Auf dem Snapdragon Summit hat Qualcomm-CEO Cristiano Amon eine klare Zeitachse für die nächste Mobilfunkgeneration vorgestellt und die Einführung von 6G-fähigen Geräten bis 2028 in Aussicht gestellt. Parallel dazu gab es eine bedeutende Ankündigung von Google: Rick Osterloh, Senior Vice President für Geräte und Dienste, deutete eine mögliche Zusammenführung der Betriebssysteme ChromeOS und Android an, um eine einheitliche Plattform für PCs und mobile Geräte zu schaffen.
Diese Entwicklungen wurden im Rahmen von Qualcomms umfassenderer Strategie präsentiert, künstliche Intelligenz (KI) in alle Bereiche des digitalen Lebens zu integrieren. Die Vision „KI überall“ soll die Art und Weise, wie Nutzer mit Technologie interagieren, grundlegend verändern, wobei 6G als entscheidende Infrastruktur für den Datenaustausch dient.
Wichtige Erkenntnisse
- 6G-Zeitplan: Qualcomm plant die Einführung von vorkommerziellen 6G-Geräten bereits im Jahr 2028.
- Google OS-Fusion: Google arbeitet an einer „gemeinsamen technischen Grundlage“ für PCs und Smartphones, was auf eine Verschmelzung von ChromeOS und Android hindeutet.
- KI-Vision: Qualcomm-CEO Cristiano Amon beschreibt KI als die neue Benutzeroberfläche („AI is the new UI“), die auf allen Geräten, von Smartphones bis zu Wearables, personalisiert wird.
- Dezentrale KI-Verarbeitung: Die Zukunft der KI liegt laut Qualcomm in einem abgestuften Modell, bei dem die Cloud für das Training und die Endgeräte („Edge“) für die Feinabstimmung und Anwendung zuständig sind.
Qualcomms Vision einer allgegenwärtigen KI
Während des zehnten Snapdragon Summits in Maui skizzierte Qualcomm-Chef Cristiano Amon die nächste Phase der Unternehmensstrategie. Nachdem der Fokus 2024 auf der Personalisierung von KI durch lokale Sprachmodelle auf Endgeräten lag, soll 2025 die Skalierung dieser Technologie im Mittelpunkt stehen. Amons Vision lautet „KI überall“.
Das Konzept sieht vor, dass künstliche Intelligenz nahtlos über verschiedene Geräte hinweg funktioniert – vom Smartphone über den PC bis hin zu Servern. „KI ist die neue Benutzeroberfläche“, erklärte Amon. Die Technologie soll direkt dort agieren, wo sich der Nutzer befindet, und alltägliche Aufgaben intelligent verwalten.
Das persönliche Ökosystem des Nutzers
Qualcomm erweitert seinen Fokus über das Smartphone hinaus. Laut Amon sind Geräte wie Smartwatches, intelligente Brillen oder Ringe Erweiterungen des Telefons. Diese Geräte sollen als spezialisierte „Agenten“ fungieren, die mit der zentralen KI auf dem Smartphone zusammenarbeiten, um bestimmte Funktionen auszuführen. Amon bezeichnete dieses vernetzte System als das „Ökosystem von dir“.
In diesem Szenario würden KI-Systeme einfache Anwendungen wie Kalender, Kontakte oder das Verwalten von Rechnungen autonom übernehmen. Bei Terminkonflikten könnte die KI beispielsweise selbstständig eine Lösung finden und den Nutzer nur dann um eine Entscheidung bitten, wenn es absolut notwendig ist.
Hintergrund: Edge-Computing und KI
Edge-Computing bezeichnet die Verarbeitung von Daten in der Nähe des Ortes, an dem sie entstehen – also direkt auf dem Smartphone, im Auto oder auf einem Sensor. Für KI bedeutet dies, dass Modelle nicht nur in der Cloud trainiert, sondern auch auf den Endgeräten (der „Edge“) verfeinert und ausgeführt werden. Dies reduziert die Latenz, erhöht den Datenschutz und ermöglicht personalisierte Echtzeitanwendungen.
