Besitzer von Neato-Saugrobotern stehen vor einer unerwarteten Einschränkung ihrer Geräte. Das Unternehmen Vorwerk, das Neato im Jahr 2017 übernommen hatte, kündigte die Abschaltung der Cloud-Dienste an. Dies bedeutet, dass die Roboter bald nur noch im manuellen Modus betrieben werden können und wesentliche App-Funktionen wie die Erstellung von Reinigungsplänen oder die Fernsteuerung wegfallen.
Die Entscheidung kommt überraschend, da Vorwerk nach der Schließung von Neato Robotics im Jahr 2023 ursprünglich versprochen hatte, die Cloud-Infrastruktur für einen Zeitraum von fünf Jahren aufrechtzuerhalten. Dieses Versprechen wird nun, nur zwei Jahre später, gebrochen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Cloud-Dienste für alle Neato-Saugroboter werden abgeschaltet.
- Smarte Funktionen wie App-Steuerung, Zeitpläne und virtuelle No-Go-Zonen entfallen.
- Die Geräte können nur noch manuell per Knopfdruck am Gerät gestartet und gestoppt werden.
- Die Abschaltung erfolgt trotz eines früheren Versprechens, den Dienst für fünf Jahre zu gewährleisten.
Das abrupte Ende der Cloud-Unterstützung
In einer E-Mail, die derzeit an Kunden versendet wird, informiert das Unternehmen über die bevorstehende Abschaltung der Server. Damit verlieren die Saugroboter der Marke Neato ihre Anbindung an das Internet und folglich ihre intelligenten Fähigkeiten. Die Steuerung über die „MyNeato“-App wird nicht mehr möglich sein.
Für die Nutzer bedeutet dies einen erheblichen Funktionsverlust. Die Möglichkeit, Reinigungszyklen zu planen, bestimmte Zonen für die Reinigung festzulegen oder den Saugroboter von unterwegs zu starten, gehört bald der Vergangenheit an. Die Geräte werden zu einfachen Saugern degradiert, die nur noch über die Tasten am Gehäuse bedient werden können.
Gebrochenes Versprechen an die Kunden
Die Nachricht ist für viele Besitzer besonders enttäuschend, da sie im Widerspruch zu früheren Zusagen steht. Nach der Einstellung des operativen Geschäfts von Neato Robotics im Jahr 2023 hatte die Muttergesellschaft Vorwerk den Kunden versichert, die notwendige Cloud-Infrastruktur für weitere fünf Jahre zu betreiben.
Diese Zusage sollte sicherstellen, dass die bereits verkauften Geräte ihre volle Funktionalität behalten. Die jetzige Entscheidung, die Server bereits nach zwei Jahren abzuschalten, stellt einen klaren Bruch dieses Versprechens dar und wirft Fragen zur langfristigen Zuverlässigkeit von vernetzten Haushaltsgeräten auf.
Hintergrund: Die Übernahme von Neato durch Vorwerk
Neato Robotics, ein US-amerikanisches Unternehmen, galt einst als Pionier im Bereich der Saugroboter und war bekannt für seine D-förmigen Geräte, die eine effiziente Reinigung von Ecken ermöglichen sollten. Im Jahr 2017 wurde Neato von der deutschen Unternehmensgruppe Vorwerk übernommen, die selbst mit ihren Kobold-Saugrobotern am Markt aktiv ist. 2023 wurde der Geschäftsbetrieb von Neato schließlich eingestellt.
Die Begründung des Unternehmens
Als Grund für die vorzeitige Abschaltung führt das Unternehmen veränderte Rahmenbedingungen an. In der Benachrichtigung an die Kunden heißt es, dass sich Cybersicherheitsstandards, Compliance-Verpflichtungen und gesetzliche Vorschriften so weiterentwickelt hätten, dass ein sicherer und nachhaltiger Betrieb der veralteten Systeme nicht mehr möglich sei.
„Seit Neato den Betrieb im Jahr 2023 eingestellt hat, hat Vorwerk die Neato-Cloud-Plattform weiter betrieben, um das ursprüngliche Fünf-Jahres-Serviceversprechen einzuhalten. Jedoch haben sich Cybersicherheitsstandards, Compliance-Verpflichtungen und Vorschriften in einer Weise weiterentwickelt, die es nicht mehr möglich machen, diese Altsysteme sicher und nachhaltig zu betreiben.“
Diese Erklärung lässt jedoch viele Fragen offen. Kritiker merken an, dass solche Entwicklungen im IT-Bereich vorhersehbar sind und ein Unternehmen wie Vorwerk in der Lage sein sollte, die Sicherheit seiner Systeme über den versprochenen Zeitraum zu gewährleisten.
Was bedeutet „nur manueller Modus“?
Ohne Cloud-Anbindung funktionieren die Neato-Roboter wie einfache, nicht-smarte Geräte:
- Start/Stopp: Die Reinigung kann nur durch Drücken einer Taste am Gerät gestartet werden.
- Keine App: Die „MyNeato“-App wird funktionslos.
- Keine Zeitpläne: Automatisierte Reinigungen zu bestimmten Zeiten sind nicht mehr möglich.
- Keine Kartierung: Funktionen wie virtuelle Wände oder die gezielte Reinigung einzelner Räume entfallen.
Die Folgen für Verbraucher und die IoT-Branche
Der Fall Neato ist ein warnendes Beispiel für die Abhängigkeit von „smarten“ Geräten von herstellereigenen Cloud-Diensten. Kunden, die oft einen Aufpreis für intelligente Funktionen zahlen, stehen am Ende mit einem Produkt da, dessen Kernmerkmale entfernt wurden.
Dieser Vorfall unterstreicht eine grundlegende Problematik des Internets der Dinge (IoT): Die Langlebigkeit und der volle Funktionsumfang eines Produkts hängen nicht nur von der Hardware ab, sondern auch vom fortwährenden Engagement des Herstellers, die dahinterliegende Software und Server-Infrastruktur zu pflegen. Wenn dieses Engagement endet, kann ein teures Hightech-Gerät schnell zu Elektroschrott werden.
Was können betroffene Kunden tun?
Die Möglichkeiten für betroffene Neato-Besitzer sind begrenzt. Da die Funktionalität durch die Abschaltung der Server serverseitig eingeschränkt wird, gibt es keine einfache technische Lösung, um die smarten Features wiederherzustellen. Die Geräte bleiben als einfache manuelle Staubsauger nutzbar, aber der Mehrwert, für den viele Kunden bezahlt haben, ist verloren.
Verbraucherschützer raten in solchen Fällen oft, die eigenen Ansprüche zu prüfen, doch die rechtliche Durchsetzung kann kompliziert und langwierig sein. Der Fall Neato wird wahrscheinlich die Diskussion über die Rechte von Verbrauchern beim Kauf von vernetzten Produkten weiter anheizen und die Forderung nach transparenteren und verbindlicheren Service-Garantien verstärken.





