dies ist ein formaler Schritt, der den Weg für weitere Maßnahmen ebnet, wenn ein Beklagter nicht am Gerichtsverfahren teilnimmt.
Was ist ein Versäumnisurteil?
Ein Versäumnisurteil (Default Judgment) kann ergehen, wenn eine Partei in einem Zivilprozess nicht auf die Klage der Gegenseite reagiert. Das Gericht kann dann zugunsten des Klägers entscheiden, ohne dass eine vollständige Verhandlung stattfindet. Für Prosser könnte dies bedeuten, dass er zur Zahlung von Schadensersatz verurteilt wird und ihm per einstweiliger Verfügung untersagt wird, weitere vertrauliche Informationen von Apple zu veröffentlichen.
Widersprüchliche Darstellungen der Kommunikation
Die Situation wird durch widersprüchliche Aussagen zusätzlich verkompliziert. Während Prosser kürzlich öffentlich erklärte, er stehe seit Beginn des Falles in „aktiver Kommunikation mit Apple“, zeichnen die Gerichtsunterlagen ein anderes Bild.
In dem am Donnerstag eingereichten Antrag führt Apple aus, Prosser habe zwar die Klage öffentlich zur Kenntnis genommen, aber „nicht mitgeteilt, ob er eine Antwort darauf einreichen wird oder, falls ja, bis wann“. Diese Diskrepanz zwischen öffentlicher Darstellung und rechtlichem Vorgehen wirft Fragen über die Strategie des Leakers auf.
„Obwohl Herr Prosser die Klage von Apple öffentlich anerkannt hat, hat er nicht angegeben, ob er eine Antwort darauf einreichen wird oder, falls ja, bis wann.“ – Auszug aus dem Gerichtsantrag von Apple
Apple macht deutlich, dass es die Angelegenheit nun zügig zu einem Abschluss bringen will. Das Unternehmen plant, ein Urteil zu erwirken, das sowohl finanzielle Entschädigung als auch eine Unterlassungsanordnung gegen Prosser umfasst. Der Leaker selbst hat auf eine aktuelle Anfrage zur Stellungnahme bisher nicht reagiert.
Die Rolle des zweiten Beklagten
Der Fall betrifft auch einen zweiten Beklagten, Michael Ramacciotti. Laut den Gerichtsakten hat dieser zugegeben, Informationen über iOS 26 an Prosser weitergegeben zu haben. Er bestreitet jedoch vehement die Existenz eines gemeinsamen Plans oder einer Verschwörung.
Keine finanzielle Absicht
Ramacciotti betonte, er habe bei der Kontaktaufnahme mit Prosser keine Absicht gehabt, die Informationen zu Geld zu machen. Es habe zum Zeitpunkt der Informationsweitergabe auch keine Vereinbarung über eine Vergütung gegeben. Seine Verteidigung zielt darauf ab, den Vorwurf eines koordinierten Diebstahls zu entkräften und seine Rolle als die eines Informanten ohne Profitmotiv darzustellen.
Hintergrund der Klage
Apple ist bekannt für seine strikte Geheimhaltung bei der Produktentwicklung. Leaks, die Details vor der offiziellen Ankündigung enthüllen, untergraben die Marketingstrategie des Unternehmens. Die Klage gegen Prosser und Ramacciotti wird als klares Signal an die Leaker-Szene gewertet, dass Apple bereit ist, seine Geschäftsgeheimnisse aggressiv juristisch zu verteidigen. Die Klage wurde ursprünglich im Juli 2025 eingereicht.
Interessanterweise geht aus den Dokumenten hervor, dass zwischen Apple und Ramacciotti bereits „informelle Vergleichsgespräche“ stattgefunden haben. Dies deutet darauf hin, dass eine außergerichtliche Einigung für Ramacciotti möglich sein könnte, während der Fall gegen Prosser weiter eskaliert.
Ausblick und mögliche Konsequenzen
Das Vorgehen von Apple gegen Jon Prosser markiert einen entscheidenden Punkt im Kampf des Unternehmens gegen die unkontrollierte Verbreitung von internen Informationen. Sollte Apple mit dem Antrag auf ein Versäumnisurteil Erfolg haben, könnte dies weitreichende Folgen haben:
- Finanzieller Schaden: Prosser könnte zu einer erheblichen Schadensersatzzahlung verurteilt werden.
- Rechtliche Einschränkungen: Eine einstweilige Verfügung würde ihm verbieten, zukünftig vertrauliche Apple-Informationen zu veröffentlichen.
- Präzedenzfall: Ein solches Urteil hätte eine abschreckende Wirkung auf andere Leaker und Informanten in der Technologiebranche.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Jon Prosser doch noch rechtlich auf die Vorwürfe reagiert oder ob Apple ohne weitere Verhandlung ein Urteil zu seinen Gunsten erwirken kann. Für die Tech-Community bleibt der Fall ein Lehrstück über die Grenzen zwischen Journalismus, Leaking und dem Schutz von geistigem Eigentum.





