In einer Zeit, in der viele große Technologie- und Gaming-Unternehmen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz vorantreiben, äußert sich Strauss Zelnick, CEO von Take-Two Interactive, dem Publisher hinter Blockbustern wie Grand Theft Auto, überraschend zurückhaltend. Seine Bedenken konzentrieren sich auf zwei zentrale Punkte: den Schutz geistigen Eigentums und die Grenzen der kreativen Leistungsfähigkeit von KI.
Wichtige Erkenntnisse
- Strauss Zelnick, CEO von Take-Two, sieht erhebliche Risiken beim Einsatz von KI in der Spieleentwicklung.
- Der Schutz des eigenen geistigen Eigentums (IP) ist die Hauptsorge, da KI-generierte Inhalte rechtlich nicht schutzfähig sind.
- Zelnick argumentiert, dass KI per Definition nicht kreativ sein kann, da sie auf bestehenden Daten basiert und nur „rückwärtsgewandt“ arbeitet.
- Diese Haltung steht im Kontrast zu anderen Branchengrößen, die KI als zentralen Bestandteil ihrer Zukunftsstrategie sehen.
Geistiges Eigentum als unantastbares Gut
Während eines Auftritts beim Technology Executive Council Summit von CNBC betonte Strauss Zelnick, dass die oberste Priorität für sein Unternehmen der Schutz des geistigen Eigentums sei. Take-Two ist Inhaber einiger der wertvollsten Marken der Unterhaltungsindustrie, darunter Grand Theft Auto, Red Dead Redemption und NBA 2K.
„Wir müssen sehr vorsichtig sein, nicht die Rechte anderer zu verletzen, und wir wollen nicht, dass unsere verletzt werden“, erklärte Zelnick. Seine Kernsorge liegt in der aktuellen Rechtslage, die den Schutz von Inhalten, die mit KI erstellt wurden, nicht gewährleistet. „Wenn man geistiges Eigentum mit KI erschafft, kann man es nicht schützen. Wir sind im Geschäft mit geistigem Eigentum, wir kümmern uns um unsere Rechte und die Rechte anderer, und wir müssen schützen, was wir schaffen.“
Der rechtliche Hintergrund
Nach aktueller Rechtslage in vielen Ländern, einschließlich der USA, können nur von Menschen geschaffene Werke urheberrechtlich geschützt werden. Werke, die vollständig von einer KI generiert werden, gelten als nicht schutzfähig. Dies stellt ein erhebliches Geschäftsrisiko für Unternehmen dar, deren Wert auf exklusiven und geschützten Inhalten basiert.
Diese Haltung unterstreicht ein fundamentales Dilemma für Kreativbranchen. Während KI das Potenzial hat, Entwicklungsprozesse zu beschleunigen, könnte der unkontrollierte Einsatz die Grundlage des Geschäftsmodells untergraben, das auf der Exklusivität und dem Schutz kreativer Werke beruht.
Die Grenzen der künstlichen Kreativität
Über die rechtlichen Bedenken hinaus äußerte Zelnick auch fundamentale Zweifel an der kreativen Leistungsfähigkeit von Künstlicher Intelligenz. Er widersprach der Vorstellung, dass komplexe und innovative Unterhaltungsprodukte einfach per Knopfdruck generiert werden könnten.
„Könnten wir morgen einen Knopf drücken und ein Äquivalent zu ‚Grand Theft Auto‘ erschaffen, inklusive Marketingplan? Die Antwort ist nein. Erstens ist das noch nicht möglich, und zweitens bin ich der Ansicht, dass man nichts besonders Gutes erhalten würde. Man würde etwas sehr Abgeleitetes bekommen.“
Zelnick beschrieb KI-Systeme als riesige Datensätze, die er als „rückwärtsgewandt“ bezeichnete. Sie arbeiten auf der Grundlage von bereits existierenden Informationen und können daraus Muster ableiten, aber keine wirklich neuen, zukunftsweisenden Ideen entwickeln.
Kann eine Maschine wirklich kreativ sein?
Die vielleicht pointierteste Aussage des CEOs betraf die Natur der Kreativität selbst. Er zog eine klare Linie zwischen datengestützter Generierung und menschlicher Schöpfungskraft.
„Es kann per Definition keine Kreativität in einem KI-Modell existieren, weil es datengesteuert ist“, so Zelnick. Diese Aussage stellt die grundlegende Fähigkeit von KI infrage, über die bloße Nachahmung und Rekombination hinauszugehen und echte Innovationen zu schaffen, wie sie für ein Spiel wie das mit Spannung erwartete Grand Theft Auto VI erforderlich sind.
KI in der Spieleentwicklung heute
Obwohl Zelnick eine großflächige kreative Nutzung ablehnt, wird KI bereits in vielen Bereichen der Spieleentwicklung eingesetzt:
- Prozedurale Generierung: Erstellung von Landschaften, Level-Layouts oder Texturen.
- NPC-Verhalten: Steuerung von Nicht-Spieler-Charakteren, um realistischere Reaktionen zu erzeugen.
- Qualitätssicherung: Automatisierte Tests zur Fehlerfindung in großen Spielwelten.
- Asset-Erstellung: Unterstützung bei der Erstellung von 3D-Modellen oder Animationen.
Ein Gegenpol zum Branchentrend
Zelnicks vorsichtige Haltung steht im deutlichen Kontrast zu den Strategien anderer führender Unternehmen der Spielebranche. Publisher wie Krafton (PUBG) bezeichnen sich bereits als „AI-first“-Unternehmen, und auch bei Electronic Arts (EA) soll der Druck zur Integration von KI-Technologien groß sein.
Diese Unternehmen sehen in der KI vor allem eine Möglichkeit, die Effizienz zu steigern, Entwicklungskosten zu senken und neue Spielerlebnisse zu schaffen. Die Debatte dreht sich oft um die Automatisierung von Routineaufgaben, um menschlichen Entwicklern mehr Freiraum für kreative Kernaufgaben zu geben.
Die Position von Take-Two könnte jedoch andere Führungskräfte und Investoren dazu veranlassen, die Risiken sorgfältiger abzuwägen. Wenn der Publisher einer der erfolgreichsten Unterhaltungsfranchises der Welt eine derart abwartende Haltung einnimmt, sendet das ein starkes Signal an die gesamte Branche. Es unterstreicht, dass der Schutz etablierter, milliardenschwerer Marken Vorrang vor dem schnellen Sprung auf einen neuen Technologie-Zug hat.
Ausblick auf die Zukunft
Es ist wichtig zu betonen, dass Zelnick sich nicht als genereller „Neinsager“ in Bezug auf KI positioniert hat. Seine Kommentare deuten vielmehr auf eine pragmatische und risikobewusste Strategie hin. Take-Two wird die Entwicklung von KI-Technologien genau beobachten, aber eine Implementierung in kreativen Kernprozessen erst dann in Erwägung ziehen, wenn die rechtlichen und qualitativen Hürden überwunden sind.
Für Spieler bedeutet dies vorerst, dass die kreative Vision hinter Titeln wie GTA 6 weiterhin fest in menschlicher Hand liegt. Die einzigartige Mischung aus Satire, Storytelling und innovativem Gameplay, für die Rockstar Games bekannt ist, wird auch in Zukunft das Ergebnis der Arbeit von Autoren, Designern und Entwicklern sein – nicht das eines Algorithmus.





