Ein 19-jähriger Gründer, Dhravya Shah, hat für sein Startup Supermemory eine Finanzierung in Höhe von 2,6 Millionen US-Dollar erhalten. Das Unternehmen entwickelt eine Speicherlösung für Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI), um deren Fähigkeit zu verbessern, Informationen über längere Zeiträume zu speichern und zu nutzen.
Wichtige Fakten
- Supermemory entwickelt eine universelle Speicher-API für KI-Anwendungen, um das Problem des begrenzten Langzeitgedächtnisses von KI zu lösen.
- Gründer Dhravya Shah ist 19 Jahre alt und hat eine Startfinanzierung von 2,6 Millionen US-Dollar erhalten.
- Zu den Investoren gehören Susa Ventures, Browder Capital sowie Führungskräfte von Cloudflare, Google AI, OpenAI und Meta.
- Die Technologie extrahiert Erkenntnisse aus unstrukturierten Daten und erstellt personalisierte Wissensgraphen für Nutzer.
Das Problem des vergesslichen KI-Systems
Modelle der künstlichen Intelligenz haben in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Ein grundlegendes Problem bleibt jedoch bestehen: ihr begrenztes Gedächtnis. Während sogenannte „Kontextfenster“ die Menge an Informationen definieren, die ein Modell in einer einzelnen Sitzung verarbeiten kann, geht dieses Wissen oft verloren, sobald die Interaktion beendet ist.
Forscher arbeiten an verschiedenen Ansätzen, um das Langzeitgedächtnis von KI-Systemen zu verbessern. Genau hier setzt Dhravya Shah mit seinem Unternehmen Supermemory an. Ziel ist es, eine Infrastruktur zu schaffen, die es KI-Anwendungen ermöglicht, kontextbezogene Informationen über mehrere Sitzungen hinweg zu behalten und intelligent darauf zuzugreifen.
Was ist ein KI-Kontextfenster?
Das Kontextfenster eines KI-Modells gibt an, wie viele Informationen es gleichzeitig berücksichtigen kann. Ist das Fenster voll, werden ältere Informationen „vergessen“, um Platz für neue zu schaffen. Dies schränkt die Fähigkeit der KI ein, komplexe, langfristige Dialoge zu führen oder auf frühere Interaktionen aufzubauen.
Der Weg von Dhravya Shah zum Gründer
Die Geschichte von Supermemory ist eng mit dem Werdegang seines Gründers verbunden. Dhravya Shah, ursprünglich aus Mumbai, Indien, begann bereits vor einigen Jahren mit der Entwicklung von verbraucherorientierten Bots und Apps. Eines seiner Projekte, ein Bot zur Formatierung von Tweets in ansprechende Screenshots, verkaufte er an das Social-Media-Tool Hypefury.
Der Erlös aus diesem Verkauf ermöglichte es ihm, anstatt sich auf die Aufnahmeprüfung für das renommierte Indian Institute of Technology (IIT) zu konzentrieren, in die USA zu ziehen und an der Arizona State University zu studieren. Dort stellte er sich einer persönlichen Herausforderung: 40 Wochen lang jede Woche ein neues Projekt zu entwickeln.
In einer dieser Wochen entstand der Prototyp von Supermemory, der ursprünglich „Any Context“ hieß und zunächst auf GitHub veröffentlicht wurde. Die erste Version ermöglichte es Nutzern, mit ihren Lesezeichen auf der Plattform X (ehemals Twitter) zu chatten.
Wie Supermemory funktioniert
Supermemory hat sich seit seinen Anfängen weiterentwickelt und wird heute als universelle Speicher-API für KI-Anwendungen beschrieben. Die Kernfunktion der Plattform besteht darin, Erkenntnisse, sogenannte „Erinnerungen“, aus unstrukturierten Daten zu extrahieren. Diese Daten können aus verschiedensten Quellen stammen.
