Die Spielerzahlen von Destiny 2 haben einen neuen historischen Tiefstand erreicht und liegen damit sogar unter den Werten der „Fluch des Osiris“-Krise von 2018. Neue, umfassendere Daten zeigen das ganze Ausmaß des Spielerschwunds und werfen ernste Fragen über die Zukunft des einst gefeierten Online-Shooters auf, während Entwickler Bungie mit internen Problemen und starker Konkurrenz konfrontiert ist.
Wichtige Erkenntnisse
- Die aktiven Spielerzahlen von Destiny 2 sind auf den niedrigsten Stand seit der Veröffentlichung des Spiels gefallen.
- Ein neues Analyse-Tool zeigt, dass die aktuelle Situation schlimmer ist als die Krise um die Erweiterung „Fluch des Osiris“ im Jahr 2018.
- Damals stand das Spiel laut internen Aussagen kurz vor der Einstellung.
- Wichtige Content Creator haben dem Spiel den Rücken gekehrt und die Stimmung in der Community ist äußerst negativ.
- Strukturelle Probleme, Personalabbau bei Bungie und neue Konkurrenztitel verschärfen die Lage zusätzlich.
Ein genauerer Blick auf die Zahlen
Die Diskussion um die schwindende Popularität von Destiny 2 hat durch ein neues Analysewerkzeug eine neue Dimension erreicht. Bisher stützten sich viele Beobachter auf Daten von SteamDB, die jedoch nur die Spieler auf der PC-Plattform Steam erfassen. Das neue Tool, bekannt als popularity.report, liefert wesentlich detailliertere Einblicke, indem es Daten über alle Plattformen hinweg zusammenführt.
Die Ergebnisse sind ernüchternd. Laut den neuen Auswertungen befindet sich die Gesamtzahl der aktiven Spieler auf einem absoluten Tiefpunkt. Dieser Rückgang ist nicht nur ein kleiner Einbruch, sondern markiert den negativsten Trend in der über zehnjährigen Geschichte des Franchise.
Umfassendere Datenanalyse
Während SteamDB wertvolle Einblicke in die PC-Community bietet, erfasst es nicht die Spieler auf PlayStation- und Xbox-Konsolen. Das neue Tool schließt diese Lücke und ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung der Spielerbasis, was die aktuelle Krise in ihrem vollen Umfang sichtbar macht.
Ein besorgniserregender historischer Vergleich
Um die aktuelle Situation einzuordnen, ist ein Blick in die Vergangenheit notwendig. Viele langjährige Spieler erinnern sich an die Zeit nach der Veröffentlichung der Erweiterung „Fluch des Osiris“ Ende 2017. Damals führte eine Kombination aus einer kurzen Story, repetitiven Inhalten und einem schwachen Endgame zu massivem Unmut in der Community.
Die aktuellen Spielerzahlen liegen laut den neuen Daten sogar noch unter dem Tiefpunkt von Februar 2018. Damals war die Lage bei Bungie intern offenbar äußerst angespannt. Justin Truman, der damalige General Manager von Destiny 2, enthüllte einige Jahre später auf der Game Developers Conference (GDC) das Ausmaß der damaligen Krise.
„Dieser Moment hier – im Februar 2018 – war verdammt beängstigend. [...] Bei der Rate, mit der wir Spieler verloren, haben wir nachgerechnet, und wenn das noch fünf weitere Wochen so weitergegangen wäre, wäre unsere gesamte Spielerpopulation verschwunden gewesen. Wir waren ernsthaft einen Monat davon entfernt, den Laden bei Destiny 2 komplett dichtmachen zu müssen.“
Dass die aktuellen Zahlen diesen historischen Tiefpunkt unterschreiten, löst in der Community große Besorgnis aus. Die Parallelen sind offensichtlich: Auch heute klagen Spieler über eine unbefriedigende Story, sich wiederholende Aktivitäten und ein frustrierendes Endgame.
Die Ursachen des Niedergangs
Der aktuelle Spielerschwund ist das Ergebnis einer Reihe von Problemen, die sich über Monate und Jahre aufgebaut haben. Die Unzufriedenheit in der Community hat mehrere Gründe, die weit über einzelne Inhalte hinausgehen.
Kritikpunkte der Spieler
- Neues Saison-System: Die Einführung des „Portal“-Systems als Ersatz für die bisherigen Saisons wurde von vielen als uninspiriert und schlecht durchdacht kritisiert.
- Spielerfeindliche Entscheidungen: Änderungen am Powerlevel und an der Art, wie Beute (Loot) erworben wird, wurden als nicht respektvoll gegenüber der investierten Zeit der Spieler empfunden.
- Strukturelle Mängel: Der Einstieg für neue Spieler gilt als katastrophal. Wichtige Teile der Handlung sind in alten, nicht mehr verfügbaren Inhalten gefangen, und die Menüführung ist überladen und kompliziert.
Interne Herausforderungen bei Bungie
Die Probleme im Spiel werden durch interne Schwierigkeiten bei Bungie verstärkt. In den letzten Jahren gab es bedeutende Personalveränderungen, darunter der Rücktritt von CEO Pete Parsons und die Entlassung des langjährigen Komponisten Michael Salvatori. Zudem führten Massenentlassungen und die Verlagerung von Personal auf das in der Entwicklung befindliche Spiel „Marathon“ dazu, dass die Ressourcen für Destiny 2 spürbar knapper geworden sind.
Community und Content Creator wenden sich ab
Ein klares Anzeichen für den Zustand eines Live-Service-Spiels ist das Verhalten seiner engagiertesten Community-Mitglieder und Content Creator. Auch hier zeichnet sich ein negatives Bild. Bekannte Streamer wie Gladd, Datto und GernaderJake, die jahrelang als wichtige Stimmen der Community galten, haben aufgehört, das Spiel zu spielen oder zu streamen.
In Online-Foren wie dem Destiny-Subreddit spiegelt sich die Stimmung wider. Einer der populärsten Beiträge des letzten Monats trägt den Titel „Ich glaube, dieses Spiel stirbt endlich“. In den Kommentaren herrscht eine Mischung aus Frustration, Sarkasmus und Traurigkeit über den Zustand eines Spiels, in das viele Tausende von Stunden investiert haben.
Kann die Zukunft noch gerettet werden?
Alle Augen richten sich nun auf die kommende Erweiterung „Renegades“. Bungie hat bereits einige Änderungen angekündigt und versprochen, auf umstrittene Pläne wie die erneute Zurücksetzung des Power-Caps zu verzichten. Doch die Frage bleibt: Reicht das aus, um das Ruder herumzureißen?
Die Herausforderungen sind größer als je zuvor. Anders als nach der „Fluch des Osiris“-Krise, als die Erweiterung „Forsaken“ viele grundlegende Probleme des Spiels löste, sind die heutigen Mängel tiefer im System verwurzelt. Zudem ist der Wettbewerb im Shooter-Genre mit Titeln wie Battlefield 6 und einem neuen Call of Duty härter geworden.
Die Skepsis ist groß, ob eine thematische Neuausrichtung, wie die gemunkelte Integration von Star-Wars-Elementen, die fundamentalen Probleme überdecken kann. Viele aus der Community fühlen sich vom Entwickler ignoriert. Ob Bungie bereit ist, wie damals bei „Forsaken“ auf das Feedback der Spieler zu hören und grundlegende Änderungen vorzunehmen, wird über die Zukunft von Destiny 2 entscheiden.





