Der chinesische Technologieriese Alibaba hat eine neue Version seiner KI Qwen vorgestellt, die den Wettbewerb mit etablierten Modellen wie Gemini von Google und ChatGPT von OpenAI verschärft. Mit neuen Funktionen zur automatischen Erstellung von Forschungsberichten, Webseiten und Podcasts positioniert sich Qwen als leistungsstarkes Werkzeug für Akademiker, Forscher und Content-Ersteller.
In einem direkten Vergleich zeigte Qwen eine beeindruckende Leistung, insbesondere bei der Tiefe der Recherche und der Qualität der zitierten Quellen. Die Fähigkeit, mit nur einem Klick eine vollständige Webseite zu generieren, hebt es deutlich von der Konkurrenz ab. Doch im Bereich der Multimedia-Erstellung, insbesondere bei der Audioqualität, gibt es noch Aufholbedarf.
Die wichtigsten Erkenntnisse
- Alibabas KI-Modell Qwen wurde um eine Funktion für tiefgehende Recherchen erweitert, die Berichte, Webseiten und Podcasts erstellen kann.
- In einem Test zur Genauigkeit und Forschungstiefe erzielte Qwen ein Ergebnis von 9/10, gleichauf mit Googles Gemini und vor ChatGPT (8/10).
- Die einzigartige Funktion von Qwen ist die automatische Erstellung einer live gehosteten Webseite aus den Rechercheergebnissen, was kein anderes Modell bietet.
- Während die Recherchequalität hoch ist, bleibt die Qualität der KI-generierten Podcasts hinter der von Gemini zurück, deren Stimmen natürlicher klingen.
Ein neues Werkzeug für die Wissensarbeit
Die KI-Forschungsgruppe Qwen von Alibaba hat eine bedeutende Erweiterung ihres Chatbots veröffentlicht. Die neue Funktion namens „Deep Research“ ermöglicht es Nutzern, komplexe Forschungsfragen zu stellen. Die KI führt daraufhin eigenständig Websuchen durch, analysiert Daten aus öffentlichen Quellen und erstellt einen umfassenden Bericht inklusive Zitationen.
Doch die eigentliche Neuerung liegt in den darauffolgenden Schritten. Nach Abschluss der Recherche bietet die Benutzeroberfläche zwei neue Optionen: „Web Dev“ und „Podcast“. Mit einem Klick auf „Web Dev“ generiert die KI eine professionell gestaltete Webseite, die sofort online verfügbar ist und von Qwen gehostet wird. Diese Seite enthält Grafiken, formatierte Tabellen und verlinkte Quellen.
Die „Podcast“-Funktion erstellt eine Audiodatei, in der zwei KI-Stimmen die Forschungsergebnisse in einem dialogähnlichen Format diskutieren. Nutzer können aus 17 verschiedenen Hauptstimmen und sieben Co-Moderatoren wählen.
Technologie im Hintergrund
Diese Funktionalität wird durch das Zusammenspiel von drei Open-Source-Modellen ermöglicht. Qwen3-Coder ist für die Struktur und Erstellung der Webseite zuständig, Qwen-Image generiert die passenden Bilder und Grafiken, und Qwen3-TTS (Text-to-Speech) erzeugt die Audiospuren für den Podcast.
Qwen im direkten Vergleich mit der Konkurrenz
Um die Leistungsfähigkeit von Qwen zu bewerten, wurde ein Test mit einer komplexen Fragestellung durchgeführt: die Analyse philosophischer und wissenschaftlicher Argumente für und gegen die Existenz Gottes. Die Ergebnisse von Qwen wurden mit denen von Google Gemini, OpenAI ChatGPT und xAI Grok verglichen.
Genauigkeit und Quellentransparenz
Sowohl Qwen als auch Gemini schnitten in puncto Genauigkeit hervorragend ab und erhielten eine Bewertung von 9 von 10 Punkten. Qwen überzeugte durch die Verwendung renommierter akademischer Quellen von Universitäten wie Stanford, Princeton und Oxford. Es zitierte spezifische Werke, etwa Bertrand Russells „Warum ich kein Christ bin“, und verwies auf Debatten zwischen bekannten Akademikern.
