OpenAI hat eine neue Funktion für seinen KI-Chatbot namens „Pulse“ eingeführt. Das System soll Nutzern täglich personalisierte Zusammenfassungen basierend auf ihren Interessen liefern. Die Funktion wird zunächst für zahlende Pro-Abonnenten verfügbar sein und soll später auch für Plus-Nutzer freigeschaltet werden.
Pulse analysiert den Chatverlauf und direktes Nutzerfeedback, um relevante Themen zu identifizieren. Laut OpenAI soll die Funktion den Chatbot von einem rein reaktiven Werkzeug zu einem proaktiven Assistenten weiterentwickeln, der Informationen selbstständig aufbereitet und präsentiert.
Wichtige Erkenntnisse
- OpenAI hat „ChatGPT Pulse“ gestartet, eine Funktion für personalisierte tägliche Updates.
- Pulse lernt aus dem Chatverlauf und Nutzerfeedback, um relevante Inhalte zu kuratieren.
- Die Funktion richtet sich auch an Anleger, die KI für Finanzinformationen nutzen, birgt aber erhebliche Risiken.
- Experimente zeigen, dass die Anlageempfehlungen von ChatGPT unzuverlässig und sogar gefährlich sein können.
- Trotz der Risiken wächst der Markt für KI-gestützte Anlageberatung stark.
Was ist ChatGPT Pulse?
OpenAI beschreibt Pulse als einen persönlichen Assistenten, der „über Nacht für Sie arbeitet“. Anstatt dass Nutzer aktiv nach Informationen suchen müssen, stellt Pulse jeden Morgen eine Auswahl an relevanten Neuigkeiten und Themen zusammen. Diese werden in Form von visuellen Karten präsentiert, die einen schnellen Überblick ermöglichen oder für detailliertere Informationen geöffnet werden können.
„Seit dem Start von ChatGPT musste man immer eine Frage stellen“, erklärte das Unternehmen in einer Mitteilung. „Das ist jedoch durch das begrenzt, wonach man zu fragen weiß, und legt die Last für den nächsten Schritt immer auf den Nutzer.“ Pulse soll diesen Prozess umkehren, indem es proaktiv handelt.
In einer Demonstration zeigte OpenAI, wie ein Nutzer gebeten wird, seine Interessen anzugeben, etwa lokale Nachrichten, Empfehlungen für Laufstrecken oder das Lernen von Italienisch. Basierend auf diesen Präferenzen erstellt Pulse dann die täglichen Updates.
„Pulse ist Teil unserer Bemühungen, ChatGPT von reaktiv zu proaktiv und persönlicher zu machen“, sagte OpenAI-CEO Sam Altman in einem Beitrag auf der Plattform X.
Die Funktion kann auch mit Google-Konten verknüpft werden. Dadurch kann Pulse auf Daten aus Gmail und dem Google Kalender zugreifen, um beispielsweise Tagesordnungen zu entwerfen, Aufgaben vorzuschlagen oder Restaurantempfehlungen während einer Reise zu geben. Nutzer können die Vorschläge bewerten, um die Personalisierung weiter zu verbessern.
Anwendung im Finanzbereich und die Risiken
Die Einführung von Pulse kommt zu einer Zeit, in der immer mehr Privatanleger auf künstliche Intelligenz für Einblicke in die Finanzmärkte zurückgreifen. Theoretisch könnten Händler von Kryptowährungen oder Aktien Pulse nutzen, um sich täglich über Marktentwicklungen und relevante Nachrichten informieren zu lassen.
Eine Umfrage des Finanztechnologie-Forschungsunternehmens Finder vom August 2023 ergab, dass 16 % der britischen Anleger KI für Aktienempfehlungen und 15 % für Tipps zum Handel mit Kryptowährungen genutzt haben. Noch verbreiteter ist der Einsatz für allgemeine Finanzberatung, wie Budgetierungstipps, was 40 % der Befragten angaben.
Jüngere Generationen nutzen KI häufiger
Laut der Finder-Umfrage ist die Nutzung von KI für persönliche Finanzberatung bei jüngeren Altersgruppen deutlich höher. Bei der Generation Z (13 bis 28 Jahre) lag der Anteil bei 65 %, bei den Millennials (29 bis 44 Jahre) bei 61 %.
Experten und auch OpenAI selbst warnen jedoch eindringlich davor, sich blind auf die Empfehlungen von KI-Modellen zu verlassen. Die Ratschläge können unzuverlässig, veraltet oder sogar schädlich sein.
Ein Experiment zeigt die Unzuverlässigkeit
Um die Zuverlässigkeit von ChatGPT zu testen, wurde dem KI-Modell die Aufgabe gestellt, 100 US-Dollar so im Kryptomarkt zu investieren, dass „in kürzester Zeit so viel Geld wie möglich verdient wird“.
Im März 2023 schlug ChatGPT folgende Verteilung vor:
- 50 $ in Bitcoin (BTC)
- 25 $ in Ether (ETH)
- 15 $ in Cosmos Hub (ATOM)
- 10 $ in NFT- und Web3-bezogene Projekte
Bei einer Wiederholung des Experiments mit der gleichen Fragestellung lieferte ChatGPT eine völlig andere und problematische Empfehlung:
- 25 $ in Solana (SOL)
- 20 $ in XRP (XRP)
- 20 $ in Ether (ETH)
- 15 $ in Bitcoin (BTC)
- 20 $ in Little Pepe (LILPEPE)
Die Empfehlung, in LILPEPE zu investieren, ist besonders alarmierend. Es handelt sich um einen gescheiterten Memecoin mit einer Marktkapitalisierung von nur rund 269.000 US-Dollar. Eine solche Anlage wäre extrem riskant und würde höchstwahrscheinlich zu einem Totalverlust führen. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass die KI nicht zwischen etablierten Projekten und hochspekulativen, quasi wertlosen Token unterscheiden kann.
Warnung von OpenAI
OpenAI weist in seinen Nutzungsbedingungen explizit darauf hin, dass seine Modelle nicht für professionelle Finanzberatung herangezogen werden sollten. Die von der KI generierten Informationen sind nicht als Anlageberatung zu verstehen und können Fehler enthalten.
Wachsender Markt für KI-gestützte Beratung
Trotz der offensichtlichen Risiken hat die Nachfrage nach KI-gestützten Werkzeugen für den Handel einen neuen Markt geschaffen: den sogenannten „Robo-Advisory“-Markt. Dieser Sektor umfasst Unternehmen, die automatisierte, algorithmusgesteuerte Modelle zur Unterstützung von Anlageentscheidungen anbieten.
Die Marktforschungsfirma Research and Markets prognostiziert ein enormes Wachstum für diese Branche. Während der Markt im vergangenen Jahr ein Volumen von 61,75 Milliarden US-Dollar hatte, wird erwartet, dass er bis 2029 auf 470,91 Milliarden US-Dollar ansteigt. Das entspricht einem Zuwachs von über 660 %.
Dieses Wachstum zeigt, dass viele Anleger bereit sind, Technologie zur Unterstützung ihrer Finanzentscheidungen zu nutzen. Funktionen wie ChatGPT Pulse könnten diesen Trend weiter verstärken, indem sie den Zugang zu kuratierten Finanzinformationen vereinfachen. Es bleibt jedoch entscheidend, dass Nutzer die von der KI bereitgestellten Informationen kritisch prüfen und nicht als alleinige Grundlage für Investitionen verwenden.





