Sharran Srivatsaa, ein ehemaliger Vermögensverwalter bei Goldman Sachs und heutiger Unternehmer, hat in einem TikTok-Video über seinen außergewöhnlichen Einstellungsprozess bei der renommierten Investmentbank berichtet. Nach seinen Angaben musste er 39 Einzelgespräche durchlaufen, wobei das entscheidende Gespräch weniger als eine Minute dauerte und ihm eine wichtige Lektion über die Anforderungen der Wall Street vermittelte.
Wichtige Erkenntnisse
- Ein Bewerber bei Goldman Sachs durchlief einen Marathon von 39 Einzelinterviews.
- Das entscheidende Gespräch dauerte nur 46 Sekunden und testete nicht Fachwissen, sondern Lernbereitschaft.
- Eine einfache Frage, die Bereitschaft zur Anleitung zeigte, sicherte ihm das Jobangebot.
- Die Akzeptanzquote bei Goldman Sachs liegt mit rund 0,7 % deutlich unter der von Elite-Universitäten wie Harvard (3,6 %).
Ein Bewerbungsmarathon mit ungewöhnlichem Ende
Der Weg zu einer Anstellung bei einer der weltweit führenden Investmentbanken ist bekanntermaßen schwierig. Sharran Srivatsaa, heute Präsident von Acquisition.com, erlebte dies auf eine besonders intensive Weise. Während seiner Jobsuche nach dem MBA-Abschluss führte ihn sein Weg zu Goldman Sachs, wo er sich einem Prozess mit insgesamt 39 separaten Interviews stellen musste.
Diese hohe Anzahl an Gesprächen ist selbst für die strengen Standards der Bank unüblich. In einem viralen TikTok-Video schilderte Srivatsaa die entscheidende Begegnung, die seine Karriere maßgeblich prägen sollte.
Der 46-Sekunden-Test eines Managing Directors
Eines dieser 39 Gespräche fand mit einem Managing Director statt, der einen unkonventionellen Ansatz wählte, um Srivatsaas Eignung zu prüfen. Der Manager erschien laut Srivatsaa gestresst, legte einen dicken Lederordner auf den Tisch und stellte eine direkte Herausforderung.
„Er kommt ganz aufgeregt herein. Er legt diesen großen Lederordner auf den Tisch und sagt: ‚Sie sind ein Überflieger. Ich sehe ständig Überflieger hier durchkommen. Mal sehen, ob Sie mir ein Meeting organisieren können‘“, erinnerte sich Srivatsaa.
Der Ordner enthielt Kontaktinformationen, darunter Namen und Telefonnummern. Die implizite Aufgabe war klar: Er sollte sofort seine Verkaufsfähigkeiten unter Beweis stellen und einen Termin vereinbaren. Frühere Kandidaten hatten an dieser Stelle offenbar versucht, durch sofortige Kaltakquise zu beeindrucken.
Die unerwartete Reaktion des Bewerbers
Srivatsaa wählte jedoch einen anderen Weg. Anstatt sofort zum Telefon zu greifen, stellte er eine einfache, aber entscheidende Frage: „Gerne rufe ich sie an. Haben Sie ein Skript oder so etwas? Ich möchte Sie nur gut vertreten.“
Diese Reaktion veränderte den Verlauf des Gesprächs schlagartig. Der Managing Director packte seine Sachen, schüttelte Srivatsaa die Hand und verließ den Raum. Das gesamte Gespräch dauerte laut Srivatsaa nur etwa 46 Sekunden.
Lernbereitschaft schlägt Angeberei
Die Auflösung für dieses abrupte Ende erhielt Srivatsaa erst später auf einer Firmenveranstaltung, als er denselben Manager wiedertraf. Dieser erklärte ihm den Grund für seine schnelle Entscheidung.
Der Manager sagte: „Sie waren die erste Person, die nicht einfach zum Hörer gegriffen hat, um mir zu beweisen, dass sie ein Überflieger ist.“ Stattdessen habe Srivatsaa um Anleitung gebeten. „Das hat mich glauben lassen, dass Sie coachable sind“, so die Begründung. Das Wort „coachable“, also die Fähigkeit, Anweisungen anzunehmen und zu lernen, war der Schlüssel zum Erfolg.
Der „Superday“ bei Goldman Sachs
Der typische Bewerbungsprozess bei Goldman Sachs kulminiert oft in einem sogenannten „Superday“. An diesem Tag führen Kandidaten mehrere aufeinanderfolgende Interviews mit verschiedenen Mitarbeitern der Bank, meist zwischen drei und sechs Gespräche. Diese umfassen technische Fragen, Verhaltensanalysen und Fallstudien. Der Prozess von Srivatsaa mit 39 Gesprächen stellt eine extreme Ausnahme dar.
Goldman Sachs: Ein extrem selektiver Arbeitgeber
Die Geschichte von Srivatsaa unterstreicht, wie schwierig es ist, eine Stelle bei Goldman Sachs zu bekommen. Die Investmentbank ist bekannt für einen der wettbewerbsintensivsten Einstellungsprozesse in der Finanzbranche. Die Annahmequoten sind oft niedriger als die der renommiertesten Universitäten der Welt.
Statistiken zur Akzeptanzquote
- Goldman Sachs (Praktikum 2025): Über 360.000 Bewerber für 2.500 Plätze. Das entspricht einer Akzeptanzquote von ca. 0,7 %.
- Harvard University (Grundstudium): Die Akzeptanzquote liegt bei 3,6 %.
- JPMorgan Chase (Praktikum): Die Annahmequote für Praktikumsprogramme liegt ebenfalls bei extrem niedrigen 0,8 %.
Selbst der derzeitige CEO von Goldman Sachs, David Solomon, gab zu, dass er zweimal vom Unternehmen abgelehnt wurde, bevor er schließlich eingestellt wurde. Dies zeigt, dass Hartnäckigkeit und Belastbarkeit entscheidende Eigenschaften sind.
Was die Investmentbank wirklich sucht
Laut CEO David Solomon sucht Goldman Sachs nach Kandidaten, die „Mut und Entschlossenheit“ zeigen. Wichtig sei die Fähigkeit, „sich nach Rückschlägen wieder aufzurappeln und weiterzumachen“. Die Bank rekrutiert weltweit von einer Vielzahl von Universitäten und legt zunehmend Wert auf Bewerber mit einem Hintergrund in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).
Diese Ausrichtung ist nicht überraschend, da Goldman Sachs mittlerweile über 10.000 Ingenieure beschäftigt. Technische Kompetenz wird immer wichtiger, aber wie Srivatsaas Geschichte zeigt, sind soziale Fähigkeiten und die Bereitschaft zu lernen ebenso entscheidend.
Vom Banker zum Unternehmer
Für Sharran Srivatsaa, der von 2007 bis 2010 im Investmentmanagement bei Goldman Sachs tätig war, war diese Erfahrung eine wichtige Vorbereitung auf seine spätere Karriere als Unternehmer. Er war maßgeblich am Aufbau von The Real Brokerage beteiligt, das sich nach Unternehmensangaben zum am schnellsten wachsenden börsennotierten Immobilienmaklerunternehmen der Welt entwickelte.
Heute ist er bei Acquisition.com tätig, einer Investmentfirma, die von Alex und Leila Hormozi mitgegründet wurde. Dort sitzt er nun auf der anderen Seite des Tisches und bewertet Talente. Die Lektionen aus seinem eigenen Bewerbungsmarathon helfen ihm dabei, lernbereite und potenziell erfolgreiche Mitarbeiter zu identifizieren.





