Synology, ein führender Hersteller von Netzwerkspeichern (NAS), hat seine umstrittene Politik zur Beschränkung von Festplatten von Drittanbietern teilweise zurückgenommen. Die Änderung, die ohne offizielle Ankündigung erfolgte, gilt für die kommenden DiskStation Plus-Modelle der 2025er-Serie und ist eine Reaktion auf monatelange Kritik aus der Nutzergemeinschaft, die dem Unternehmen einen Vertrauensbruch vorwarf.
Ein umstrittener Schritt und die Folgen
Vor einiger Zeit hatte Synology damit begonnen, die Nutzung von Festplatten (HDDs) und Solid-State-Drives (SSDs) in seinen NAS-Systemen stark einzuschränken. In vielen Geräten wurden nur noch offiziell von Synology gebrandete Laufwerke uneingeschränkt unterstützt. Laufwerke anderer Hersteller wurden oft als „nicht verifiziert“ markiert, was zu Warnmeldungen führte oder wichtige Funktionen wie die Anzeige von SMART-Daten (Gesundheitszustand der Festplatte) verhinderte.
Diese Entscheidung stieß bei der Kernzielgruppe des Unternehmens – technisch versierten Heimanwendern und kleinen Unternehmen – auf heftigen Widerstand. Viele Nutzer sahen darin den Versuch, ein geschlossenes Ökosystem zu schaffen und sie zum Kauf teurerer, hauseigener Laufwerke zu zwingen. Kritiker argumentierten, dass Synology-Laufwerke oft nur umgelabelte Modelle etablierter Hersteller wie Seagate oder Western Digital zu einem deutlich höheren Preis seien.
Hintergrund der Kontroverse
Die Attraktivität von NAS-Systemen bestand traditionell in ihrer Flexibilität. Anwender konnten Festplatten verschiedener Hersteller und Kapazitäten kombinieren, um eine maßgeschneiderte Speicherlösung zu erstellen. Synologys Schritt, diese Freiheit einzuschränken, wurde als direkter Angriff auf dieses Grundprinzip und als Bruch mit der langjährigen Kundenbeziehung empfunden.
Vertrauensverlust und Abwanderung der Kunden
Das Vertrauen ist in der Datenspeicherungsbranche ein entscheidender Faktor. Die restriktive Politik von Synology führte zu einem spürbaren Vertrauensverlust. In Online-Foren und auf Plattformen wie Reddit und Hacker News äußerten zahlreiche langjährige Kunden ihre Enttäuschung und kündigten an, bei zukünftigen Käufen auf andere Marken umzusteigen.
Viele Nutzer empfanden die Maßnahme als Versuch, den Erfolg der Druckerhersteller zu kopieren, die Geräte günstig verkaufen, aber hohe Preise für Verbrauchsmaterialien wie Tinte verlangen. Diese Strategie, die oft als „Vendor-Lock-in“ bezeichnet wird, stieß in der technisch-versierten NAS-Community auf wenig Verständnis.
Der Markt reagiert schnell
Die Unzufriedenheit der Synology-Kunden schuf eine Lücke im Markt, die von Wettbewerbern schnell gefüllt wurde. Marken wie UGREEN, TerraMaster und QNAP gewannen an Popularität, indem sie leistungsfähigere Hardware zu vergleichbaren oder günstigeren Preisen anboten, ohne die Wahl der Festplatten einzuschränken.
Die stille Kehrtwende von Synology
Anstatt die Kursänderung öffentlich zu kommunizieren, aktualisierte Synology lediglich einen Support-Artikel auf seiner Website. In diesem Dokument wird nun erklärt, dass die kommenden 2025er-Modelle der „Plus“-Serie mehr Flexibilität bei der Installation von HDDs und 2,5-Zoll-SATA-SSDs von Drittanbietern bieten.