Die Plattform kann laut Unternehmensangaben die folgenden Datentypen verarbeiten:
- Dateien und Dokumente (z. B. PDFs)
- Chat-Verläufe und E-Mails
- Projektmanagement-Daten
- Datenströme aus anderen Anwendungen
Basierend auf diesen Informationen erstellt Supermemory einen Wissensgraphen, der den Kontext für den jeweiligen Nutzer personalisiert. Dies ermöglicht es KI-Anwendungen, intelligentere und relevantere Antworten zu geben. Beispielsweise könnte eine Schreib-App auf Notizen zugreifen, die Monate alt sind, oder ein Videoeditor könnte basierend auf einer Texteingabe passende Videoclips aus einer Bibliothek vorschlagen.
Multimodale Fähigkeiten
Ein wesentliches Merkmal von Supermemory ist die Fähigkeit, multimodale Eingaben zu verarbeiten. Das bedeutet, dass nicht nur Text, sondern auch Bilder, Videos und andere Dateitypen analysiert werden können, um einen umfassenden Kontext zu erstellen.
Zur einfachen Datenerfassung bietet das Startup einen Chatbot, eine Notizfunktion und eine Chrome-Erweiterung an. Zudem gibt es Integrationen für Dienste wie Google Drive, OneDrive und Notion.
„Unsere Kernstärke liegt darin, Erkenntnisse aus jeder Art von unstrukturierten Daten zu gewinnen und den Apps mehr Kontext über die Nutzer zu geben“, erklärte Shah. „Da wir mit multimodalen Daten arbeiten, ist unsere Lösung für alle Arten von KI-Apps geeignet, von E-Mail-Clients bis hin zu Videoeditoren.“
Starke Investoren und erste Kunden
Die Idee und die bisherige Umsetzung überzeugten namhafte Investoren. Supermemory sicherte sich eine Startfinanzierung in Höhe von 2,6 Millionen US-Dollar. Die Runde wurde von Susa Ventures, Browder Capital und SF1.vc angeführt.
Die Liste der Einzelinvestoren unterstreicht das Vertrauen in Shahs Vision. Dazu gehören:
- Dane Knecht, CTO von Cloudflare
- Jeff Dean, Leiter von Google AI
- Logan Kilpatrick, Produktmanager bei Deepmind
- David Cramer, Gründer von Sentry
- Weitere Führungskräfte von OpenAI, Meta und Google
Joshua Browder, Gründer des Startups DoNotPay und Leiter von Browder Capital, zeigte sich beeindruckt von Shahs Arbeitsweise. „Ich habe mich mit Dhravya über X verbunden, und was mich beeindruckt hat, war, wie schnell er Dinge umsetzt und entwickelt. Das hat mich dazu bewogen, in ihn zu investieren“, sagte Browder.
Supermemory hat bereits mehrere Kunden gewonnen, darunter den Desktop-Assistenten Cluely, den KI-Videoeditor Montra und das Immobilien-Startup Rets. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen mit einer Robotikfirma zusammen, um visuelle Erinnerungen, die von einem Roboter erfasst werden, zu speichern und abrufbar zu machen.
Positionierung im Wettbewerbsumfeld
Der Markt für KI-Speicherlösungen ist nicht unbesetzt. Unternehmen wie Letta, Mem0 und Memories.ai arbeiten ebenfalls an Technologien, die als Gedächtnisschicht für KI-Agenten dienen sollen. Shah ist sich der Konkurrenz bewusst, sieht aber einen klaren Vorteil für sein Produkt.
Er betont, dass sich Supermemory durch eine geringere Latenz von anderen Anbietern abheben wird. Die Fähigkeit, relevante Kontexte schnell und mit hoher Leistung bereitzustellen, sei entscheidend. „Immer mehr KI-Unternehmen werden eine Gedächtnisschicht benötigen“, so Shah. Die Lösung von Supermemory biete hohe Leistung und ermögliche es gleichzeitig, relevanten Kontext schnell verfügbar zu machen.





