Der Gaming-Handheld ASUS ROG Ally, Microsofts Antwort auf das Steam Deck, zeigt in Tests mit einem alternativen Betriebssystem erhebliche Leistungssteigerungen. Eine auf Linux basierende Software namens Bazzite verbessert nicht nur die Bildraten in anspruchsvollen Spielen, sondern optimiert auch grundlegende Funktionen wie den Ruhezustand.
Obwohl der ROG Ally standardmäßig mit Windows ausgeliefert wird, deuten aktuelle Analysen darauf hin, dass die Hardware ihr volles Potenzial erst mit einem schlankeren Betriebssystem entfalten kann. Für Besitzer des Geräts eröffnet dies neue Möglichkeiten zur Leistungsoptimierung, die über die offiziellen Software-Angebote hinausgehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Mehr Leistung: Tests zeigen signifikant höhere Bildraten (FPS) in Spielen wie Hogwarts Legacy und Kingdom Come: Deliverance 2 unter dem Linux-System Bazzite.
- Bessere Effizienz: Besonders bei niedrigen Energieeinstellungen (TDP) ist der Leistungsvorsprung von Bazzite gegenüber Windows deutlich.
- Schnellerer Ruhezustand: Das Aufwecken des Geräts aus dem Standby-Modus funktioniert unter Bazzite erheblich schneller und zuverlässiger.
- Keine perfekte Lösung: Einige Hardware-Funktionen des ROG Ally, wie die LED-Steuerung, werden von Bazzite aktuell noch nicht vollständig unterstützt.
Windows als Leistungsbremse auf dem Handheld
Der ASUS ROG Ally und sein Nachfolger, der ROG Ally X, wurden als direkte Konkurrenten zum Steam Deck von Valve positioniert. Der entscheidende Unterschied liegt im Betriebssystem: Während das Steam Deck auf das optimierte, Linux-basierte SteamOS setzt, kommt der ROG Ally mit einem vollwertigen Windows. Microsoft hat zwar Anpassungen für den Handheld-Betrieb vorgenommen, doch die grundlegende Architektur von Windows bringt Nachteile mit sich.
Windows führt im Hintergrund zahlreiche Prozesse aus, die auf einem leistungsstarken Desktop-PC kaum ins Gewicht fallen. Auf einem energieeffizienten Handheld-Gerät, das mit begrenzter Leistungsaufnahme (TDP) arbeitet, können diese Hintergrundaufgaben jedoch wertvolle Ressourcen beanspruchen. Dies führt oft dazu, dass nicht die volle Leistung der Hardware für das eigentliche Spiel zur Verfügung steht.
Was ist eine TDP?
Die Thermal Design Power (TDP), angegeben in Watt (W), beschreibt die maximale Wärmemenge, die ein Prozessor unter Volllast erzeugt und die vom Kühlsystem abgeführt werden muss. Bei Handhelds wie dem ROG Ally dient die TDP-Einstellung auch dazu, die Leistungsaufnahme und damit den Akkuverbrauch zu steuern. Eine niedrigere TDP bedeutet weniger Leistung, aber eine längere Akkulaufzeit.
Bazzite: Eine schlanke Alternative zu Windows
Hier setzt die Linux-Distribution Bazzite an. Sie ist stark an SteamOS angelehnt und darauf ausgelegt, ein möglichst reibungsloses und ressourcenschonendes Spielerlebnis zu bieten. Ein aktueller Test des YouTube-Kanals „Cyber Dopamine“ hat die Leistung des ASUS ROG Ally X unter Windows und Bazzite direkt verglichen – mit beeindruckenden Ergebnissen.
Ein zentraler Vorteil zeigte sich bereits bei der alltäglichen Nutzung. Das Aufwecken des Geräts aus dem Ruhezustand, selbst mitten in einem Spiel, funktionierte unter Bazzite deutlich schneller als unter Windows. Zudem wurde ein bekanntes Problem behoben: Unter Windows kommt es gelegentlich vor, dass der Controller nach dem Aufwachen nicht mehr erkannt wird. Dieses Problem trat unter Bazzite nicht auf.
Konkrete Leistungsdaten im Vergleich
Die entscheidenden Verbesserungen zeigten sich jedoch bei der Spieleleistung. Obwohl Windows-Spiele unter Linux über eine Kompatibilitätsschicht namens Proton ausgeführt werden müssen, lieferte Bazzite durchweg bessere Ergebnisse.
Leistungsschub in Zahlen
- Hogwarts Legacy (17 W TDP): Windows erreichte rund 50 Bilder pro Sekunde (FPS), während Bazzite stabile 62 FPS lieferte – eine Steigerung von 24 %.
- Kingdom Come: Deliverance 2 (17 W TDP): Hier war der Unterschied noch größer. Windows kam auf 47 FPS, Bazzite hingegen auf 62 FPS. Das entspricht einer Leistungssteigerung von über 30 %.
- Niedrigere TDP (13 W): Auch bei geringerer Leistungsaufnahme blieb Bazzite vorn. In Kingdom Come: Deliverance 2 erreichte es 37 FPS gegenüber 35 FPS unter Windows.
Besonders auffällig war laut dem Tester die Stabilität der Bildrate. Während es unter Windows immer wieder zu spürbaren Einbrüchen kam, liefen die Spiele unter Bazzite deutlich flüssiger und konstanter. Selbst bei einer hohen Leistungsaufnahme von 35 Watt, wo der Unterschied geringer ausfiel, behielt Bazzite in Hogwarts Legacy einen Vorsprung von etwa 5 FPS.
Noch kein perfekter Ersatz
Trotz der beeindruckenden Leistungsvorteile ist Bazzite für den ROG Ally noch nicht vollständig ausgereift. Zum Zeitpunkt des Tests fehlte die Unterstützung für einige spezifische Hardware-Funktionen, wie etwa die Steuerung der LED-Beleuchtung an den Joysticks. Die Entwickler hinter dem Projekt haben jedoch angekündigt, dass eine vollständige Unterstützung dieser Funktionen in Kürze nachgereicht wird.
Für technisch versierte Nutzer, die bereit sind, auf einige Komfortfunktionen vorübergehend zu verzichten, stellt Bazzite schon jetzt eine vielversprechende Möglichkeit dar, mehr Leistung und Effizienz aus ihrem ASUS ROG Ally herauszuholen. Der Test zeigt eindrücklich, dass die Wahl des Betriebssystems auf spezialisierter Hardware einen erheblichen Einfluss auf das Nutzererlebnis haben kann.
Die Ergebnisse werfen die Frage auf, ob Microsofts Strategie, ein vollwertiges Windows auf Gaming-Handhelds zu etablieren, der richtige Weg ist oder ob spezialisierte, schlanke Systeme wie SteamOS und Bazzite langfristig die überlegene Lösung für mobiles Gaming darstellen.