Wörtlich heißt es in dem aktualisierten Artikel (übersetzt): „Während Synology die Verwendung von Laufwerken aus der Kompatibilitätsliste für optimale Leistung und Zuverlässigkeit empfiehlt, behalten die Nutzer die Flexibilität, andere Laufwerke nach eigenem Ermessen zu installieren.“
Diese Änderung betrifft jedoch nur bestimmte zukünftige Modelle. Für viele bestehende und andere Geräteserien bleiben die strengen Beschränkungen weiterhin in Kraft. Die Tatsache, dass Synology diesen Schritt nicht proaktiv ankündigte, wird von vielen als Zeichen gewertet, dass das Unternehmen den Fehler nur widerwillig korrigiert.
Alternativen im Aufwind: DIY und Wettbewerber
Die Kontroverse um Synology hat den Trend zu alternativen Speicherlösungen verstärkt. Viele Nutzer, die zuvor den Komfort der Synology-Software (DiskStation Manager, DSM) schätzten, wandten sich DIY-Lösungen (Do-It-Yourself) zu.
DIY-NAS: Mehr Kontrolle für Experten
Selbstgebaute NAS-Systeme bieten maximale Flexibilität und oft ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Beliebte Optionen sind:
- TrueNAS/FreeNAS: Ein leistungsstarkes Open-Source-Betriebssystem, das auf dem robusten ZFS-Dateisystem basiert. Es erfordert mehr Einarbeitung, bietet aber Funktionen auf Enterprise-Niveau.
- Unraid: Ein benutzerfreundliches Betriebssystem, das besonders für die Verwendung von Festplatten unterschiedlicher Größe beliebt ist.
- Eigenbau mit Standard-Linux: Erfahrene Nutzer bauen Server aus alter PC-Hardware oder energieeffizienten Mini-PCs und konfigurieren Dienste wie Samba oder NFS manuell.
Der Nachteil dieser Lösungen ist der höhere Einrichtungs- und Wartungsaufwand, der viele Anwender ursprünglich zu „Plug-and-Play“-Lösungen wie denen von Synology greifen ließ.
Wachsende Konkurrenz
Neben den DIY-Optionen haben auch andere Hersteller von Fertig-NAS-Systemen profitiert. Unternehmen wie UGREEN haben mit neuen Geräten, die moderne Hardware wie 2,5-Gbit-Ethernet-Anschlüsse und leistungsfähigere Prozessoren bieten, viel Aufmerksamkeit erregt. Ein entscheidender Vorteil dieser Marken ist ihre offene Haltung gegenüber Festplatten von Drittanbietern.
„Warum sollte ich mehr für ein Synology-Gerät ausgeben, wenn ich bei einem UGREEN-NAS jede Festplatte verwenden und sogar ein anderes Betriebssystem wie TrueNAS installieren kann? Die Kundschaft von Synology hat das technische Wissen, um das zu tun.“ – Kommentar eines Nutzers auf einer Tech-Plattform.
Was die Zukunft für Synology bringt
Synologys teilweise Rücknahme der Festplatten-Beschränkungen ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber der Imageschaden bleibt. Das Unternehmen muss das Vertrauen seiner loyalsten Kunden zurückgewinnen, die sich durch die bisherige Politik bevormundet fühlten.
Die Konkurrenz ist stärker und vielfältiger als je zuvor. Während Synologys DSM-Software weiterhin als eine der benutzerfreundlichsten auf dem Markt gilt, ist die Hardware oft nicht mehr auf dem neuesten Stand. Veraltete Prozessoren und fehlende moderne Netzwerkanschlüsse sind häufige Kritikpunkte.
Um langfristig relevant zu bleiben, muss Synology nicht nur seine Politik dauerhaft kundenfreundlicher gestalten, sondern auch bei der Hardware innovativer werden. Die stille Korrektur der Festplatten-Richtlinie zeigt, dass Kundenfeedback eine Wirkung hat, aber eine offene und ehrliche Kommunikation wäre entscheidend gewesen, um den entstandenen Vertrauensbruch zu reparieren.