Gemini erreichte eine ähnliche Präzision mit 94 nummerierten Zitationen und zeigte ein gutes Verständnis für die Unterscheidung feiner konzeptioneller Unterschiede. ChatGPT (8/10) stützte sich stark auf die Stanford Encyclopedia of Philosophy, neigte aber zu Vereinfachungen. Grok (6/10) lieferte zwar korrekte Zusammenfassungen, die Quellenangaben blieben jedoch oft vage.
Bewertung im Überblick
- Qwen: 9/10
- Gemini: 9/10
- ChatGPT: 8/10
- Grok: 6/10
Tiefe und Umfang der Recherche
In der Informationstiefe zeigte Qwen seine größte Stärke. Als einziges Modell enthielt sein Bericht einen Abschnitt über „Kritik am Atheismus“, der sich mit der Beweislastfrage auseinandersetzte. Es differenzierte zwischen „schwachem Atheismus“ (Skepsis gegenüber Gottesbehauptungen) und „gnostischem Atheismus“ (die feste Behauptung, dass Gott nicht existiert).
„Eines der umstrittensten Themen ist die Beweislast. Bertrand Russell veranschaulichte dies berühmt mit seiner Teekannen-Analogie: So wie er nicht beweisen könne, dass eine winzige Teekanne nicht zwischen Erde und Mars um die Sonne kreist, argumentierte er, dass Theisten nicht beweisen könnten, dass Gott existiert.“ – Auszug aus dem Qwen-Bericht.
Gemini kam dem nahe, indem es sich auf Argumente aus dem Bereich des Bewusstseins konzentrierte. ChatGPT punktete mit einem ausführlichen Abschnitt über die praktischen Auswirkungen der Debatte auf Ethik und Politik. Groks Bericht war deutlich kürzer, bot aber eine hilfreiche Zusammenfassung in Tabellenform.
Multimedia: Wo Gemini die Nase vorn hat
Trotz der beeindruckenden Recherchefunktionen hat Qwen im Multimedia-Bereich noch Schwächen. Die Podcast-Funktion ist zwar innovativ, da sie ein Gespräch zwischen zwei KI-Moderatoren simuliert, doch die Stimmqualität ist oft inkonsistent. Viele der verfügbaren Stimmen klingen roboterhaft und haben unnatürliche Betonungen.
Hier zeigt sich der Vorsprung von Google. Die „Audio Overviews“ von Gemini und NotebookLM klingen deutlich menschlicher und natürlicher. Die Sprachmuster, der Gesprächsfluss und sogar eingestreuter Humor machen die Audioinhalte von Google ansprechender und leichter verständlich.
Zudem bietet Gemini die Möglichkeit, Videos zu generieren – eine Funktion, die Qwen und andere Konkurrenten derzeit nicht besitzen. Für Nutzer, die eine audiovisuelle Aufbereitung von Informationen bevorzugen, bleibt Gemini damit die umfassendste Lösung.
Der entscheidende Vorteil: Webseiten auf Knopfdruck
Das herausragende Merkmal von Qwen ist die automatische Webseitenerstellung. Kein anderes der getesteten KI-Modelle bietet eine vergleichbare Funktion. Anstatt Text in einen Web-Baukasten kopieren zu müssen, wie es bei ChatGPT der Fall ist, oder auf ein Textdokument beschränkt zu sein wie bei Gemini, erzeugt Qwen eine fertige, teilbare Webseite.
Diese Funktion stellt einen erheblichen Vorteil für den Arbeitsablauf dar. Forscher können ihre Ergebnisse nicht nur sammeln, sondern sie auch sofort in einem professionellen und leicht zugänglichen Format veröffentlichen. Die Benutzeroberfläche ist sauber, das Design responsiv und die Handhabung intuitiv.
Für Akademiker, Studenten und Content-Ersteller, die ihre Recherchen schnell und unkompliziert teilen möchten, könnte diese Funktion allein ausreichen, um Qwen gegenüber seinen Konkurrenten zu bevorzugen. Es vereint tiefgehende Analyse mit sofortiger Publikationsmöglichkeit und positioniert sich damit als ernstzunehmende und vor allem kostenlose Alternative im wachsenden Markt der KI-Assistenten.