Abgestufte KI-Modelle für mehr Effizienz
Amon prognostiziert eine Entwicklung hin zu abgestuften KI-Modellen. Während große Datenmengen in der Cloud zum Trainieren der Basismodelle genutzt werden, findet die Feinabstimmung auf den Endgeräten statt. Diese Geräte sammeln kontinuierlich neue Daten aus der direkten Interaktion mit dem Nutzer und passen die KI-Modelle entsprechend an.
„Die Menge der auf den Geräten erzeugten Daten wird die Menge der Daten, die zum Trainieren der Modelle verwendet wird, in den Schatten stellen“, so Amon. „Das wird massiv sein.“ Diese riesigen Datenmengen erfordern eine neue Generation von Netzwerkinfrastruktur, um effizient kommuniziert zu werden.
6G als Nervensystem für die KI-Zukunft
Um die Vision einer vernetzten und dezentralen KI zu realisieren, ist eine leistungsfähigere Kommunikationstechnologie erforderlich. Hier kommt die nächste Mobilfunkgeneration ins Spiel. Qualcomm arbeitet bereits intensiv an der Entwicklung von 6G.
Meilenstein für 6G
Cristiano Amon kündigte an, dass Qualcomm bereits 2028 mit „vorkommerziellen Geräten“ für den 6G-Standard rechnet. Dies ist ein konkreter Zeitplan für eine Technologie, die 5G ablösen wird.
Die Rolle von 6G geht laut Qualcomm über reine Geschwindigkeitssteigerungen hinaus. Das Netzwerk selbst soll intelligent werden und den Datenaustausch zwischen Cloud und Endgeräten optimiert steuern. Es wird die Grundlage dafür schaffen, dass Daten von intelligenten Ringen, Brillen und anderen Sensoren in Echtzeit verarbeitet werden können.
Auch das Auto wird in diesem Ökosystem eine wichtige Rolle spielen. Die Rechenplattform im Fahrzeug soll die Leistung des Smartphones ergänzen und als weiterer Knotenpunkt im persönlichen KI-Netzwerk des Nutzers dienen.
Google deutet Verschmelzung von ChromeOS und Android an
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt von Rick Osterloh, Googles Senior Vice President für Geräte und Dienste. In einem Gespräch mit Amon gab er einen tiefen Einblick in die zukünftige Softwarestrategie von Google für Computer.
Osterloh sprach von der Entwicklung einer „gemeinsamen technischen Grundlage für PCs und Desktop-Computing-Systeme“. Diese Aussage wird als bisher deutlichster Hinweis auf eine mögliche Zusammenführung von ChromeOS, dem Betriebssystem für Chromebooks, und Android gewertet.
„In der Vergangenheit hatten wir immer sehr unterschiedliche Systeme für das, was wir auf PCs und auf Smartphones entwickeln, und wir arbeiten daran, das zu kombinieren“, sagte Osterloh auf der Bühne.
„Project Aluminium“ bestätigt?
Die Äußerungen von Osterloh scheinen frühere Berichte zu bestätigen. Medien wie Android Authority hatten bereits über ein internes Projekt bei Google mit dem Codenamen „Project Aluminium“ berichtet, dessen Ziel die Integration von Android in ChromeOS sein soll.
Durch die Vereinheitlichung der Plattformen könnte Google seine KI-Technologien wie die Gemini-Modelle und den Google Assistant sowie die riesige Entwicklergemeinde von Android einfacher in den PC-Bereich bringen. „Ich denke, das ist eine weitere Möglichkeit, wie Android in der Lage sein wird, jedem in jeder Computerkategorie zu dienen“, fügte Osterloh hinzu.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Qualcomm und Google bei diesem Projekt wurde ebenfalls angedeutet. Eine solche vereinheitlichte Plattform würde perfekt zu Qualcomms Snapdragon-Chips für PCs passen und eine stärkere Alternative zu den etablierten Systemen von Microsoft und Apple schaffen. Die Ankündigungen auf dem Snapdragon Summit zeichnen das Bild einer Zukunft, in der Hardware, Software und Netzwerkinfrastruktur enger als je zuvor zusammenwachsen, um eine allgegenwärtige künstliche Intelligenz zu ermöglichen.





