Avalanche Studios, das Entwicklerstudio hinter der Spieleserie „Just Cause“, hat eine umfassende Umstrukturierung angekündigt. Im Zuge dessen wird der Standort in Liverpool, Großbritannien, geschlossen. Von den Maßnahmen sind auch die schwedischen Studios in Stockholm und Malmö betroffen, wo ebenfalls Stellen abgebaut werden.
Die Entscheidung folgt auf die frühere Einstellung der Entwicklung des exklusiven Xbox-Spiels „Contraband“. Als Grund für die Maßnahmen nannte das Unternehmen die aktuellen Herausforderungen in der Spielebranche.
Wichtige Fakten
- Avalanche Studios schließt seinen Standort in Liverpool, Großbritannien.
- Ein Stellenabbau findet auch in den schwedischen Studios in Malmö und Stockholm statt.
- Die Umstrukturierung ist eine Reaktion auf „aktuelle Herausforderungen“ in der Branche.
- Zuvor wurde die Entwicklung des Xbox-Exklusivtitels „Contraband“ eingestellt.
Offizielle Ankündigung der Umstrukturierung
In einer offiziellen Mitteilung bestätigte Avalanche Studios die weitreichenden Veränderungen. Das Unternehmen begründet den Schritt mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen die gesamte Videospielindustrie konfrontiert ist. Die Überprüfung der Geschäftsstrategie habe zu schwierigen Entscheidungen geführt.
„Diese Überprüfung hat uns zu dem schweren Entschluss gebracht, dass wir Änderungen bei Personal und Standorten vornehmen müssen“, heißt es in der Erklärung. Die Schließung des Studios in Liverpool ist die direkteste Folge dieser Entscheidung und betrifft alle dortigen Mitarbeiter.
Das Unternehmen leitete in Großbritannien ein gesetzlich vorgeschriebenes Konsultationsverfahren ein, um die Details der Schließung mit den betroffenen Mitarbeitern zu besprechen.
Auswirkungen auf schwedische Standorte
Die Umstrukturierung ist nicht auf Großbritannien beschränkt. Auch die beiden schwedischen Hauptstandorte des Unternehmens in Malmö und Stockholm sind von den Maßnahmen betroffen. Dort wird die Belegschaft reduziert und Teams werden neu organisiert, um sich auf die Anforderungen der aktuellen Spieleprojekte zu konzentrieren.
Genaue Zahlen zum Stellenabbau an den schwedischen Standorten wurden nicht genannt. Die Anpassungen sollen jedoch sicherstellen, dass das Unternehmen weiterhin erfolgreich Spiele entwickeln kann.
Wichtige Unterscheidung
Avalanche Studios, der Entwickler von „Just Cause“ und „Mad Max“, ist ein unabhängiges schwedisches Unternehmen. Es sollte nicht mit Avalanche Software verwechselt werden, einem US-amerikanischen Studio, das zu Warner Bros. Games gehört und zuletzt „Hogwarts Legacy“ entwickelt hat.
Hintergrund der Entscheidung: Das Projekt „Contraband“
Obwohl in der aktuellen Mitteilung nicht direkt erwähnt, steht die Umstrukturierung in engem Zusammenhang mit der Einstellung eines wichtigen Projekts. Im August wurde bekannt, dass Microsoft die Entwicklung des Spiels „Contraband“ gestoppt hat, an dem das Studio in Liverpool maßgeblich arbeitete.
Das Spiel wurde erstmals auf der E3 2021 als Koop-Schmugglerspiel exklusiv für Xbox-Plattformen angekündigt. Seit der ersten Präsentation gab es jedoch kaum neue Informationen oder Spielszenen. Nach der Einstellung des Projekts gab Avalanche an, die Zukunft des Spiels zu evaluieren.
„Die aktive Entwicklung wurde eingestellt, während wir die Zukunft des Projekts bewerten.“ – Statement von Avalanche Studios zur Einstellung von „Contraband“ im August.
Die offizielle Webseite des Spiels wurde inzwischen angepasst, und der ursprüngliche Ankündigungstrailer ist nicht mehr auf den Kanälen des Entwicklers verfügbar. Dies deutet darauf hin, dass eine Wiederaufnahme der Entwicklung unwahrscheinlich ist.
Branchenweiter Trend
Die Entlassungen bei Avalanche Studios sind Teil einer größeren Welle von Stellenstreichungen in der Videospielindustrie. Allein im Jahr 2024 wurden branchenweit Tausende von Arbeitsplätzen abgebaut, da viele Unternehmen nach dem Wachstumsboom der Pandemiejahre ihre Kosten senken und Projekte neu bewerten.
Die allgemeine Lage bei Microsoft und Xbox
Die Einstellung von „Contraband“ war eine von mehreren Projektstreichungen bei Microsoft im vergangenen Sommer. Im Juli führte der Konzern eine Entlassungswelle durch, die mehrere interne und externe Entwicklerstudios betraf. Berichten zufolge wurden dabei auch andere hochkarätige Projekte wie das „Perfect Dark“-Reboot von The Initiative, „Everwild“ von Rare und ein unangekündigtes MMO von ZeniMax Online Studios neu bewertet oder deren Entwicklung verlangsamt.
Trotz dieser Einschnitte im Gaming-Bereich betonte Microsoft-CEO Satya Nadella kurz darauf, dass das Unternehmen insgesamt erfolgreich sei. Er führte diesen Erfolg vor allem auf die massiven Investitionen in den Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) zurück.
Zukunftspläne von Avalanche Studios
Trotz der Schließung und des Stellenabbaus blickt die Unternehmensführung von Avalanche nach vorn. In der Erklärung zur Umstrukturierung bekräftigte das Studio sein Engagement für die Entwicklung hochwertiger Spiele.
- Fokus auf bestehende Marken: Das Unternehmen ist vor allem für die „Just Cause“-Reihe bekannt. Es ist wahrscheinlich, dass sich die verbleibenden Teams auf bewährte Marken konzentrieren werden.
- Entwicklung neuer Projekte: Neben bekannten Franchises arbeitet das Studio traditionell auch an neuen Spielkonzepten.
- Engagement für die Community: Das Unternehmen betonte seine Verpflichtung gegenüber den Spielern.
„Trotz dieser Veränderungen bleiben wir zutiefst verpflichtet, unseren leidenschaftlichen Spieler-Communitys erstaunliche Spiele zu bieten“, so das abschließende Statement von Avalanche Studios.
Interessanterweise hatte das Unternehmen erst 2024 einen Tarifvertrag mit schwedischen Gewerkschaften abgeschlossen, der im zweiten Quartal 2025 in Kraft treten sollte. Dieser Schritt wurde damals als Maßnahme zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Positionierung als attraktiver Arbeitgeber in der Branche gewertet.





