Nach erheblicher Kritik aus der Community hat der Chiphersteller AMD seine Pläne zur Reduzierung des Treiber-Supports für ältere Grafikkarten der Radeon RX 5000- und 6000-Serie revidiert. Das Unternehmen versichert nun, dass diese weiterhin umfassende Updates, einschließlich Optimierungen für neue Spiele, erhalten werden.
Das Wichtigste in Kürze
- AMD hatte ursprünglich angekündigt, den Support für RDNA 1- und RDNA 2-Grafikkarten in einen "Wartungsmodus" zu versetzen.
- Nach starker Kritik von Nutzern machte das Unternehmen eine Kehrtwende und verspricht weiterhin volle Unterstützung.
- Die betroffenen Grafikkarten werden nun über einen separaten, stabilen Treiberzweig versorgt.
- Dies soll die Stabilität für ältere Modelle gewährleisten und die Entwicklung für neue Architekturen beschleunigen.
Ein Sturm der Entrüstung im Netz
Die Veröffentlichung des Adrenalin-Treiberpakets in der Version 25.10.2 sorgte zunächst für große Verunsicherung unter PC-Spielern. In den Begleitinformationen kündigte AMD an, die Unterstützung für Grafikkarten mit den Architekturen RDNA 1 (Radeon RX 5000-Serie) und RDNA 2 (Radeon RX 6000-Serie) auf einen sogenannten "Wartungsmodus" umzustellen.
Diese Ankündigung wurde weithin so interpretiert, dass eine Vielzahl von Grafikkarten, von denen einige erst 2022 auf den Markt kamen, keine Leistungsoptimierungen oder spezifische Anpassungen für neu erscheinende Spiele mehr erhalten würden. Die Reaktion der Nutzer in Foren und sozialen Medien war prompt und überwiegend negativ.
Was bedeutet "Wartungsmodus"?
In der Softwareentwicklung bedeutet ein Wartungsmodus in der Regel, dass ein Produkt keine neuen Funktionen oder Leistungsverbesserungen mehr erhält. Die Entwicklung beschränkt sich auf die Behebung kritischer Fehler und Sicherheitsprobleme. Für Gamer ist dies problematisch, da neue Spiele oft spezielle Treiberanpassungen benötigen, um optimal zu laufen.
AMD reagiert und rudert zurück
Angesichts des erheblichen Widerstands reagierte AMD schnell. Zunächst gab es mehrere klärende Stellungnahmen, die jedoch die Bedenken der Community nicht vollständig ausräumen konnten. Schließlich veröffentlichte das Unternehmen eine offizielle Mitteilung, in der die ursprünglichen Pläne vollständig zurückgenommen wurden.
AMD bestätigte, dass die Treiberversion 25.10.2 "nicht das Ende des Supports für RDNA 1 und RDNA 2" darstellt. Es wurde zugesichert, dass Grafikkarten mit diesen Architekturen weiterhin "Spielunterstützung für Neuerscheinungen", "Stabilitäts- und Spieloptimierungen" sowie "Sicherheits- und Fehlerkorrekturen" erhalten werden.
"Diese Produkte profitieren nun von einem dedizierten, stabilen Treiberzweig, der auf jahrelanger Abstimmung und Optimierung aufbaut", erklärte ein Sprecher von AMD.
Die technische Begründung für diese Entscheidung liegt in der Trennung der Code-Basis. Ältere Architekturen werden nun in einem separaten Treiberzweig gepflegt. Dies soll zwei Hauptziele erreichen: Erstens soll es eine stabilere und konsistentere Erfahrung für Besitzer von RX 5000- und 6000-Karten gewährleisten, da sie vor schnellen Änderungen für neuere Architekturen geschützt sind. Zweitens ermöglicht es den Ingenieuren, schneller neue Funktionen für die aktuellen RDNA 3- und zukünftige RDNA 4-Generationen zu entwickeln, ohne die Kompatibilität mit älteren Modellen zu gefährden.
Die weitreichende Bedeutung von RDNA 2
Mehr als nur Desktop-Grafikkarten
Die heftige Reaktion der Nutzer ist verständlich, wenn man die weite Verbreitung insbesondere der RDNA 2-Architektur betrachtet. Sie ist nicht nur in Desktop-PCs zu finden, sondern bildet auch das Herzstück vieler populärer Gaming-Geräte.
Ein prominentes Beispiel ist Valves Handheld-PC, das Steam Deck, das seit seiner Einführung 2022 auf einen RDNA 2-Grafikchip setzt. Auch neuere Geräte wie das Einsteigermodell der ROG Ally-Serie von Asus verwenden diese bewährte Technologie. Eine Einstellung des aktiven Supports hätte die zukünftige Leistungsfähigkeit dieser Geräte erheblich beeinträchtigen können.
RDNA 2 in aktuellen Produkten
Die RDNA 2-Architektur wird nicht nur in dedizierten Grafikkarten verwendet, sondern auch in integrierten Grafikeinheiten (iGPUs) vieler Prozessoren. Da AMD und andere Hersteller oft ältere Chip-Designs für neue, preisgünstigere Produkte wiederverwenden, werden auch heute noch "neue" Geräte mit RDNA 2-Technologie verkauft.
Der Vergleich mit dem Wettbewerb
Ein weiterer Grund für die Unzufriedenheit war der Vergleich mit dem Hauptkonkurrenten Nvidia. Dieser unterstützt weiterhin aktiv seine Grafikkarten der GeForce RTX 20- und 30-Serie, die im gleichen Zeitraum wie die RX 5000- und 6000-Karten auf den Markt kamen. Ein vorzeitiger Support-Stopp hätte AMD in einem schlechten Licht dastehen lassen.
Unklarheiten auch bei Windows 10
Ein weiterer Punkt, der für Verwirrung sorgte, war das Fehlen von Windows 10 in der Liste der kompatiblen Betriebssysteme in den Versionshinweisen des neuen Treibers. Dort wurde nur Windows 11 ab Version 21H2 aufgeführt.
Auch hier gab AMD Entwarnung. Das Unternehmen bestätigte, dass die Treiberpakete auch in Zukunft Windows 10 unterstützen werden. Die Auslassung in den Notizen sei darauf zurückzuführen, dass Microsoft den offiziellen Support für Windows 10 Home-Versionen beendet hat. Da das Betriebssystem aber in Unternehmen noch bis mindestens 2028 unterstützt wird und auch Privatnutzer die Unterstützung verlängern können, bleibt die Kompatibilität vorerst erhalten.
Für Nutzer von Linux-basierten Systemen wie SteamOS ändert sich indes wenig. Die AMD-Grafiktreiber für Linux werden separat entwickelt und gepflegt und unterstützen traditionell auch deutlich ältere GPU-Architekturen über einen langen Zeitraum.





