Apple bereitet Berichten zufolge einen strategischen Kurswechsel vor und entwickelt erstmals ein preisgünstiges MacBook. Das neue Gerät soll direkt mit Chromebooks und Einsteiger-Laptops mit Windows-Betriebssystem konkurrieren und eine neue Zielgruppe für das Mac-Ökosystem erschließen.
Das Projekt mit dem internen Codenamen J700 zielt auf Nutzer ab, die hauptsächlich im Internet surfen, Dokumente bearbeiten oder einfache Medienaufgaben erledigen. Damit positioniert sich Apple in einem Marktsegment, das bisher von anderen Herstellern dominiert wurde.
Das Wichtigste in Kürze
- Apple entwickelt ein neues, preisgünstiges MacBook, das deutlich unter 1.000 US-Dollar kosten soll.
- Das Gerät zielt auf den Bildungssektor und preisbewusste Verbraucher ab und konkurriert mit Chromebooks.
- Intern wird ein iPhone-Prozessor getestet, was ein Novum für die Mac-Reihe wäre.
- Die Markteinführung ist für die erste Hälfte des kommenden Jahres geplant.
Ein strategischer Wandel für Apple
Apple ist traditionell für seine Premium-Produkte mit hohen Gewinnmargen bekannt. Das Unternehmen hat es in der Vergangenheit vermieden, mit günstigeren Geräten um Marktanteile zu konkurrieren. Die Entwicklung eines Budget-MacBooks signalisiert eine mögliche Neubewertung dieser Strategie.
Der Vorstoß in den Niedrigpreissektor scheint eine Reaktion auf die wachsende Dominanz von Googles Chromebooks zu sein, insbesondere im Bildungsbereich. Gleichzeitig könnte Apple unzufriedene Windows-Nutzer ansprechen, die nach dem Umstieg auf Windows 11 nach Alternativen suchen.
Der Markt für Einsteiger-Laptops
Der Markt für Laptops unter 1.000 US-Dollar wird derzeit von Geräten mit ChromeOS und Windows dominiert. Chromebooks sind besonders in Schulen und bei Nutzern mit grundlegenden Anforderungen beliebt, da sie oft nur wenige hundert Euro kosten. Apple möchte mit einem eigenen Angebot in diesem Segment eine Alternative schaffen, die die Vorteile von macOS wie Benutzerfreundlichkeit und Integration in das Apple-Ökosystem bietet.
Bisher ist das günstigste MacBook das MacBook Air, dessen Preis bei 999 US-Dollar beginnt, mit Bildungsrabatten bei 899 US-Dollar. Das neue Modell soll preislich deutlich darunter angesiedelt werden, um eine echte Konkurrenz darzustellen.
Technische Details und Kompromisse
Um den niedrigeren Preis zu erreichen, plant Apple den Einsatz von kostengünstigeren Komponenten. Dies unterscheidet das neue Modell von bisherigen MacBooks, bei denen stets auf High-End-Technologie gesetzt wurde.
iPhone-Prozessor im Mac
Eine der bemerkenswertesten Änderungen ist der mögliche Einsatz eines iPhone-Prozessors anstelle eines speziell für den Mac entwickelten Chips der M-Serie. Dies wäre das erste Mal, dass ein solcher Prozessor in einem Mac verbaut wird. Interne Tests sollen jedoch gezeigt haben, dass die Leistung moderner Smartphone-Chips die des älteren M1-Chips, der noch vor wenigen Jahren in MacBooks zum Einsatz kam, übertreffen kann.
Diese Entscheidung könnte die Produktionskosten erheblich senken und gleichzeitig eine für die Zielgruppe ausreichende Leistung und eine lange Akkulaufzeit gewährleisten.
Display und Design
Auch beim Bildschirm sind Anpassungen geplant. Anstelle der hochauflösenden Retina-Displays soll ein einfacheres LCD-Panel zum Einsatz kommen. Die Bildschirmgröße soll Berichten zufolge etwas kleiner sein als die 13,6 Zoll des aktuellen MacBook Air, was es zum kompaktesten Laptop im aktuellen Apple-Portfolio machen würde.
Apples aktuelle Marktposition
Im dritten Quartal des vergangenen Jahres hielt Apple laut IDC einen Anteil von etwa 9 % am globalen PC-Markt. Damit liegt das Unternehmen auf dem vierten Platz hinter den Branchenführern Lenovo, HP und Dell, die hauptsächlich Geräte mit Windows oder ChromeOS verkaufen.
Trotz der günstigeren Komponenten wird erwartet, dass das Design und die Verarbeitungsqualität dem hohen Standard von Apple entsprechen und sich nahtlos in die bestehende Produktfamilie einfügen.
Zielgruppen und Marktpotenzial
Das neue Budget-MacBook richtet sich an mehrere Zielgruppen, die bisher nicht im Fokus von Apple standen.
- Schüler und Studenten: Im Bildungssektor sind Chromebooks aufgrund ihres niedrigen Preises und ihrer einfachen Verwaltung weit verbreitet. Ein günstiges MacBook mit vollwertigem macOS könnte hier eine attraktive Alternative sein.
- Preisbewusste Verbraucher: Nutzer, die ein zuverlässiges Gerät für alltägliche Aufgaben suchen, aber nicht bereit sind, den Preis für ein MacBook Air oder Pro zu zahlen.
- Unternehmen: Firmen, die ihren Mitarbeitern eine kostengünstige und sichere Alternative zu Windows-Laptops bieten möchten.
Apple könnte auch potenzielle iPad-Käufer ansprechen. Aktuell ist die Kombination aus einem Einsteiger-iPad und einer Tastaturhülle eine beliebte Option für den Bildungsbereich, die preislich bei etwa 600 US-Dollar liegt. Das neue MacBook würde sich in einem ähnlichen Preissegment bewegen, aber den Vorteil einer integrierten Tastatur und der größeren Flexibilität von macOS bieten.
„Ein günstigeres Mac, das Apples Design beibehält und reibungslos mit anderen Produkten des Unternehmens zusammenarbeitet, könnte eine neue Welle der Mac-Adaption auslösen.“
Die Einführung eines solchen Geräts könnte besonders in Märkten wie den USA, wo das iPhone bereits eine dominante Stellung einnimmt, erfolgreich sein. Die nahtlose Integration zwischen iPhone und Mac ist ein starkes Verkaufsargument, das durch einen niedrigeren Einstiegspreis noch attraktiver würde.
Ausblick auf Apples Produkt-Roadmap
Die Entwicklung des günstigen MacBooks ist Teil einer breiteren Aktualisierung der Mac-Produktlinie. Während der Mac-Bereich im letzten Quartal mit einem Wachstum von 13 % auf 8,73 Milliarden US-Dollar die am schnellsten wachsende Hardware-Kategorie für Apple war, wird für das laufende Quartal eine Verlangsamung erwartet.
Für das kommende Jahr sind jedoch zahlreiche neue Produkte geplant. Neben dem Einsteiger-Laptop wird Anfang 2026 ein neues M5 MacBook Air erwartet, gefolgt von MacBook-Pro-Modellen mit M5 Pro und M5 Max Chips. Auch Aktualisierungen für den Mac mini und den Mac Studio stehen auf dem Plan.
Längerfristig, für Ende 2026 oder Anfang 2027, soll ein überarbeitetes MacBook Pro mit einem M6-Chip und einem OLED-Touchscreen im Stil des iPhones auf den Markt kommen. Diese ambitionierte Roadmap zeigt, dass Apple weiterhin stark in die Weiterentwicklung seiner Computer investiert und nun bereit scheint, auch neue Marktsegmente zu erobern.





