Die deutsche Ingenieursfirma Capricorn Group hat in Zusammenarbeit mit dem italienischen Designhaus Zagato ein neues Hypercar vorgestellt. Der Capricorn 01 Zagato setzt auf ein puristisches Fahrerlebnis mit einem V8-Motor ohne Elektrifizierung und einem manuellen Schaltgetriebe. Von dem Fahrzeug werden nur 19 Exemplare zu einem Preis von jeweils 2,95 Millionen Euro gebaut.
Wichtige Fakten
- Motor: Kompressor-aufgeladener 5,2-Liter-V8 mit über 900 PS.
- Getriebe: Manuelles Fünfgang-Schaltgetriebe mit Dog-Leg-Schaltschema.
- Gewicht: Trockengewicht von unter 1.200 Kilogramm.
- Preis und Limitierung: 2,95 Millionen Euro (vor Steuern), auf 19 Einheiten begrenzt.
Ein Fahrzeug für Puristen
In einer Zeit, in der die Automobilindustrie zunehmend auf Elektrifizierung und digitale Schnittstellen setzt, geht der Capricorn 01 Zagato einen anderen Weg. Das Fahrzeug wurde als „ultra-fahrerorientiert“ konzipiert und verzichtet bewusst auf Hybridtechnologie und große Infotainment-Bildschirme. Ziel war es, ein reines, mechanisches Fahrerlebnis zu schaffen.
Hinter dem Projekt steht die Capricorn Group, ein deutsches Unternehmen, das für seine Expertise im Motorsport bekannt ist. Die Firma liefert Leichtbaukomponenten an renommierte Teams in Rennserien wie der Formel 1, der WEC (Langstrecken-Weltmeisterschaft) und der WRC (Rallye-Weltmeisterschaft). Zu den Kunden zählten unter anderem Porsche, Peugeot Sport und Volkswagen.
Deutsche Technik trifft italienisches Design
Die Entwicklung des 01 Zagato ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen Robertino Wild, dem Gründer und CEO von Capricorn, und Andrea Michele Zagato, dem Präsidenten des gleichnamigen italienischen Designstudios. Ihr gemeinsames Ziel war es, ein straßenzugelassenes Hypercar zu schaffen, das deutsche Ingenieurskunst mit italienischer Designästhetik verbindet.
Design und Aerodynamik
Das äußere Erscheinungsbild des 01 Zagato wurde von Zagato entworfen und trägt dessen charakteristische Merkmale. Dazu gehört das „Double-Bubble“-Dach – zwei Wölbungen über den Sitzen, die ursprünglich dazu dienten, Fahrern mit Helmen mehr Kopffreiheit zu verschaffen.
Weitere Designelemente sind die mandelförmigen Scheinwerfer und die stark ausgeformten Kotflügel. Die Silhouette mit der umlaufenden Windschutzscheibe erinnert an Modelle von Koenigsegg, während die schmalen LED-Rückleuchten minimalistisch gestaltet sind. Kenner erkennen möglicherweise auch Anleihen beim Ford GT in der Seitenansicht.
Funktionale Form ohne aktive Elemente
Bei der Aerodynamik verzichtet Capricorn auf aktive Elemente wie verstellbare Spoiler oder Klappen. Stattdessen wird der Abtrieb durch die Form der Karosserie sowie durch gezielt platzierte Luftein- und -auslässe erzeugt. Dieser Ansatz soll für ein konstantes und vorhersehbares Fahrverhalten sorgen, das sowohl für erfahrene Enthusiasten als auch für weniger rennstreckenerprobte Fahrer zugänglich ist.
Leichtbau als Kernprinzip
Das Fahrzeug basiert auf einem Monocoque-Chassis aus Kohlefaser, ähnlich wie es bei LMP1-Rennwagen verwendet wird. Auch die vorderen und hinteren Hilfsrahmen bestehen aus diesem leichten und extrem steifen Material. Das Trockengewicht des Fahrzeugs liegt bei weniger als 1.200 Kilogramm, was vergleichbar mit einem gut ausgestatteten Mazda MX-5 ist.
Das analoge Cockpit
Der Innenraum, der von Capricorn selbst gestaltet wurde, unterstreicht den Fokus auf das Wesentliche. Anstelle eines großen Touchscreens blickt der Fahrer auf ein klassisches Kombiinstrument mit analogen Anzeigen. Im Zentrum steht ein großer, runder Drehzahlmesser.
Ein kleiner Bildschirm für die Rückfahrkamera ist vorhanden, fährt aber ein, wenn er nicht benötigt wird. Diese Designentscheidung soll verhindern, dass das Interieur durch veraltende Digitaltechnik schnell an Wert verliert – ein Trend, der sich auch bei Luxusuhren zeigt, wo mechanische Uhrwerke nach der Digitalwelle der 80er Jahre eine Renaissance erlebten.
Hochwertige Materialien und individuelle Anpassung
Die Schalter und Bedienelemente sind aus massivem Titan und Aluminium gefräst. Im gesamten Innenraum finden sich freiliegendes Carbon, Alcantara und Connolly-Leder. Die Sitze sind fest mit dem Chassis verbunden, um eine maximale Rückmeldung zu gewährleisten. Die Polsterung ist jedoch verstellbar.
Um eine ideale Fahrposition zu ermöglichen, können die Lenksäule, die Pedalerie und der Schalthebel individuell auf den Fahrer eingestellt werden. Trotz des sportlichen Fokus bietet das Fahrzeug einen 110 Liter großen Kofferraum an der Front („Frunk“).
Antrieb und Fahrwerk
Das Herzstück des Capricorn 01 Zagato ist ein kompressor-aufgeladener 5,2-Liter-V8-Motor. Das Aggregat basiert auf einem Ford-Triebwerk, wurde aber von Capricorn umfassend weiterentwickelt und mit speziellen Komponenten sowie einer eigenen Abstimmung versehen.
Das Ergebnis ist eine Leistung von über 900 PS (662 kW) und ein maximales Drehmoment von 1.000 Newtonmetern. Die gesamte Kraft wird über ein manuelles Fünfgang-Getriebe mit Dog-Leg-Schaltung ausschließlich an die Hinterräder geleitet. Diese Getriebeart, bei der der erste Gang unten links liegt, ist im Motorsport verbreitet und unterstreicht den puristischen Charakter des Fahrzeugs.
Leistungsdaten im Überblick
- Beschleunigung 0-100 km/h: unter 3 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 360 km/h
- Leistungsgewicht: ca. 1,33 kg pro PS
Fahrwerkstechnik aus dem Rennsport
Das Fahrwerk nutzt eine Doppelquerlenker-Aufhängung mit Pushrod-Dämpfern von Bilstein. Es stehen drei Fahrmodi zur Verfügung: Komfort, Sport und Track. Ein Liftsystem für beide Achsen erleichtert die Bewältigung von Hindernissen wie Temposchwellen.
Die Lenkung ist elektrisch unterstützt, wobei die Unterstützung bei niedrigen Geschwindigkeiten für eine bessere Manövrierbarkeit sorgt und bei höheren Geschwindigkeiten entkoppelt wird, um ein direktes, mechanisches Lenkgefühl zu ermöglichen. Für die Verzögerung sorgen Carbon-Keramik-Bremsen von Brembo, die hinter 21-Zoll-Rädern aus Leichtmetall oder optional aus Carbon sitzen.
Preis, Verfügbarkeit und Zukunftspläne
Die Produktion des Capricorn 01 Zagato ist auf 19 Exemplare limitiert. Jedes Fahrzeug wird in Deutschland von Hand gefertigt. Der Preis beginnt bei 2,95 Millionen Euro zuzüglich lokaler Steuern.
Das Fahrzeug wird in der EU, dem Vereinigten Königreich, der Schweiz, Japan, Mexiko, Kanada und dem Nahen Osten angeboten. Mit diesem Preis positioniert sich Capricorn im Segment von Herstellern wie Pagani, Koenigsegg und Gordon Murray Automotive.
„Dieses Projekt ist kein Einzelstück – es ist der Beginn einer neuen Linie von High-End-Fahrzeugen der Marke Capricorn.“
Capricorn plant bereits die Zukunft. Für das Jahr 2026 ist eine Erweiterung der Produktionsanlagen am Nürburgring vorgesehen. Dies soll die Kapazität erhöhen, um zukünftige Projekte in Kleinserien von 100 bis 200 Fahrzeugen pro Jahr umsetzen zu können. Laut Wild ist das Unternehmen auch offen für Auftragsfertigungen für andere Hersteller und den Bau komplett maßgeschneiderter Hypercars für Privatkunden.





